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Interview mit Lukas Dökel, Wago „Wir machen Maschinen transparent“

WAGO GmbH & Co. KG

Lukas Dökel, Global Key Account Manager Current and Energy Measurement bei Wago: „Unsere Kunden sollen mit einer einfachen Lösung viele Potenziale erkennen können, ohne groß Geld zu investieren.“

Bild: Wago
31.10.2016

Energiemanagement ist ein breites und komplexes Thema. Lukas Dökel, Global Key Account Manager Current and Energy Measurement bei Wago, erläutert im Gespräch mit A&D, mit welcher Herangehensweise sich in der Produktion schnell und einfach Einsparpotenziale aufdecken lassen.

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A&D:

Was versteht Wago grundsätzlich unter Energiemanagement?

Dökel:

Energiemanagement ist ein übergreifender Begriff, der viele Bereiche betrifft. Für uns heißt das aber Energiedaten erfassen, visualisieren und nachfolgend in den Energiefluss eingreifen. Dabei geht es nicht um die Managementebene, sondern um die aktiven Prozesse in der Produktionsebene und im Gebäude.

Welche Einsparpotenziale sind möglich?

Viele Energiemanagementprojekte zeigen, dass je nach betrieblicher Situation Energieeinsparungen von 30 Prozent und mehr möglich sind. Oft lassen sich durch einfache Mittel wie der Analyse der Lastkurve des Versorgers am Anfang relativ schnell Potenziale heben. Dann steht es Unternehmen offen, über unsere Energiedatenmanagement-Lösung tiefer einzutauchen und weitere Einsparmöglichkeiten zu finden, beispielsweise bei ineffizienten Motoren oder pneumatischen Drücken.

Erst müssen Sie aber an die Energiedaten gelangen. Wie gehen Sie hier vor?

Bei unserer Lösung für das Energiedatenmanagement sammeln wir alle Daten über den Wago-Controller PFC200 und das I/O-System 750. Dieses Verfahren eignet sich sowohl für den Neubau einer Anlage als auch für Nachrüstungen. Es lassen sich beliebige Sensoren oder Messumformer einbinden. Prozessgrößen wie Drücke und Temperaturen nehmen wir über digitale und analoge Signale auf. Hinzu kommt die Unterstützung von M-Bus-Zählern oder En­Ocean-Sensoren. Wir setzen bei der Messdatenerfassung auf ein offenes und flexibles System und zwingen Kunden nicht in proprietäre Technik.

Wie geht es nach dem Datensammeln weiter?

Wago bedient hier verschiedene Szenarien. Beispielsweise kann ein Anlagenbetreiber, der bereits eine eigene Energiemanagementsoftware nutzt, über unsere Lösung seine Messstellentiefe einfach erhöhen. Die Sensoren im Feld werden über den Wago-Controller angebunden und über unsere integrierte Software schnell und einfach parametriert. Hier liegt der erste große Mehrwert unserer Energiedatenmanagement-Lösung, weil die Messgrößen ohne Programmieraufwand per Mausklick verarbeitet werden und sich an übergeordnete Ebenen weiterleiten lassen. Fängt ein Unternehmen dagegen mit dem Energiemanagement erst an, so möchte er sicherlich nicht gleich zusätzlich 10.000 Euro für eine komplexe Software ausgeben. Unsere im Controller integrierte Energiedatenmanagement-Software visualisiert und wertet die Messdaten sofort aus. Durch die Skalierbarkeit unserer Lösung lässt sich klein bei Großverbrauchern anfangen und dann beliebig um zusätzliche Messgrößen erweitern.

Ihre Software fokussiert somit auf einfache Bedienung?

Es war unser Anspruch, Kunden die Möglichkeit zu geben, auch ohne Automatisierungskenntnisse oder viel Know-how die Messstandtiefe in der Produktion erhöhen zu können. Dafür arbeiten wir mit einfachen und selbsterklärenden Konfigurationsoberflächen. Messstellen lassen sich im Sekundentakt oder historisch in übersichtlichen Darstellungsformen visualisieren. Wenn hier schon Spitzen auffallen, können die jeweiligen Verbraucher direkt angegangen und optimiert werden. Unsere Kunden sollen mit einer einfachen Lösung viele Potenziale erkennen können, ohne groß Geld zu investieren.

