1 Bewertungen

Versorgung ohne Limits So helfen Cashierless Stores, Produktionsausfälle zu vermeiden

Der „i-cupboard“ ist die kompakte Form der maßgeschneiderten Materialversorgung unweit des Arbeitsplatzes.

Bild: Digi Sens
15.11.2021

Unschöne Vorstellung für jeden Produktionsverantwortlichen: In der Spätschicht am Freitag muss die Montage pausieren, weil ein Bauteil fehlt. Änderungen im Arbeitsplan führten zu einer veränderten Bedarfssituation für eine Reihe von Teilen und der Lagerist hatte dies übersehen. Der Lieferant ist aber bereits im Wochenende…

Produktionsausfälle können die Unternehmen teuer zu stehen kommen. Deshalb gibt es seit vielen Jahren bereits eine sehr sichere und bewährte Methode der Bestandsüberwachung. Digi Sens Switzerland hat mit ihrem „e-nventory“-System die Überwachung der Entnahme und Rückgabe von Artikeln aus Lagern verbessert.

Auf Basis dieser Technologie können dort Lager eingerichtet werden, wo der Bedarf tatsächlich besteht, bevorzugt bestückt mit den dort benötigten Artikeln. Solche dezentralen Lager bieten Zeit- und Kostenvorteile, weil lästige Wege zur zentralen Warenausgabe entfallen. Das ist besonders sinnvoll für Mitarbeitende, die beispielsweise in einem hygienisch geschützten Bereich, zum Beispiel in der Pharmaindustrie oder in Kliniken, arbeiten. Die Verfügbarkeit der „richtigen“ Materialien vor Ort erspart umständliche und zeitraubende Prozeduren beim Verlassen und Betreten dieser Bereiche.

Das jüngste Produkt des Unternehmens ist der „DShop“. Es ist ein begehbarer Kiosk mit Zugangskontrolle über eine Kredit- beziehungsweise Mitarbeiterkarte und automatisierter Erfassung des Einkaufs und der Abrechnung. Den DShop kann nur eine Person betreten, somit sind alle Warenbewegungen dieser Person zweifelsfrei zuzuordnen.

Michael Kuster, Marketing- und Vertriebschef von Digi Sens, sagt dazu: „Der DShop basiert auf einer sehr robusten Technologie, mit der wir schon seit über 20 Jahren Lager in der Industrie automatisieren. In unserem automatischen Lager wird über Sensoren die Anzahl der Artikel an jeder Lagerposition elektronisch überwacht. Beim e-nventory System sind es digitale Waagen, welche für die Bestandsüberwachung automatisch, präzise und weitaus zuverlässiger als beispielsweise Kamerasysteme sorgen. Diese bewährte Technik, ergänzt um eine intelligente Türsteuerung und ein softwarebasiertes Abrechnungssystem, das ist die Philosophie des DShops. So gesehen, ist der DShop die logische Weiterentwicklung unserer bisherigen Lagersysteme.“

Der Nutzen von DShop für die Anwender ist ebenso vielfältig wie individuell: Der DShop hat rund um die Uhr geöffnet. Ein- und Ausbuchvorgänge zum Beispiel über Scanning entfallen als Quelle von Fehlern, Entnahmen und Rückgaben werden automatisch registriert. Die automatische Bestandsübersicht des DShops ist zu jeder Zeit abrufbar, so gibt es keine Produktivitätsverluste oder Verspätungen durch Fehlteile. Der Zugriff kann auf bestimmte Mitarbeiter beschränkt werden. Der DShop ist mit allen Komponenten und der IT integraler Teil des e-nventory Systems und löst bei Bedarf automatische Nachbestellungen aus.

Wunschversorgung am Arbeitsplatz

Digi Sens beliefert traditionell Kunden aus der Industrie. Die mit dem e-nventory-System mögliche elektronische Bestandserfassung war eine wichtige Voraussetzung für die Entwicklung neuer dezentraler Lösungen für die Materialversorgung in der Produktion. Moderne Systeme, wie auch das von Digi Sens, tauschen die Bestandsdaten über die Cloud aus. So können die Vorräte auch an weltweit verteilten Standorten jederzeit eingesehen und überwacht werden.

Als kompakte Lösung bewährt sich schon seit einigen Jahren der „i.cupboard“ als automatisches Warenausgabesystem. Der i.cupboard ist ein Ausgabesystem in Schrankform, dessen Türen sich, wie beim DShop, nur mit Hilfe eines RFID-Badges öffnen lassen. Über den Besitzer der Karte erfolgt die Zuordnung zu Kostenstellen beziehungsweise aktuellen Projekten. Auch der i.cupboard erfasst die Lagerbestände vollautomatisch und informiert über jede einzel-ne Materialentnahme mit Zeit, Anzahl Artikel und entnehmende Person. Jeder dieser Schränke kann bis zu 104 verschiedene Artikel in den handelsüblichen Lagerboxen aufnehmen.

