Angesichts des rasanten technischen Wandels schätzt Ray Kurzwell, Director of Engineering bei Google, dass Roboter „bis 2029 den Grad menschlicher Intelligenz erreichen werden.“ Verständlicherweise ist die Vorstellung, künstliche Intelligenz könne den menschlichen Intellekt übertreffen, beängstigend.
Man denke nur an HAL, den Computer im Raumschiff aus 2001: Odyssee im Weltraum, der plötzlich anfängt die Besatzung zu ermorden. Solche Beispiele von künstlichen Intelligenzen, die ein gefährliches Eigenleben entwickeln, begegnen uns in Film und Literatur immer wieder. Aber selbst in den entlegenen Welten der Science-Fiction haben sich Roboter meist als hilfreich erwiesen, wie R2D2 aus Star Wars. Den kleinen Mechaniker könnte man sich auch in der heutigen Fertigung vorstellen.
In diesem Jahr waren jedoch fahrerlose Transportfahrzeuge (FTF) der Automatisierungstrend. Die mobilen Roboter, die mithilfe von Magneten, Lasern, Sehvermögen und Geo-Guidance unabhängig navigieren, werden in Fabriken oder Lagergebäuden zum Transport von Rohstoffen und Gütern eingesetzt. Sie können die Effizienz steigern und damit Kosten senken, weshalb ihr Markt derzeit rasant wächst. Aber nicht nur durch sie, sondern auch durch herkömmliche Sechsachs-, Scara- und kartesische Roboter entstehen meist neue Jobs und die Zahl verfügbarer Arbeitsplätze steigt.
Die Helferlein …
Anders als die fahrerlosen Transportfahrzeuge arbeiten die komplexeren Fertigungsroboter üblicherweise in Käfigen, oder netter ausgedrückter: in Roboterzellen. Die physischen Barrieren schützen menschliche Arbeiter vor möglichen Unfällen und der schieren Kraft und Geschwindigkeit funktionsgestörter Roboter. Wenn Sie auf einer Messe schon mal einen Roboter gesehen haben, der versucht, bei einem Stromausfall ohne Sicherung auf null zurückzukehren, dann wissen Sie, was ich meine.
Trotz dieser Einschränkungen haben Fortschritte in der Programmierung dazu geführt, dass einige Roboter nun ohne Käfig Seite an Seite mit Menschen im Fabrikraum arbeiten können. Diese Integration revolutioniert die Arbeitsaufgaben von Robotern und Menschen gleichermaßen. Die Produktivität niederer Aufgaben steigt, und die Menschen haben ihre Hände frei, sich mit komplizierteren Aufgaben zu befassen.
… verändern die Arbeitswelt
Auch wenn die Kooperation von Mensch und Maschine noch in der Anfangsphase steckt, ist sie ein riesiger Schritt in eine Zukunft, in der Menschen und Roboter harmonisch zusammenarbeiten werden.
Zellenlose Roboter waren ein großes Thema auf der diesjährigen Hannover Messe, auf der auch ABB den Yumi vorstellte. Der zweiarmige Montageassistent erledigt seine Aufgaben sehend und fühlend. Er hat weiche, gepolsterte Arme, mittels derer er sicher mit seinen menschlichen Pendants interagieren kann.
Es ist unbestreitbar, dass manche sehr niedere Arbeiten schon bald durch technische Vorrichtungen erledigt werden. Tatsächlich sagen Deloitte und die Universität Oxford voraus, dass Roboter künftig zehn Millionen Hilfsarbeiter ersetzten könnten.
Die Geschichte zeigt jedoch, dass neue Technik immer wieder auch Tausende neuer Arbeitsplätze geschaffen hat. Natürlich könnte man argumentieren, dass Informations- und Kommunikationstechnik die Arbeitsplätze in der Schwerindustrie schwinden ließ; andere würden jedoch sagen, dass diese Technik den Beschäftigten die Hände freimachte, um mit den Gewohnheiten zu brechen und unterschiedlichen Berufen außerhalb der Fabrikhallen nachzugehen. Service- und Dienstleistungen gehören in diese Sparte.
Zwar sind die ersten Roboter schon in den 1960er Jahren in die Fabriken eingezogen, aber erst jetzt treten wir wirklich in das goldene Zeitalter der Robotik ein. Sie wird Tore zu neuen Industrien öffnen und neue Tätigkeitsfelder entstehen lassen, in denen Kreativität, Urteilskraft, Empathie und Innovationsgeist gefordert sind – menschliche Eigenschaften, die Roboter derzeit nicht replizieren können. Noch müssen Sie sich also keine Sorgen um HAL und Konsorten machen – Ihr Arbeitsplatz ist sicher.