Interagiert die Wago-Softwarelösung auch mit der MES- oder ERP-Ebene?

Unser Controller mit der integrierten Software ist primäre eine Energiedatenerfassungsapplikation. Alle gesammelten Daten stellen wir transparent zur weiteren Verarbeitung zur Verfügung. Beispielsweise kann dann eine Steuerungshardware oder die ERP-Software auf diesen Daten basierende Aktionen auslösen. Durch unsere offenen Schnittstellen in alle Richtungen ermöglichen die gesammelten Energiedaten neben Einsparpotenzialen auch zukunftsweisende Synergieeffekte.

Meinen Sie damit die Verwertung der Daten für Predictive Maintenance?

In der Smart Factory können die Daten natürlich neben dem Energiemanagement für andere Bereiche wie Condition Monitoring verwendet werden. Grenzwerte lassen sich hinterlegen, um dem Wartungsingenieur mitzuteilen, wo Vorgänge überschritten wurden und Ausfälle drohen. Genau das ist mit Synergieeffekten gemeint, die Nutzung der Energiedaten bleibt nicht auf das Energiemanagement beschränkt.

Damit drängt sich die Frage nach der Anbindung von Cloud-Diensten auf...

Das Trendthema Cloud verfolgen wir bei Wago intensiv und arbeiten dazu eng mit unserem Partner M&M Software zusammen. Aktuell kann unsere Software im Controller Daten direkt in Microsofts Azure-Cloud senden. Der Controller überträgt selektierte Werte automatisch in definierbaren Intervallen. Wir sind aber flexibel und können das Linux-System auf unserem Controller natürlich individuell für andere Cloud-Lösungen anpassen.

Bietet Wago selbst Cloud-​Dienste an?

Wir haben dazu schon einige Projekte umgesetzt. Eine ‚Wago-Cloud’ als Standardlösung gibt es bislang aber nicht. Hier wird sich zeigen, auf welche Lösungen unsere Kunden künftig setzen und welchen Mehrwert wir über eigene Services kreieren können.

Wann lohnt sich das Wago-Energiedatenmanagement?

Klare Grenzen lassen sich schwer ziehen. Bei 1000 bis 10.000 Euro Gesamtenergiekosten pro Jahr reicht meist ein EVU-Zähler oder eine Schätzung der Verbräuche. Bis 100.000 Euro eignet sich die Energiedatenerfassung der Hauptverbraucher, vielleicht in Kombination mit einem mobilen Messkoffer. Ab 100.000 Euro Jahresverbrauch lohnt sich auf jeden Fall ein fest installiertes Energiemanagementsystem. Ein gewisser Energieverbrauch ist somit schon notwendig, damit die Datenerfassung Sinn macht. Das Wago-System ist dabei für den stationären Einsatz und mobilen Messkoffer geeignet. Letzteres ist für kleine Firmen auch interessant.

Wie differenziert sich Ihr Energiedatenmanagement vom Wettbewerb?

Durch den Plug-and-Play-Gedanken! Wir ermöglichen dem Kunden, Energiedaten im Feld einfach zu erfassen und auf eine Ebene zu bringen, die er in verschiedenste Richtungen streuen kann. Durch das modulare Konzept lässt sich mit wenigen Messpunkten bei geringen Kosten anfangen. Der Kunde kauft nur, was er benötigt, später lässt sich beliebig nach oben skalieren. Messdaten sollen problemlos gesammelt und verwertet werden und Erweiterungen stets eine umstandslose Option sein. Hier sehen wir in der Flexibilität, Offenheit und der Gesamtlösung vom Sensor bis hin zur Software einen klaren Wettbewerbsvorteil.

In unserer Titelreportage über Energiedatenmanagement erfahren Sie mehr über die Lösung von Wago.

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