Der i.cupboard kommt zum Einsatz in Industrie-Unternehmen, im Lebensmittelsektor, sowie in Krankenhäusern und Tierarztpraxen.

Materialbewegungen zweiselfsfrei zuordnen

Die Schranklösung kommt dann an ihre Grenzen, wenn die Produkte, die am Arbeitsplatz benötigt werden, nicht nur die Größe von Schrauben oder Einmalhandschuhen haben. Man denke da an ganze Baugruppen oder Kabel oder Schläuche auf Trommeln, also Teile, die mehr Platzbedarf als eine handelsübliche Lagerbox haben. „Der Schritt zum Cashierless Store „DShop“ war tatsächlich nicht sehr weit“, sagt Michael Kuster.

Je nach Bedarf kann der DShop in einem Container, einer eingezäunten Regal-Insel oder in einem separaten Raum realisiert werden. Bei der Ausstattung des DShops mit Regalen und der Bestückung mit Artikeln hat der Nutzer alle Freiheiten. Der Zugang erfolgt über eine elektronisch verriegelte Tür. An der außen angebrachten „Wallbox“ weist sich die Person ähnlich wie beim i.cupboard mit ihrem persönlichen Badge aus. Möglich ist auch die Abfrage zusätzlicher Angaben wie Projektnummer, Kostenstellen.... bevor sich die Tür öffnet.

Die Türsteuerung des DShop sorgt dafür, dass immer nur eine Person den Raum betreten kann. Auf diese Weise können die Materialbewegungen zweifelsfrei dieser Person zugeordnet werden. Ganz intuitiv kann man Artikel entnehmen oder auch wieder zurücklegen. Das Betreten der am Boden eingezeichneten „Check Out Zone“ löst beim Verlassen des Raumes die Buchung der Materialentnahmen aus.

Die Auflistung der entnommenen und/oder zurückgelegten Artikel erhält der Besucher in wenigen Sekunden an einem Bildschirm und in Gestalt eines Ausgabe-Bons. Der DShop ist als Baukasten konzipiert und lässt sich beliebig erweitern. Der Basis-Kit besteht aus der Türmechanik, der Wallbox mit Touchscreen, dem Badge-Lesegerät und dem Basis Controller für die Bewirtschaftung von bis zu 500 Artikeln.

Wenn der Lieferant dem Kunden folgt

Inzwischen haben die Zulieferer die Ausgabesysteme als „Point-of-Sales“ in den Räumlichkeiten ihrer Kunden für sich entdeckt. Sowohl die Schranklösung i.cupboard als auch das Ausgabelager DShop werden immer öfter als „Verkaufskiosk“ genutzt, der rund um die Uhr verfügbar ist.

Befinden sich die Nutzer nicht in einer Fabrikhalle, sondern draußen auf Baustellen, nimmt der Kiosk idealerweise die Gestalt eines Containers an. Der typische Einsatz sind Großbaustellen, vor allem im Industrie- und Anlagenbau. Oft ist der Großhandel der bevorzugte Lieferant der dort tätigen Handwerker. Am DShop-Container können sie bargeldlos, nur mit ihrer persönlichen Karte die Waren beziehen, welche sie auf der Baustelle benötigen.

Für viele Handelsunternehmen ist dies ein vielversprechender Trend. „Ich erkenne in Container-Lösungen wie dem DShop eine tolle Service-Idee und ein interessantes Kundenbindungsinstrument, wirksam besonders dann, wenn sich die Baustelle weiter entfernt vom Firmensitz befindet. Durch die bedarfsgerechte Nachfüllung durch uns sind die Produkte der vertrauten Marken stets verfügbar und die Kunden profitieren von bekannten Konditionen und Zahlungsmodalitäten. Besonders wenn nur speziell für das Bauprojekt zugelassene und zertifizierte Produkte verarbeitet werden dürfen, wie oft im Anlagenbau, macht dieses Konzept Sinn“, so ein Branchen-Insider.

Industrie 4.0 in der Intralogistik

Die elektronische Bestandserfassung ist der Wegbereiter für zwei wichtige Trends in der Industrie: zum einen die nahtlose Einbindung externer Lieferanten in die interne Materialversorgung, zum anderen die Errichtung dezentraler, bedarfsgesteuerter Lager vor Ort.

Dies verlangt nicht nur ein hohes Maß an gegenseitigem Vertrauen zwischen Lieferant und Abnehmer sondern auch eine zuverlässige, über Ortsgrenzen hinweg verfügbare Technik. Denn erst wenn der Lieferant über die tatsächliche Bestandsentwicklung an den Standorten seiner Kunden in Echtzeit informiert wird, kann er bedarfsgerecht und pünktlich nachliefern. „Industrie 4.0 ist jetzt endlich auch in der Intralogistik angekommen“, freut sich Michael Kuster.

Firmen zu diesem Artikel
Verwandte Artikel