In den nächsten 10 Jahren werden in Europa rund 650 neue Bioabfallvergärungsanlagen (BVA) mit einer Leistung von circa 850 MWel in Betrieb gehen. Eine neue Studie von Ecoprog analysiert den europäischen Markt für BVA und untersucht die Phasen der Projektentwicklung.
Die Zahl der Biogasanlagen in Europa, die kommunale und industrielle Bioabfälle vergären, wird demnach zwischen 2014 und 2023 um rund 650 auf über 1450 Anlagen ansteigen. Die installierte Leistung werde sich in diesem Zeitraum nahezu verdoppeln – um 850 MWel auf rund 1750 MWel.
EU-Vorgaben treiben Wachstum voran
Hauptgrund für das Wachstum seien die Vorgaben der europäischen Energie- und Abfallgesetzgebungen: Über deren Umsetzung in den nationalen Gesetzgebungen bestimmen sie maßgeblich sowohl die Erlösstruktur also auch die verwertbaren Bioabfallmengen für BVA. Die Vorgaben der EU-Deponierichtlinie, der EU-Abfallrahmenrichtlinie und der EU-Richtlinie zur Nutzung der erneuerbaren Energien müssen alle bis spätestens 2020 erfüllt sein. Da die Folgebestimmungen momentan noch offen sind, ist aus heutiger Sicht das stärkste Wachstum bis 2020 zu erwarten.
Die meisten BVA werden in den vier bevölkerungsreichsten Staaten Europas errichtet: in Großbritannien, Frankreich, Deutschland und Italien. Trotz aller Unterschiede in Konsumverhalten, Siedlungs- und Industriestruktur bestimmt vor allem die Anzahl der Einwohner über die Bioabfallmengen. Wenn in diesen Ländern zudem die gesetzlichen Rahmenbedingungen für Abfälle und die erneuerbare Energieerzeugung in ausreichendem Maße vorhanden sind, kann der Markt für die Vergärung von Bioabfällen schnell wachsen.
Den stärksten Zubau an BVA wird laut Studie in den nächsten 10 Jahren das Vereinigte Königreich verzeichnen können. Die Abfallwirtschaft wird durch eine ansteigende Deponiesteuer gezwungen, alternative Verwertungswege für Bioabfall zu finden. Zudem ist die Vergütung für Biogas aus Bioabfällen sehr hoch. Ähnliches gilt für Frankreich, dort werde allerdings neben dem Bau von „reinen“ BVA auch der Bau von mechanisch-biologischen Abfallbehandlungsanlagen (MBA) mit einer integrierten BVA unterstützt.
Deutschland steht momentan im Spannungsfeld aus strengerer Abfallgesetzgebung und einer Neuausrichtung der Energiegesetzgebung. Seit Januar 2015 ist die separate Sammlung von Bioabfällen in Deutschland flächendeckend verpflichtend, was bislang einzigartig in Europa ist. Dies wird den Bau von neuen BVA fördern. Dem steht seit Ende 2014 eine restriktivere Förderung von Biogas gegenüber. Insgesamt überwiegen aber die positiven Impulse der Abfallwirtschaft und Deutschland bleibt somit ein Wachstumsmarkt für BVA.
Nachholbedarf im Süden und Osten
Dass eine große Bevölkerung jedoch nicht die alleinige Voraussetzung für einen erfolgreichen BVA-Markt ist, verdeutlicht Spanien: Gemäß der Bevölkerungszahl sind genügend Bioabfälle zur Vergärung vorhanden. Doch der spanische BVA-Markt stagniert, was hauptsächlich an der äußerst komplexen und relativ niedrigen Vergütung für Biogas sowie der geringen Unterstützung der Abfallwirtschaft liegt.
Die meisten osteuropäischen Länder haben ebenfalls einen großen Nachholbedarf im Bereich der Abfallwirtschaft – hier ist die Deponierung bis heute die überwiegende Entsorgungsmethode. Sollen die Vorgaben der EU-Richtlinien eingehalten werden, muss sich diese Situation in den nächsten Jahren drastisch ändern. Dadurch werden große Mengen Bioabfall für alternative Verwertungsmethoden, etwa für die Vergärung in BVA, zur Verfügung stehen.
Bestellung der Studie: http://www.ecoprog.com/publikationen/energiewirtschaft/biogas-aus-bioabfall.htm