Skepsis auch für 2025 Stimmung im Maschinenbau verschlechtert sich

Die Aussichten sind nicht rosig: Rund 8 von 10 Unternehmen rechnen nicht damit, dass sich die Lage im nächsten halben Jahr bessert, einige befürchten sogar eine Verschlechterung der Situation.

Bild: iStock, lvcandy
10.10.2024

Die VDMA-Konjunkturerhebung zeigt: in den kommenden sechs Monaten ist für den Maschienenbau keine Besserung in Sicht. Durch Auftragsmangel ist ein weiterer Produktionsrückgang absehbar und auch die Krisen zentraler Kundenbranchen zeigen inziwschen negative Auswirkungen. Viele Unternehmen sehen mehr als dringenden politischen Handlungsbedarf – Bund und Länder müssten jetzt liefern.

Mehr als ein Drittel (37 Prozent) der Unternehmen des Maschinen- und Anlagenbaus bewerten ihre aktuelle Lage als schlecht oder sehr schlecht. So lautet das Ergebnis der jüngsten Konjunkturerhebung des VDMA, an der 938 Mitgliedsunternehmen im September teilnahmen. Zwar stuft immerhin ein gutes Viertel (28 Prozent) der Firmen die Lage noch als gut oder sehr gut ein. Doch auch die Aussichten sind nicht rosig: Rund 8 von 10 Unternehmen rechnen nicht damit, dass sich die Lage im nächsten halben Jahr bessert, etwa jedes fünfte Unternehmen erwartet sogar eine abermalige Verschlechterung der aktuellen Situation.

„Im Vergleich zum letzten Erhebungszeitpunkt vor drei Monaten hat sich die Stimmung in den Firmen nochmals deutlich spürbar verschlechtert. Das verwundert nicht: Das Geschäftsumfeld ist weiterhin geprägt von zahlreichen Krisen. Das ist für sich genommen nichts Neues, leider! Doch es fehlt an politischer Entschlossenheit, an den richtigen Stellschrauben zu drehen, um diesen Krisen wirkungsvoll zu begegnen“, sagt VDMA-Chefvolkswirt Dr. Ralph Wiechers. „Eine politische Hängepartie kann sich unser Land nicht leisten. Die im Kern richtigen, wenn auch kleinen Ansätze der Wachstumsinitiative müssen schnell umgesetzt werden. Bund und Länder sind in der Pflicht! Wahltaktische Spiele sind fehl am Platz.”

Nur wenige Unternehmen blicken positiv auf 2025

In der Folge schauen nur wenige Unternehmen positiv auf das zu erwartende Gesamtergebnis 2024. Rund 40 Prozent erwarten einen nominalen Umsatzrückgang im laufenden Jahr, weitere 27 Prozent eine Stagnation ihrer Umsätze. Auch mit Blick auf 2025 herrscht, wenn auch knapp, mehrheitlich Skepsis: Über die Hälfte der Unternehmen (54 Prozent) erwartet kein nominales Umsatzwachstum. 32 Prozent der Befragten sehen eine Stagnation ihres Umsatzes für 2025 als realistisch an.

„Damit dürfte nach einem für die meisten Unternehmen mageren Jahr 2024 auch 2025 eine sehr herausfordernde Zeit werden. Der schwache Auftragseingang der vergangenen Monate hat dazu geführt, dass die Auftragsbestände mittlerweile vielerorts aufgezehrt sind. Folglich stuft mehr als ein Drittel (37 Prozent) der Unternehmen die eigene Auftragssituation mit Blick auf die nächsten sechs Monate als großes oder sehr großes Risiko ein. Denn ausbleibende neue Aufträge schlagen damit direkt auf die Produktion durch“, sagt Wiechers.

Krise in zentralen Kundenbranchen trifft auch Maschinenbau

Mit Blick auf die Kundenbranchen des Maschinen- und Anlagenbaus zeigen sich deutliche Unterschiede. Unter anderem die pharmazeutischen Erzeugnisse, die Medizintechnik und die Verteidigungsindustrie sowie die Luft- und Raumfahrt fallen positiv auf. Mit der Automobilindustrie, dem Maschinenbau selbst sowie der Bauindustrie sind derzeit hingegen drei wichtige Kundenbranchen schwer gebeutelt.

„Besonders schwierig sieht es in der Automobilindustrie aus. Drei Viertel der befragten Unternehmen beurteilt die Lage dort als schlecht oder sehr schlecht, und zwar anhaltend. Nur jedes zwanzigste Unternehmen erwartet eine Entwicklung zum Positiven in den nächsten sechs Monaten. Unwesentlich besser stellt sich die Situation im Maschinenbau selbst oder in der Bauindustrie dar. In beiden Kundenbranchen schätzen mehr als die Hälfte der Unternehmen aktuell die Lage als negativ ein. Nur etwa jedes zehnte Unternehmen erwartet eine positive Entwicklung in den nächsten sechs Monaten“, erläutert Wiechers.

USA mit guten Perspektiven, Inland besonders mau

Die regionalen Absatzchancen werden ebenfalls uneinheitlich beurteilt. Vergleichsweise positiv sieht es in den USA aus. Etwa jedes dritte Unternehmen wertet die aktuellen Absatzchancen dort als gut oder sogar sehr gut. Nur 10 Prozent der Unternehmen sehen für die USA in den nächsten sechs Monaten eine Abschwächung kommen, rund jeder dritte Betrieb erwartet sogar weitere Besserung.

Die aktuellen Absatzchancen in Deutschland werden hingegen besonders negativ gesehen. Mehr als die Hälfte der Unternehmen empfinden diese als schlecht oder sehr schlecht. Lediglich 13 Prozent erwarten eine Besserung der Absatzchancen im nächsten halben Jahr von zumeist bereits niedrigem Niveau. Kaum besser sieht es in China aus: fast jedes zweite Unternehmen kommt zum Urteil „schlecht“ oder „sehr schlecht“ bei den aktuellen Absatzchancen und nur jedes fünfte Unternehmen sieht eine Besserung der Lage im kommenden halben Jahr.

Politischer Handlungsbedarf wächst

Der politische Handlungsbedarf und die Erwartungen der Maschinenbauindustrie sind groß. Insbesondere die überbordende Bürokratie empfinden die Unternehmen als störend. 92 Prozent der Unternehmen sehen hier einen vordringlichen politischen Handlungsbedarf. Aber auch bei der Beschleunigung von Genehmigungsverfahren (85 Prozent) und der Modernisierung der Infrastruktur (80 Prozent) sehen die Befragten akuten Bedarf.

„Die Politik muss endlich die wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen fürs Investieren und Innovieren verbessern, damit die heimischen Unternehmen im internationalen Wettbewerb bestehen können. Die Geduld vieler Entscheidungsträger in den Unternehmen ist überstrapaziert, mehr noch: am Ende!“, mahnt der VDMA-Chefvolkswirt.

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