Die Anzahl der Änderungsmitteilungen von Bauteileherstellern ist in den letzten Jahren stark angestiegen. Für die verarbeitende Industrie bedeutet das einen enormen Aufwand. „Bei größeren Unternehmen beläuft sich die Zahl der zu bearbeitenden sogenannten Product Code Notifications, kurz PCNs, schnell auf etliche Tausende pro Jahr“, sagt Anke Bartel, Leiterin des Kundencenters 2 bei TQ-Systems. Deshalb gründete sie zusammen mit einigen Mitstreitern die Arbeitsgruppe SmartPCN des Industrieverbands Component Obsolescence Group (COG). Die Gruppe setzt sich für eine Vereinfachung der PCN-Bearbeitung ein.
Neben der schieren Anzahl kommt erschwerend hinzu, dass es bislang keinerlei Vorgaben für Form und Inhalt solcher PCNs gibt. Welche Informationen und wie sie an Kunden weitergegeben werden, ist jedem Hersteller und Distributor freigestellt. Einige Firmen bedienen sich dafür mehr oder weniger formloser Emails, andere nutzen Excel-Listen oder PDFs. Einen einfacheren Umgang mit Änderungsmitteilungen versprechen sich Bartel und ihre Mitstreiter von einem neuen PCN-Format und einer dafür entworfenen Software. „Das von Mitarbeitern von BMK, Festo, TQ-Systems, Würth Elektronik eiSos und Zollner entwickelte SmartPCN-Format bietet zusammen mit der Software SmartPCN-Manager Herstellern, Distributoren und Anwendern die Chance, diesem heillosen Durcheinander ein Ende zu bereiten“, ist sie überzeugt.
Das maschinenlesbare SmartPCN-Kommunikationsformat basiert auf XML. Es ist so universell und flexibel aufgebaut, dass es ein weitgehend automatisiertes Handling von Änderungsmitteilungen über die gesamte Supply Chain hinweg ermöglicht. Dabei spielt es keine Rolle, ob die PCNs Hardware- oder Softwarekomponenten oder Hilfsmittel betreffen. Die SmartPCN-
Spezifikationen erlauben eine einfache Kategorisierung der Inhalte, durch die sich etwa sofort alle wesentlichen Kenndaten einer PCN erkennen lassen. „Ziel des SmartPCN-Standards ist eine weitestgehend automatisierte Zuordnung der relevanten PCN-Daten, um so den heute noch üblichen, viel zu hohen Zeit- und Kostenaufwand zu verringern“, so Bartel.
75 Prozent weniger Aufwand
Das SmartPCN-Format macht aber nicht nur das Handling und die Bearbeitung der PCNs einfacher, es lässt sich auch bequem in bestehende Kommunikationsstrukturen integrieren; ein wichtiger Akzeptanzfaktor vor allem für große Anwender. Sie scheuen meist größere Eingriffe in ihre IT-Infrastruktur. Beim COG ist man deshalb davon überzeugt, dass sich das Format in kurzer Zeit weltweit als Standard in der PCN-Kommunikation durchsetzt. Die PCN-Daten können mit Hilfe der Software SmartPCN-Manager eingepflegt werden. Das Tool fungiert als Konverter und stellt die PCNs im XML-Format zur weiteren Verarbeitung zur Verfügung. Welche Daten und Parameter, etwa in ein ERP-System, importiert werden, entscheidet der Nutzer. „Unseren ersten Erfahrungen zufolge reduziert der Einsatz des SmartPCN-Formats den üblicherweise anfallenden manuellen Aufwand um bis zu 75 Prozent“, erzählt Anke Bartel stolz.
SmartPCN auf der Electronica
Näheres zu dem SmartPCN-Format und -Manager zeigt die COG am 10. November auf der Electronica. Im Rahmen des von ihr veranstalteten dritten Obsolescence Days stellen Dr. Wolfgang Heinbach von pcn.global und Axel Wagner von Würth Elektronik eiSos den smartPCN-Standard vor. Der Vortrag findet um 12.30 Uhr in dem Exhibitor Forum in Halle B5 an Stand 343 statt. In einem weiteren Vortrag, um 14.20 im Eingangsbereich West (EW.312), wird der COG-Vorsitzende Ulrich Ermel über die steigenden Obsoleszenz-Risiken in der Industrie 4.0 berichten. Die COG ist darüber hinaus die gesamte Messe mit einem Stand in Halle 6 vertreten (6.531).