Chips ermöglichen robuste Bordelektronik Start der Ariane 6 sichert Europas Zugang zum Weltraum

Die neue europäische Trägerraketengeneration Ariane 6 ist im Juli 2024 erfolgreich zu ihrer ersten Mission gestartet.

Bild: ESA
21.08.2024

Die neue europäische Trägerraketengeneration Ariane 6 ist im Juli 2024 erfolgreich zu ihrer ersten Mission gestartet. Mit an Bord: elektronische Komponenten des Wiener Hightech-Unternehmens TTTech, die für eine ausfallsichere Datenübertragung in sicherheitskritischen Systemen sorgen.

Die Trägerraketengeneration Ariane 6 sichert Europa wieder einen unabhängigen Zugang zum Weltraum. TTTech war im Rahmen einer von der Europäischen Weltraumorganisation ESA finanzierten Forschungsaktivität von Anfang an in das Ariane-6-Programm eingebunden. TTTech war maßgeblich an der Entwicklung des Datennetzes der Trägerrakete beteiligt und sorgt mit seinen Chips dafür, dass dieses „Nervensystem“ reibungslos funktioniert. Mit dieser Tätigkeit konnte TTTech sein Raumfahrtgeschäft weiter ausbauen und eine Rolle in der globalen Raumfahrtindustrie spielen, indem es sich beispielsweise an NASA Artemis beteiligte.

„Wir gratulieren der ESA, der ArianeGroup und der europäischen Raumfahrtindustrie, die an dem erfolgreichen Start der Ariane 6 beteiligt waren. Wir sind stolz darauf, mit unseren Hightech-Produkten die ausfallsichere Datenkommunikation in der Trägerrakete zu gewährleisten. Diese Produkte sind in mehr als 50 Avionikeinheiten integriert. Dabei handelt es sich um Sensoren und elektronische Steuerungssysteme, die über das Datennetz (das „Nervensystem“) der Ariane 6 Daten mit dem Steuercomputer (dem „Gehirn“) austauschen, um sicherheitskritische Funktionen wie Berechnung, Energieverteilung oder Schubvektorsteuerung zu bedienen“, erklärt Christian Fidi, der bei TTTech (TTTech Aerospace) den Geschäftsbereich Luft- und Raumfahrt leitet.

Leistungsfähigere Bordelektronik

Moderne, zukunftssichere Avionik, die mit den hohen Anforderungen an die Datenkommunikation mithalten kann, stand bei der Ariane 6 im Vordergrund. Das Besondere an den Chips von TTTech ist, dass sie sowohl sicherheitskritische Navigations- und Steuerungsdaten als auch weniger kritische Telemetrie- oder Videodaten zuverlässig und mit hoher Geschwindigkeit über das gleiche Netz übertragen können. Dadurch wird die Bordelektronik leistungsfähiger und robuster, und da weniger Kabel erforderlich sind, werden auch die Komplexität des Systems, das Gewicht und die Wartung reduziert.

Die Avionik der Ariane 6 wurde im Rahmen einer Forschungstätigkeit der französischen Raumfahrtagentur (CNES) und später der Europäischen Weltraumorganisation (ESA) entwickelt, an der große europäische Raumfahrtunternehmen wie Airbus beteiligt waren. TTTech arbeitete in erster Linie an dem Datennetz. Ziel war es, die Kommunikation und Datenübertragung in der Trägerrakete sicher und effizient zu gestalten und dafür zu sorgen, dass die für das Netzwerk benötigten Komponenten (Chips) so kompakt wie möglich gebaut werden.

Zusammenarbeit mit Partnern

Die Kofinanzierung durch das Future Launchers Preparatory Programme (FLPP) der ESA ermöglichte TTTech die Entwicklung des ersten Chip-Prototyps und der dazugehörigen Software. Dieser strahlungsverhörtete Chip, der für den Einsatz im Weltraum qualifiziert ist, wurde dann von der ArianeGroup für das Ariane 6-Programm im Jahr 2015 ausgewählt.

Die Entwicklung dieser Produkte war essentiell und bildete die Grundlage für die Beteiligung von TTTech an weiteren Raumfahrtprogrammen, unter anderem in der bemannten Raumfahrt, sagt Christian Fidi: „Die Ariane 6 zeigt deutlich, wie wichtig die österreichischen ESA-Beiträge und die Förderung durch die Österreichische Forschungsförderungsgesellschaft FFG und das Bundesministerium für Weltraum (BMK) sind. Technologie- und Produktentwicklungen für die Raumfahrt sind zeit- und kostenintensiv, aber wenn sie nach ESA-Standards abgeschlossen sind, können sie erfolgreich auf dem globalen Raumfahrtmarkt vermarktet werden.“

Der Erstflug der Ariane 6 und ihre Serienproduktion verzögerten sich zwar um einige Jahre, aber heute ist TTTech vor allem dankbar für die Geschäftsmöglichkeiten, die sich daraus ergeben haben. Ohne das Vertrauen der Agentur für Luft- und Raumfahrt (ALR) im FFG und des zuständigen Ministeriums sowie der Vorgängergesellschaft der heutigen ArianeGroup vor 10 Jahren hätte TTTech nicht den Rahmen gehabt, ein komplettes Raumfahrtproduktportfolio zu entwickeln. Mit diesem Portfolio hat TTTech nun ein starkes Standbein unter anderem in dem großen NASA-geführten Programm „Artemis“. Derzeit laufen die Vorbereitungen für die Lieferung von Produkten für das Lunar Gateway und seine ersten Module „PPE“ (Power-and-Propulsion-Element) und „HALO (Habitation and Logistics Outpost)“. Für die anderen Programme arbeitet TTTech bereits an der nächsten Generation dieser Produkte.

Bildergalerie

  • Erste freie Sicht auf die Ariane-6-Rakete vor ihrem Start.

    Erste freie Sicht auf die Ariane-6-Rakete vor ihrem Start.

    Bild: ESA–L. Bourgeon

  • Darstellung der Ariane 6 und des bordseitigen Datennetzes (Nervensystem), das den Chip von TTTech verwendet.

    Darstellung der Ariane 6 und des bordseitigen Datennetzes (Nervensystem), das den Chip von TTTech verwendet.

    Bild: TTTech Aerospace

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