Elektromotoren testen Wassergekühlte Lastmaschinen im Prüfstand

Der wassergekühlte Motor ist platzsparend und wartungsarm und gibt kaum Wärme an die Prüfumgebung ab. Außerdem gewährleistet er ein geräuscharmes Arbeitsumfeld.

Bild: BEN Buchele Elektromotorenwerke
26.01.2023

Elektromotoren müssen vielfältige Prüfungen durchlaufen, um zum einen die Einhaltung geforderter Normen nachzuweisen und zum anderen gewisse Kriterien und Spezifikationen für bestimmte Einsatzzwecke zu erfüllen. Elektromotorenhersteller BEN Buchele führt diese Prüfungen im hauseigenen Prüffeld mit drei Prüfständen sowohl für die Eigenentwicklungen als auch für Fremdfabrikate durch. Welche Prüfungen hier im Fokus stehen und worauf es im Prüfstand, insbesondere bei den Lastmaschinen, mit denen die Prüfungen ausgeführt werden, ankommt, zeigt dieser Anwendungsbericht auf. Eine Vorwegnahme: Wassergekühlte Lastmaschinen sind für die Dienste in einem Prüfstand bestens geeignet.

In einem Elektromotorenwerk ist ein eigener Prüfstand unabdingbar, um zum einen Normvorgaben und zum anderen vom Kunden geforderte Spezifikationen eines Motors nachzuweisen.

Im Prüffeld von BEN Buchele befinden sich drei Prüfstände, einer davon mit Doppelbelegung. Drehstromsynchron- und Asynchron-Motoren mit einer mechanischen Leistung von 0,1 kW bis 300 kW können hier geprüft werden; die Prüfleistung der vier Prüfstände beträgt 300 kW, 100 kW, 22 kW und 4 kW.

Prüfung mit wassergekühlten Lastmaschinen

Geprüft wird bei BEN Buchele mit wassergekühlten Lastmaschinen, die in einem Prüfstand viele Vorteile bieten. Ein entscheidendes Argument für einen wassergekühlten Motor ist die geringere Geräuschentwicklung, die dem Wassermantel und dem fehlenden Lüfter geschuldet ist. Für Personen, die im Prüffeld arbeiten, wäre eine dauerhafte Lärmbelastung durch lüftergekühlte Motoren nicht zumutbar. Ein wassergekühlter Elektromotor ist um ein Vielfaches leiser als ein luftgekühlter. Auch für bestimmte Geräusch- und Schwingungsmessungen muss das Prüfumfeld geräuscharm sein.

Aus Techniker-Sicht besonders vorteilhaft sind die geringen Service- und Wartungskosten eines wassergekühlten Motors, dessen Gehäuse bei Schmutzablagerungen keine besonderen Reinigungsprozesse benötigen. Ein Lüfter dagegen saugt Luft an, bläst sie weiter und sorgt dafür, dass Schmutz- und Restpartikel sich an der Außenseite des Gehäuses anhaften. Dadurch verschlechtert sich die Wärmebilanz des Motors, denn je dicker die Ablagerungsschicht ist, desto schlechter funktioniert die Ableitung der Temperatur. Staub auf dem Gehäuse ist bei einem wassergekühlten Motor dagegen unerheblich, da die Temperatur über den inneren Wassermantel abtransportiert wird.

Auch in Prüfständen zum Beispiel in der Automobilindustrie, die auf einen 24/7-Betrieb ausgerichtet sind, ist dieser Wartungseffekt, der zu geringeren Stillstandszeiten und Kosten führt, besonders vorteilhaft.

Da in Prüfständen oft beengte Platzverhältnisse vorherrschen, überzeugt der wassergekühlte Motor hier mit einem geringen Einbauraum und einer Gewichtsersparnis dank kleinerer Baugröße und damit auch weniger Bauteilen. Auch der fehlende Lüfter sorgt für eine große Platzersparnis. Sowohl die Leistung als auch der Wirkungsgrad sind in der Regel höher als beim luftgekühlten Motor bei gleicher Baugröße. Dadurch ist der wassergekühlte Motor auch thermisch nicht so hoch belastet. Der Vorteil: Es gelangt keine Abwärme in den Prüfraum.

