Der Multifokus-Solarturm des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Jülich war in den letzten Wochen Ort einer spannenden Aktion: Das Unternehmen Synhelion hat dort erstmals erfolgreich ein solarthermisches Verfahren für die Produktion von Synthesegas in größerem Maßstab getestet. Dazu nutzt es die Wärme der Sonne in einem speziellen Reaktor. Aus Synthesegas kann anschließend mit industriellen Standardprozessen flüssiger Treibstoff gewonnen werden. Die Schweizer Firma hat mit diesem Versuch auf der Großforschungsanlage des DLR einen wichtigen Meilenstein erreicht, um solare Treibstoffe in Zukunft auch in industriellem Maßstab herzustellen.
„Das DLR gratuliert Synhelion zu diesem Erfolg auf dem Weg, innovative Technologie reif für den Markt und die Anwendung zu machen. Gleichzeitig freuen wir uns, dass das DLR mit seinen Großforschungsanlagen als Plattform für diese Entwicklung dienen konnte“, sagt die DLR-Vorstandsvorsitzende Prof. Dr.-Ing. Anke Kaysser-Pyzalla. Erst im letzten Jahr hat die Schweizer Synhelion die DLR-Unternehmensgründung Heliokon übernommen, die heute als Synhelion Germany firmiert und große Teile der operativen Umsetzung durchführt.
Philipp Good, Technikvorstand (CTO) von Synhelion, kommentiert: „Durch die erfolgreiche Herstellung von solarem Synthesegas am Multifokus-Solarturm des DLR haben wir den Traum der Umwandlung von Sonnenlicht in Treibstoff industrietauglich gemacht. Der letzte große technische Meilenstein bei der Skalierung unserer Technologie ist damit geschafft. Nun ist der Weg geebnet für die industrielle Herstellung CO2-neutraler Flugzeugtreibstoffe, mit der wir nächstes Jahr in Jülich beginnen wollen. Dank der hervorragenden Forschungseinrichtungen des DLR konnten wir die Industrialisierung unserer Solartreibstoff-Technologie massiv beschleunigen.“
Baustein für die klimafreundliche Mobilität
Solare Treibstoffe sind flüssige Treibstoffe, die aus der Energie der Sonne, Wasser und Kohlenstoff hergestellt werden. Nutzt man als Quelle für den Kohlenstoff beispielsweise CO2 aus der Atmosphäre oder Methan aus Bioabfällen, ist dieser Treibstoff klimaneutral. Das heißt, bei seiner Verbrennung wir nur so viel CO2 freigesetzt, wie für dessen Produktion aus der Atmosphäre entnommen wurde.
Solare Treibstoffe gehören zu den sogenannten alternativen Treibstoffen. Sie sind, zusätzlich zu alternativen Antrieben und weiteren technologischen Verbesserungsmöglichkeiten, notwendig, um die ambitionierten Klimaschutzziele im Mobilitätsbereich zu erreichen. Im Luftverkehr sind sie vor allem für die Langstrecke die vielversprechendste Lösung.
„Das Projekt ist daher ein exzellentes Beispiel, wie die DLR-Forschung die Industrie aktiv unterstützt und wie wir gemeinsam die Herausforderungen von morgen angehen“, fasst Prof. Dr.-Ing. Karsten Lemmer, Mitglied des DLR-Vorstands und verantwortlich für Innovation, Transfer und wissenschaftliche Infrastrukturen, zusammen.
DLR-Infrastruktur für Forschung und Entwicklung
Das DLR-Institut für Solarforschung betreibt in Jülich zwei Solartürme sowie ein etwa rund zehn Hektar großes Feld mit mehr als 2.000 beweglichen Spiegeln, sogenannten Heliostaten. Diese fangen das Sonnenlicht ein, bündeln es und lenken es zu den beiden Solartürmen.
Die Anlage dient vor allem dazu, solare Bestrahlungstests durchzuführen. Mit ihr entwickeln Forschende des DLR zusammen mit Industrieunternehmen Komponenten und Systeme für kommerzielle solarthermische Kraftwerke. Am Standort Jülich ist zudem das DLR-Institut für Future Fuels beheimatet. Gemeinsam mit dem Institut für Solarforschung testet es hier Verfahren zur solaren Wasserspaltung, zur Herstellung von solaren Treibstoffen und für die die Nutzung von Solarwärme in Industrieprozessen.