Lernende Algorithmen halten in immer mehr Lebensbereiche Einzug, vom Smartphone über den Fernseher bis zur Kundenhotline. An die Stelle der Sorge um übermächtige Maschinen ist dabei längst die Frage getreten, was Menschen mit dieser Technik tun und wie KI-Anwendungen gesetzlich reguliert werden können. Am Zentrum für interdisziplinäre Forschung (ZiF) der Universität Bielefeld veranstaltet die Forschungsgruppe „Ökonomische und rechtliche Herausforderungen im Kontext intelligenter Produkte“ eine Tagung, auf der diese Themen besprochen werden.
Angst vor diskriminierenden Algorithmen
Dem Nutzen, den smarte Produkte versprechen, steht eine Reihe Befürchtungen gegenüber. Sie reichen von der Benachteiligung von Minderheiten durch diskriminierende Algorithmen über die Monopolbildung großer Tech-Konzerne bis zur Entstehung eines Überwachungsstaats. Entsprechend laufen auf nationaler, europäischer und internationaler Ebene Bemühungen um die Regulierung der smarten Technik.
„Algorithmen, die Entscheidungen treffen, die Suchergebnisse sortieren oder Bilder von Überwachungskameras auswerten, können massive Auswirkungen auf die Verbreitung von Informationen, unser Kommunikationsverhalten und die Gesellschaft haben“, erklärt der Jurist Prof. Dr. Timo Rademacher von der Universität Hannover, der die Tagung zusammen mit dem Juristen Prof. Dr. Thomas Wischmeyer von der Universität Bielefeld leitet.
Ein weiterer Schwerpunkt des Workshops ist der Themenbereich Law by Design. Künstliche Intelligenz erfordert bisweilen nicht nur neue Regelungen, sondern kann zugleich genutzt werden, um gesetzliche Regelungen durchzusetzen: Werden Vorgaben schon in der Gestaltung der Systeme berücksichtigt, können die Nutzer also gar nicht anders, als sich an die Regeln zu halten. Anwendungsfälle sind zum Beispiel Filtertechnologien im Internet und Compliance-Strukturen beim automatisierten Fahren.
„Der Ansatz Law by Design bringt viele Fragen mit sich“, sagt Wischmeyer. „Wo und wie können die neuen Technologien gewinnbringend eingesetzt werden? Welche Konsequenzen ergeben sich daraus für Anbieter und Nutzer von digitalen Services? Nicht zuletzt die aktuellen Auseinandersetzungen um die sogenannten Upload-Filter zeugen davon, wie dringend dies alles diskutiert werden muss.“
Gespräche über Social Media und Big Data
Rademacher und Wischmeyer sind Fellows der Forschungsgruppe „Ökonomische und rechtliche Herausforderungen im Kontext intelligenter Produkte“, die seit Oktober vergangenen Jahres am ZiF arbeitet. Zusätzlich zu den Mitgliedern der Forschungsgruppe haben sie internationale Expertinnen und Experten eingeladen, um über Themen wie die Regulierung von Plattformen und sozialen Medien sowie die Herausforderungen beim Umgang mit großen Datenmengen zu sprechen.
Die Tagung findet im hybriden Format auf Englisch statt. Eine Anmeldung ist erforderlich über smart-products@uni-bielefeld.de. Für Medienanfragen stehen die Tagungsleiter gerne zur Verfügung.