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Mergers & Acquisitions Quarterly Transaktionsgeschehen in der Industrieautomatisierung

In diesem M&A Quarterly haben wir uns den Sensorherstellermarkt in Deutschland genauer angesehen, wobei wir Unternehmen mit einem Umsatz von mehr als 10 Millionen Euro betrachtet haben.

Bild: iStock, Yevhen Lahunov
12.07.2023

Wer kauft wen und warum? Wie entwickelt sich die Industriestruktur? Konsolidiert sich der Markt? Steht eine Übernahmewelle bevor? Wann ist ein guter Zukauf- oder Verkaufszeitpunkt? Wer steigt in den Markt ein? Im zweiten M&A Quarterly von Aquin erfahren Sie nicht nur mehr über die aktuelle Marktlage und das Transaktionsgeschehen in der Industrieautomatisierung, sondern erhalten auch spannende Einblicke in die Welt der deutschen Sensorhersteller.

In einer Zeit, die von Unsicherheiten und volatilen Marktbedingungen geprägt war, hat sich gezeigt, dass Unternehmen in der Industrieautomation im Vergleich zum Markt deutlich stabiler performen. Dies wird im Aquin Industrial Automation Index deutlich, der die Performance der wichtigsten börsennotierten Unternehmen der Branche und auch im abgelaufenen Quartal sein hohes Niveau behauptet und den Aufwärtstrend fortsetzt.

Über einen Zeitraum von zwei Jahren wurden die Vergleichsindizes MSCI World und NASDAQ kontinuierlich übertroffen. Die Unternehmen in der Industrieautomation haben also bewiesen, dass sie widerstandsfähig sind und sich erfolgreich den Herausforderungen des Marktes stellen können (vgl. Abbildung 1). Die EBITDA-Multiples haben sich nahezu nicht verändert, lediglich die Werte im NASDAQ Composite Index haben sich im Vergleich zum Vorquartal leicht erhöht, getrieben durch die Erholung der Tech-Werte.

Strategische Investoren dominieren

Das vergangene Jahr war geprägt von einem angespannten Umfeld auf dem M&A-Markt, und diese Tendenz spiegelt sich auch in den Transaktionszahlen wider. Strategische Investoren haben in den letzten 12 Monaten eine verstärkte Aktivität gezeigt und dominieren den Markt mit einem Anteil von 80 Prozent der Käufe. Ausnahmen sind große Finanzinvestoren mit klarem Industriefokus und bereits getätigten Investitionen im Bereich Industrieautomation, wie zum Beispiel Capvis, die sich Anfang des Jahres an Schurter Electronics beteiligt hat.

Insgesamt konnten wir über 70 Transaktionen im Bereich Industrieautomation in den letzten 12 Monaten beobachten, bei denen das Zielunternehmen seinen Hauptsitz in der DACH-Region hatte. Insbesondere hochinnovative und technologisch führende Unternehmen, die nicht nur durch eigenständiges Wachstum überzeugen können, sondern auch Strategen einen technologischen Vorsprung bieten können, sind weiterhin sehr gefragt.

Sensorhersteller in Deutschland

In diesem M&A Quarterly haben wir uns den Sensorherstellermarkt in Deutschland genauer angesehen, wobei wir Unternehmen mit einem Umsatz von mehr als 10 Millionen Euro betrachtet haben (vgl. Abbildung 2). Insgesamt wurden 50 Unternehmen unter die Lupe genommen, um eine umfassende Einschätzung der Branche zu gewinnen. Es zeigt sich, dass die EBITDA-Profitabilität im Sensor-Geschäft insgesamt solide ist, mit einem durchschnittlichen Wert von 11,4 Prozent. Allerdings ergibt sich auch eine erhebliche Streuung, was darauf hinweist, dass weitere Erfolgsfaktoren wie das Branchensegment, die regionale Ausrichtung, die Fokussierung und die Aufmerksamkeit des Managements eine bedeutende Rolle spielen.

Die Umsatzgröße ist weniger ein Grund für höhere oder geringere Profitabilität, sondern es wird vielmehr erkennbar, dass ab einem Umsatz von 100 Millionen Euro das Wachstum nur noch durch eine Vergrößerung des Produktportfolios möglich ist. Unternehmen müssen sich vom reinen Komponentenhersteller hin zu Systemlieferanten entwickeln. Dies kann sowohl durch mögliche Zukäufe als auch durch das Hinzuziehen eines strategischen Partners erfolgen.

Ausblick: Der Investitionszeitraum 2023

Die Profitabilität der Sensorhersteller in Deutschland zeigt sich insgesamt solide, jedoch spielen eine Vielzahl von Faktoren eine Rolle bei der Erzielung überdurchschnittlicher Ergebnisse. Manche Sensorhersteller besetzen kleinere Nischen, andere wiederum bieten Standardsensoren in großen Stückzahlen an. Die Erweiterung des Produktportfolios und das Angebot von End-to-End-Lösungen ermöglichen es Unternehmen, sich erfolgreich zu differenzieren und Mehrwert für ihre Kunden zu schaffen. Maßgeblich wird dabei sein, die Fülle an Sensordaten auch systematisch und sinnvoll auswerten zu können. Hierbei spielen beispielsweise Industrial IoT-Plattformen eine wichtige Rolle – ein Bereich, der sich derzeit konsolidiert und auch für Sensorhersteller interessant ist.

Auch wenn sich der M&A-Markt im ersten Halbjahr insgesamt etwas entspannt hat, rechnen wir damit, dass sich die M&A-Aktivität in der Industrieautomation in den kommenden Quartalen wieder erhöhen wird und sind gespannt, welche neuen strategischen Partnerschaften und Transaktionen die Branche prägen werden.

Die jüngste Großübernahme von BBS Automation durch Dürr beweist, dass Mergers & Aquisitions als strategisches Instrument in der Branche weiterhin brandaktuell sind. Das gilt ebenso für die Sensorhersteller, als 2019 in einer ähnlichen Größenordnung First Sensor durch TE Connectivity übernommen wurde. In beiden Fällen waren die Verkäufer Finanzinvestoren.

Bildergalerie

  • Abbildung 1: Aquins synthetischer Industrial Automation Index

    Abbildung 1: Aquins synthetischer Industrial Automation Index

    Bild: Aquin

  • Abbildung 2: Profitabilität deutscher Sensorhersteller

    Abbildung 2: Profitabilität deutscher Sensorhersteller

    Bild: Aquin

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