Kurze Zeit sah es so aus, als ob das Wachstum im Bereich der (Leistungs-)Halbleiter einen erneuten Dämpfer erhalten würde. Nach dem starken Einbruch im Jahr 2009 schwächelte der Weltmarkt auch 2015 wieder: Um 0,9 Prozent schrumpfte er im Vergleich zum Vorjahr bei den Halbleitern und sogar um 7 Prozent bei den Leistungshalbleitern. Die Gründe dafür lagen zum einen an der gedrosselten Nachfrage aus der Industrie und an der gesunkenen Nachfrage nach Konsumgütern, wie beispielsweise TV-Geräten.
Die gute Nachricht für die Industrie lautet aber: Der Rückgang war anscheinend nur eine kurze Episode. Bereits 2016 hatte sich die Nachfrage erholt. Erheblichen Anteil an dieser Entwicklung hat vor allem der deutlich steigende Bedarf an Leistungshalbleitern im Automotive-Sektor. Der zuvor rückläufige Markt legte deshalb wieder um rund 3 Prozent zu. Die aktuelle Mikroelektronik-Trendanalyse des ZVEI stützt diese Zahlen. Für den Halbleiter-Weltmarkt, also nicht bezogen auf die Leistungselektronik allein, prognostiziert der Verband bis 2020 jedes Jahr ein durchschnittliches Wachstum im Bereich von 4 bis 6 Prozent. Laut Studien des japanischen Yano Research Insititute und des französischen Yole Développement ist diese Entwicklung insbesondere dem steigenden Bedarf an Dioden, MOSFETs und Leistungsmodulen für industrielle Anwendungen zu verdanken. Diese Tendenz soll sich auch in den nächsten Jahren fortsetzen. Yole rechnet insbesondere für den Markt der Leistungs-MOSFETs bis 2022 mit einem soliden Wachstum von durchschnittlich 3,4 Prozent.
Der Grund für diese Einschätzung ist die immer größer werdende Bedeutung der MOSFETs für den Fahrzeugbau. Sie werden dort zunehmend in Bremssystemen, Motorsteuerungen, Servolenkungen und in Wandlern von Elektro- beziehungsweise Hybridfahrzeugen eingesetzt. Schon im vergangenen Jahr entfielen rund 20 Prozent der weltweit verkauften MOSFETs auf den Automotive-Bereich, der damit bereits die Datenverarbeitung und -speicherung überholte.
Das spiegelt sich auch auf dem weltweiten Halbleiter-Markt wider. Dort hat sich das Automotive-Segment fast verdoppelt: von 5,6 Prozent im Jahr 2000 auf 10,1 Prozent im Jahr 2015. Besonders stark vertreten ist es, wenig überraschend, in Europa und Japan. Dennoch sind regionale Verschiebungen deutlich feststellbar. Gerade was den allgemeinen Bedarf an Halbleitern betrifft, wächst die Rolle Asiens zunehmend. Auf den Kontinent entfallen heute beinahe 60 Prozent des kompletten Weltmarktes. Das mit Abstand größte Abnehmerland ist China mit Anteilen von etwa 30 Prozent. Während Asien immer mehr an Bedeutung gewinnt, stagnieren Europa und Japan zusehends.