Die Sensorik fehlt. Diese Feststellung traf Gunther Kegel, Vorsitzender der Geschäftsführung von Pepperl + Fuchs vergangene Woche beim Industrie4.0-Sensorik-Kongress des ZVEI in Fulda. Aber Sensorik darf in einer Fabrik nicht fehlen, denn sie liefert wichtige Informationen zu Maschinen- und Produktionszuständen und sorgt somit in einer vernetzten Fabrik auch für Sicherheit. Doch wie sie das tut und welche Weiterentwicklungen dafür noch notwendig sind, das steht in keiner Broschüre und keinem Wegweiser zu Industrie 4.0 geschrieben. Antworten wären: Für die Prozessindustrie sollten sich Analysesensoren weiter entwickeln, in der Fabrikautomation wird künftig drei-dimensional gemessen. Doch helfen diese weiter?
Ein entscheidender Punkt ist, dass die Informationen der Sensoren nun nicht mehr nur zur Steuerung oder dem IPC und dem Leitsystem weiter gegeben werden. Sondern sie werden für alle möglichen Geschäftsmodelle bereitgestellt, also auch für die Office-Ebene – aber von dort kommen auch wieder Informationen zurück. Natürlich muss das in Echtzeit geschehen. Da das mit einer Leitung nur schwer zu bewerkstelligen ist, sieht Kegel hier Wireless als Kommunikationsmodell der Zukunft. Dies wiederum bedeutet für Senoren-Hersteller, dass sie an einer neuen Anschlusstechnik arbeiten müssen.
Eine Grundlangenfrage stellt Dieter Wegener, Sprecher des ZVEI-Führungskreises Industrie 4.0 und Vice President der Siemens AG: Ist ein Sensor schon Industrie 4.0? Wenn er mit einem Cyber-physischen System (CPS) ausgestattet ist, dann ja, sagt Wegener. Denn „Industrie 4.0 heißt Software“. Eine vernetzte Fabrik entsteht nämlich dann, wenn mehrere mit CPS ausgestattete Maschinenkomponenten miteinander verbunden sind – sowohl hardwareseitig als auch per Software. Das heißt aber auch, dass die Software und ihre Funktionen nun modular eingesetzt werden, sitzt sie doch in jeder einzelnen Komponente. Daher braucht die IT-Software Kommunikationsstrukturen, denn nur dann können verschiedene Komponenten mit einander kommunizieren.
Also werden alle Ingenieure nun Informatiker? Nein. Denn auch die Rechtsthemen sind Teil der Diskussion um eine künftige Sensorik. Hier stellen sich nicht nur die Fragen nach dem Besitz der kommenden Datenflut, sondern auch nach Verantwortung: Wer haftet dafür, wenn ein Eindringling zum Beispiel einen Sensor in meiner Anlage umprogrammiert? „Anlagenbetreiber werden für eine Grundabsicherung sorgen müssen“, erklärt Thomas Klindt, Rechtsanwalt und Partner von Noerr LLP. Alles drüber hinaus ist jedoch ungeklärt. Wie soll sich beispielsweise eine Maschine entscheiden, wenn ein Sensor zwei Probleme oder Lösungen detektiert hat, die beide einen gleichwertigen Verlust an Material oder Menschen mit sich bringen?