Wer ist bei der Hitzewelle 2018 mit Temperaturen bis knapp 40 Grad Celsius nicht ins Schwitzen geraten? Und so manchem setzt die Hitze richtig zu: Unkonzentriertheit, Kreislaufprobleme, Dehydrierung sind nur einige Symptone. Aber nicht nur Menschen haben an den hohen Temperaturen zu knabbern – auch Kennzeichnungssysteme vertragen sie nicht besonders gut. Die Folge: schlechte Kennzeichnungsergebnisse oder gar Systemausfälle.
So bleibt Technik cool
Die automatische Etikettierung bei hohen Temperaturen ist eine besondere Herausforderung für Material und Maschine. Die Etiketten müssen genau auf die jeweilige Anwendung und die dabei vorherrschenden Temperaturen abgestimmt werden. Schließlich sind Klebstoffe thermoplastische Materialien, die bei hohen Temperaturen zu weich und fließfähig werden, um problemlos von der Etikettieranlage verarbeitet werden zu können. Die Klebstoffauswahl setzt also eine genaue Kenntnis des zu erwartenden Temperaturumfeldes voraus.
Für eine Etikettieranwendung beim Reifenhersteller Continental wurde zum Beispiel ein spezieller, modifiziert zusammengesetzter Etikettenkleber auf Kautschukbasis ausgewählt, weil das Umfeld in der Reifenindustrie sehr staubig ist. Und da die Etikettierung direkt nach der Herstellung erfolgt, geben die frisch produzierten Reifen noch Hitze ab. Der eingesetzte Kleber garantiert optimale Verspendeeigenschaften und sorgt für eine gute Anfangs- beziehungsweise Endhaftung des Etiketts auf dem Gummireifen – ganz ohne Kleberaustritt. Trotzdem lässt sich das Etikett später von den Monteuren im Reifenhandel wieder leicht und in einem Stück entfernen. Damit sich die Etiketten in der warmen Umgebung optimal verarbeiten lassen, lagert Continental diese in einem Klimaschrank. Andernfalls würde der weiche Kleber angesichts der hohen Temperaturen „ausbluten“ und sich in der Etikettieranlage festsetzen. Alternativ zur Einlagerung der Etiketten in einem Klimaschrank könnte man auch einen Etikettendruckspender mit Kühlgerät verwenden. Auch dann kann der Etikettenkleber nicht ausbluten und das Etikett lässt sich problemlos vom Trägermaterial abschälen.
Etikettieren bei Minusgraden
Nicht nur Hitze, sondern auch niedrige Temperaturen um den Gefrierpunkt oder gar Minusgrade sind problematisch für Kennzeichnungssysteme und die dabei eingesetzten Materialien. So ist nicht jedes Etikettenmaterial für Kälte geeignet. Manche Etiketten werden bei extremer Kälte spröde und hart, lassen sich nicht mehr automatisch verarbeiten und verlieren an Haftung. Wie anspruchsvoll Minusgrade für die Technik sein können, zeigt eine Anwendung im Logistikzentrum von Apetito, einem Anbieter von Tiefkühlprodukten und Systemverpflegung. Dort kennzeichnen Bluhm-Etikettenspender vom Typ Alpha Compact zuverlässig die fertig kommissionierten Kartons bei –24° C – ganz ohne Einhausung! Doch das war nicht von Anfang an so...
Das erste Etikettenmaterial, das Bluhm Systeme bei Apetito ausprobierte, wurde bei den eisigen Temperaturen spröde und ließ sich nicht automatisch verarbeiten. Probleme gab es auch mit den Etikettenspendern: Die dort verbauten Linearachsen hielten der Kälte nicht Stand. Da die Etikettierer aber unbedingt im Tiefkühlbereich stehen mussten, kam ein Aufstellen der Anlage im Plusbereich nicht in Frage. Auch konnten die Systeme aufgrund von Platzmangel nicht eingehaust werden. Doch die Bluhm-Ingenieure fanden sowohl für die Etiketten als auch für die Spender eine Lösung: Irgendwann war die richtige Kombination aus elastischem Etikettenmaterial und Spezialkleber gefunden! Zusätzlich wurden Linearachsen verschiedener Hersteller ausprobiert und tiefkühltaugliche Lager beziehungsweise Schmiermittel verwendet. Heute laufen die Etikettieranlagen bei Apetito wie geschmiert und kennzeichnen pro Jahr rund acht Millionen Kartons.
Temperaturfühlige Inkjet-Drucker
Und wie vertragen sich Inkjet-Drucker mit extremen Temperaturen? Das hängt stark vom Gerät und der verwendeten Tinte ab. Es gibt zum Beispiel Anwendungen in der Lebensmittelindustrie, bei denen Drop-on-demand-Drucker in Kombination mit der richtigen Tinte bei Temperaturen um 0°C verlässlich kennzeichnen. Zusätzlich kann dem Drucker mit einer Klimabehausung, einer Heizung oder Lüftern eingeheizt beziehungsweise Abkühlung verschafft werden.
Und Laserdrucker? Generell kann man sagen, dass Beschriftungslaser bei Temperaturen von 0 bis 40°C problemlos einsetzbar sind. Ein weiterer Vorteil der Laserbeschriftung: Falls das beschriftete Produkt erst nach dem Kennzeichnungsprozess mit Minusgraden oder Hitze in Kontakt kommt, ist die Beschriftung extrem robust.
Die Frage, ob eine fertige Kennzeichnung später womöglich extremen Temperaturen ausgesetzt ist, muss bei der Suche nach der richtigen Kennzeichnungstechnik unbedingt vorher berücksichtigt werden. Wird das Produkt tiefgekühlt? Kondensiert die Oberfläche? Oder wird es im Hochtemperaturbereich eingesetzt, wie es zum Beispiel bei Automotoren der Fall ist? Nur so ist später gewährleistet, dass Tinte und Etikett am Ende auch gut haften.