Richard Kiesl, Betriebsleiter bei BEN Buchele, erläutert den Zusammenhang: „Oberflächengekühlte Motoren können sich durchaus auf eine Oberflächentemperatur von 60 °C bis 70 °C oder höher erwärmen und diese Abwärme an den Prüfraum abgeben. Für den Prüfling ist dies nachteilig, da er bei einer viel höheren Umgebungstemperatur geprüft wird und sich deutlich schneller erwärmt und das Ergebnis so verfälschen kann. Bei Tests in unserem Prüfstand erzielten die wassergekühlten Motoren selbst unter Volllast eine maximale Oberflächentemperatur von 35 °C – nicht mehr als die Temperatur an einem warmen Sommertag.“

Als Argument gegen einen wassergekühlten Motor wird teilweise ins Feld geführt, dass er zusätzliche Kosten durch ein gesondertes Kühlaggregat und eine zusätzliche Verrohrung verursacht. Diese überschaubaren Kosten sind nicht von der Hand zu weisen, allerdings gibt es in manchen Umgebungen die Möglichkeit, den Motor in bestehende Kühlanlagen mit verschiedenen Kühlmedien, zum Beispiel auch Öl einzubinden. Diese Variante bietet sich an, wenn sich neben dem Prüffeld Anlagen befinden, die zum Beispiel mit Hydraulik betrieben werden und hierfür bereits eine entsprechende Verrohrung für die Ölzufuhr vorhanden ist, an die der mantelgekühlte Motor mit angeschlossen werden kann. Die Kühlleistung ist in diesem Fall etwas geringer; es erfolgt ein Derating um ca. 10 bis 20 Prozent. Dennoch ist diese Kühlungsvariante effizienter als die Kühlung mittels Lüfter.

Prüfungen nach Norm und auf Kundenwunsch

Die Prüfungen, die BEN Buchele im Prüffeld durchführt, sind vielfältig: zum einen als Nachweis der Erfüllung von Normen, zum anderen auf Kundenwunsch, ob bestimmte Spezifikationen erfüllt werden können. Dazu kommen Überprüfungen der eigenen Motoren zur Weiterentwicklung und Optimierung.

Normprüfungen sind zum Beispiel Lastprüfungen für die verschiedenen Betriebsarten (S1 = Dauerbetrieb, S2 und S3 = Kurzzeitbetrieb) oder die Überprüfung der Drehmomentwerte an den verschiedenen Lastpunkten 25, 50 und 100 Prozent Drehmoment, die einer Normvorgabe entsprechen müssen. Bei Erwärmungsprüfungen wird festgestellt, nach welcher Zeitspanne der Motor seine Maximaltemperatur erreicht.

Hier wird der Temperaturverlauf des Motors und seiner einzelnen Komponenten beobachtet, zum Beispiel in der Wicklung und an den Lagerstellen und abgeglichen, ob das Temperaturverhalten den Vorgaben entspricht.

Für Kunden sind häufig Überlast- oder Überstromprüfungen interessant, bei denen der Motor in einem vordefinierten Zeitfenster mit 125 Prozent oder auch bis zu 160 Prozent Überlast gefahren wird. Bei bestimmten Anwendungen kann es sein, dass der Motor kurzzeitig unter Überlast funktionieren muss. Wenn er dabei eine festgelegte Temperaturgrenze nicht überschreitet, ist er für diese Überlastanwendung geeignet.

Auf Kundenwunsch erfolgen Energieeffizienzprüfungen, das heißt, der Kunde gibt eine bestimmte Energieeffizienzklasse vor, nach der der Motor ausgelegt werden muss. Dazu gehören unter anderem Leerlaufprüfungen und Erwärmungsprüfungen. Mit derlei Energieeffizienzprüfungen entwickelt BEN Buchele zudem seine eigenen Motoren in Richtung Energieeffizienz IE4 weiter, wie Richard Kiesl erläutert: „IE4 ist derzeit die höchste Energieeffizienzklasse, die im Normalfall nur mit Synchronmaschinen zu erreichen ist. Wir haben jedoch auch bereits einige erfolgreiche Versuche mit Asynchronmaschinen gefahren, die die IE4-Energieeffizienz erzielen konnten. Das gelingt unter anderem mit einer optimierten Lüftergeometrie bei oberflächengekühlten Motoren.“ Weitere Optimierungspotenziale, die die Effizienz beeinflussen, werden derzeit von BEN Buchele eruiert.

Die Wärmeentwicklung ist immer ein kritischer Faktor beim Betrieb eines Elektromotors. Um festzustellen, ob der Motor Wärmenester aufweist, die Kühlung also nicht optimal ist und die Temperatur infolgedessen höher als gewünscht, setzt BEN Buchele als weitere Prüfung Infrarotkameras ein, um kritische Stellen sichtbar zu machen. Dies ist hilfreich, um sicherzustellen, dass sich diese Wärmestellen nicht an ungünstigen Orten befinden, zum Beispiel dort, wo Messsonden angrenzen, Lager sich überproportional erwärmen und durch die zusätzliche Wärme beeinträchtigt werden.

Die richtige Lastmaschine für ein sicheres Messergebnis

Für diese Vielfalt an Belastungs- und Erwärmungsprüfungen mit unterschiedlichsten Anforderungen erweisen sich wassergekühlte Lastmaschinen in den Prüfständen als besonders vorteilhaft: geräusch- und wartungsarm, platzsparend bei hoher Leistung und mit nur geringer Wärmeentwicklung, um die Prüfumgebung nicht unnötig aufzuheizen und die Messergebnisse so zu verfälschen.

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