Dr. Gunther Kegel Scheitert die Energiewende an der Digitalisierung?

Pepperl+Fuchs SE

Dr. Gunther Kegel (62) ist Vorstandsvorsitzender der Pepperl+Fuchs SE, Mannheim. Er begann seine berufliche Laufbahn nach dem Studium der Elektrotechnik und Promotion an der TU Darmstadt bei Pepperl+Fuchs in Mannheim, Hersteller von Elektronik für die Fabrik-/Prozessautomation. Er ist Präsidiumsmitglied des VDE und Mitglied in verschiedenen Aufsichtsratsgremien und Beiräten. Seit Oktober 2020 ist er Präsident des ZVEI, Verband der Elektro- und Digitalindustrie.

Bild: Pepperl+Fuchs
20.10.2023

Seit 30 Jahren digitalisieren Unternehmen ihre Produkte, Systeme und Prozesse. Doch wo sind die neuen, datengetriebenen Geschäftsmodelle? Wie können wir einen sicheren, kostengünstigen Datenaustausch ermöglichen und skalierbare Geschäftsmodelle schaffen?

Um die Anforderungen des Pariser Abkommens zu erfüllen, müssen wir unsere Gesellschaft verändern. Und wir müssen unsere Versorgungsstrukturen angesichts der politischen Herausforderungen sichern. Das erfordert Elektrifizierung, Automatisierung und Digitalisierung, um unseren Energieverbrauch zu senken und unseren Wohlstand zu erhalten.

Sektorenkopplung verbindet Verbrauch und Erzeugung intelligent. Wichtig ist, ein gemeinsames Datenmodell zu entwickeln und die Datenintegration zu vereinfachen, um innovative digitale Geschäftsmodelle umzusetzen. Um das Potenzial der digitalen Transformation voll auszuschöpfen, sind technische Sicherheit und Vertrauen entscheidend.

Wir müssen unsere Anstrengungen auf dem Gebiet der Energieeffizienz verstärken. Elektrifizierung, Automatisierung und Digitalisierung bieten Chancen für Effizienzsteigerungen und Treibhausgaseinsparungen. Gleichzeitig müssen wir den Ausbau erneuerbarer Energien und die Entwicklung nachhaltiger Geschäftsmodelle vorantreiben. Unternehmensübergreifend zu digitalisieren ist eine große Herausforderung, der wir uns stellen müssen. Unternehmen müssen zusammenarbeiten, um Daten zu integrieren und innovative digitale Lösungen umzusetzen.

Gaia-X sollte als Rahmen dienen, um sichere und vertrauenswürdige Datenräume zu schaffen. Ursprünglich hatte Peter Altmaier die Schaffung eines europäischen Hyper-Scalers im Sinn, der jedoch nicht klar definiert war. Man entschied sich dann, eine technische Architektur zu entwickeln, die Sicherheit und Vertrauen ermöglicht.

Mit Catena-X wurde das Konzept in der Automobilindustrie umgesetzt. Unternehmen wie BMW erkannten jedoch schnell, dass sie das Ziel nicht alleine erreichen konnten. Sie planten ein großes SAP-Integrationsprojekt, doch die proprietäre Datenstruktur erwies sich als Herausforderung. Die Datenströme waren unterschiedlich und ließen sich nicht einfach vereinheitlichen.

Hier setzt das Industrial Metaverse an. Im Industrial Metaverse werden Akteure entlang des Produktlebenszyklus und der Wertschöpfungskette miteinander vernetzt. Durch Datenräume und eine gemeinsame Datenbasis sollen digitale Geschäftsmodelle entwickelt werden, die über Unternehmensgrenzen hinweg funktionieren.

Hier kommt Manufacuring-X ins Spiel: Es handelt sich hierbei um eine Initiative zur Digitalisierung von Industrielieferketten. Sie zielt darauf ab, Daten über die Fertigungs- und Lieferkette zu teilen, um digitale Innovationen für Wettbewerbsfähigkeit und Resilienz zu fördern. Dies ist angesichts globaler Herausforderungen wie dem Klimawandel und geopolitischen Veränderungen von großer Bedeutung.

Unternehmen können so ihre Prozesse optimieren und den gesamten Lebenszyklus ihrer Produkte besser kontrollieren. Natürlich stehen wir noch vor kleineren und größeren Herausforderungen. Ich bin aber zuversichtlich, dass diese gelöst werden können, denn das Potenzial des industriellen Metaversums, effiziente und transparente Prozesse entlang der Wertschöpfungskette zu ermöglichen, ist groß.

Erfreulich ist, dass sich das Bundesministerium und Unternehmen wie BMW an der Weiterentwicklung von Manufacturing X beteiligen. Die Unterstützung durch Politik und Industrie ist von großer Bedeutung, um die notwendigen Ressourcen bereitzustellen und das Projekt erfolgreich umzusetzen.

Manufacturing X und das industrielle Metaverse sind wichtige Schritte hin zu einer effizienteren und vernetzten Fertigungslandschaft. Das Ziel ist nicht mehr die Suche nach den ultimativen digitalen Geschäftsmodellen, die jeden Aufwand rechtfertigen, sondern der Versuch, die Kosten der Datenintegration signifikant zu senken. Für diesen Wandel müssen Industrie, Politik und Gesellschaft jedoch an einem Strang ziehen. Die Herausforderungen der digitalen Transformation und die Sicherung unseres Wohlstands können nur gemeinsam bewältigt werden.

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