Solarstrom erzielt im Kraftwerksmaßstab in Deutschland inzwischen Preise von unter fünf Cent pro Kilowattstunde. Das geht aus Veröffentlichungen der Bundesnetzagentur zu den Ergebnissen der jüngsten Auktion hervor. An solchen Versteigerungen müssen Projektierer großer Solarstromanlagen teilnehmen, um eine Marktprämie nach dem Erneuerbare-Energie-Gesetz (EEG) zu erhalten.
„Wenn die Bundesregierung ihre Klimaziele erreichen will, sollte sie jetzt dringend die Ausbauziele der Photovoltaik deutlich anheben. Wir können es uns nicht länger leisten, einen Großteil der möglichen Sonnenernte in Deutschland nicht einzuholen. Bei dem erreichten Preisniveau spricht alles für einen deutlich dynamischeren Ausbau der Solarenergie“, erläutert Carsten Körnig, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Solarwirtschaft (BSW-Solar).
Niedrige Solarstrompreise sprechen für den Ausbau
Ohne eine Vervielfachung des Solarenergie-Ausbaupfads rücke das Klimaziel in immer weitere Ferne, sind sich die Verantwortlichen des BSW-Solar sicher. Die derzeitige Deckelung des jährlichen Photovoltaik- Zubaus auf lediglich 2,5 Gigawatt (GW) und die starke Begrenzung der Auktionsvolumina stamme aus einer Zeit, als Solarstrom noch teuer war. „Nach diesem Preisrutsch gibt es keinen Grund mehr, den Solarenergie-Ausbau weiter zu deckeln“, sagt Körnig.
Nach Erhebungen des Verbandes haben sich allein in den letzten fünf Jahren die Solarstrompreise neu errichteter Solarparks mehr als halbiert. Im Kraftwerksmaßstab erzeugter Solarstrom hat inzwischen in Deutschland die Erzeugungskosten von Strom aus neu errichteten, fossil befeuerten Kraftwerken unterschritten.
Mindestens 300 GW Photovoltaik-Leistung notwendig
Der derzeitige Ausbaukorridor ist nach Berechnung des Verbandes so niedrig angesetzt, dass mittel- bis langfristig gerade einmal eine Photovoltaik-Kapazität in Höhe von rund 60 GW erreichbar sei. Wissenschaftliche Studien, etwa von den renommierten Fraunhofer Instituten ISE und IWES, halten hingegen mittelfristig eine Photovoltaik-Kraftwerksleistung von rund 300 GW für notwendig. Aktuell decken in Deutschland Solarstromanlagen mit einer Leistung von 42 GW rund sieben Prozent des Strombedarfs.
Auch Störfaktoren wie schädliche Umlagen und starke Beschränkungen bei der Standortwahl verhindern laut BSW-Solar die klimapolitisch notwendige Zubaudynamik bei der Solarenergie. „Wir müssen endlich die Bremsen lösen! Auf den Dächern von Eigenheimen und Mietshäusern, auf Gewerbe und Industriegebäuden sowie ebenerdig errichteten Solarparks können wir inzwischen preiswert Sonnenenergie gewinnen, die wir für den Strom-, Wärme- und Mobilitätssektor dringend benötigen“, fordert Carsten Körnig.
Potenzial endlich ausschöpfen
Umfragen bestätigen immer wieder, dass die Solarenergie in Deutschland sehr hohe Akzeptanzwerte erreicht. Zudem können Photovoltaikanlagen selbst im Kraftwerksmaßstab innerhalb relativ kurzer Zeit errichtet und in Betrieb genommen werden. Damit könnten sie entscheidend dazu beitragen, das Klima- und Energiewendeziel der Bundesregierung für das Jahr 2020 doch noch zu erreichen. Zuletzt wurden Stimmen laut, die ein Verfehlen der Klimaziele für unvermeidbar halten. Körnig ist deshalb überzeugt: „Nachdem die Photovoltaik nun so günstig geworden ist, wäre es sowohl ökologisch als auch ökonomisch absolut unerklärlich, ihr Potenzial nicht endlich voll auszuschöpfen.“