Der ZVEI hat auf seiner Jahresauftakt-Pressekonferenz Zahlen zum vergangenen Jahr bekanntgegeben. Die wenig überraschende Bilanz: Verluste bei allen wichtigen Kennziffern. Dennoch habe sich die Elektroindustrie etwas besser geschlagen als manch andere Branche des verarbeitenden Gewerbes, wie ZVEI-Präsident Dr. Gunther Kegel verkündet.
Die Produktion ging im Vergleich zu 2019 um sieben Prozent zurück.
Der Umsatz ging im Vergleich zu 2019 um sechs Prozent zurück.
Mit 180 Milliarden Euro erreichten die Erlöse nur das Niveau von 2016.
Die Zahl der Beschäftigten ging aufgrund von Kurzarbeit nur moderat auf 873.000 zurück. Zuletzt war noch jeder Achte in Kurzarbeit.
Kegel: „Ein harter Lockdown muss vermieden werden“
Für 2021 erwartet der ZVEI bei der Produktion ein Plus von fünf Prozent. Damit würden etwa zwei Drittel der Verluste aus dem vergangenen Jahr aufgeholt. Eine Rückkehr zum Vorkrisenniveau erwartet der Verband aber erst im Laufe des Jahres 2022.
Diese Prognosen unterliegen hohen Unsicherheiten: zum Beispiel der Frage, wie lange der aktuelle Lockdown andauert oder ob er erneut verschärft wird. Kegel appelliert an die Politik: „Ein harter Lockdown der Industrie muss vermieden werden. Nicht Härte, sondern differenzierte Schutzmaßnahmen entscheiden über die erfolgreiche Pandemie-Bekämpfung.“
ZVEI warnt vor Grenzschließungen
Die Exporte der Elektroindustrie nach Europa gingen im Zeitraum von Januar bis November 2020 um 6,5 Prozent auf rund 118 Milliarden Euro zurück. In die Eurozone sanken sie sogar um 8,4 Prozent auf knapp 58 Milliarden Euro.
„Die Verwundbarkeit Europas hat sich im vergangenen Jahr deutlich gezeigt“, kommentiert Wolfgang Weber, Vorsitzender der ZVEI-Geschäftsführung. Der Verband warnt deshalb davor, die Diskussion über Grenzschließungen in Europa fortzuführen: Der grenzüberschreitende Warenverkehr sei kein wesentlicher Faktor im Pandemiegeschehen und muss aufrechterhalten bleiben. „Anderenfalls droht Europa erneut ein massiver wirtschaftlicher Einbruch“, sagt Weber.
Gleichzeitig müsse Europa bei Schlüsseltechnologien, wie etwa der Mikroelektronik, „technologisch souverän“ bleiben. „Das darf nicht als Abschottung oder Autarkie missverstanden werden“, betont Weber. „Im Gegenteil, technologisch souverän heißt, die Chancen der globalen Wertschöpfung selbstbestimmt nutzen zu können. Das geht umso besser, je stärker die eigene technologische Stellung ist.“ Ein starker Binnenmarkt sei hierfür entscheidend. Die EU müsse ihn zu ihrem zentralen Wachstumsprojekt machen und kontinuierlich weiterentwickeln.