Energy 4.0:
Die Hannover Messe 2018 steht in den Startlöchern. Der Themenbereich Energy ist wieder mit von der Partie. Was hat sich im Vergleich zum letzten Jahr verändert?
Benjamin Low:
Wir haben einige Veränderungen und thematische Ergänzungen vorgenommen. Dazu zählt zum Beispiel der Bereich Electric Transportation System. Dort zeigen die Aussteller, wie Elektromobilität ins bestehende Energiesystem integriert wird. Damit passt es auch zum übergreifenden Thema Integrated Energy.
Welche Themen bewegen die Branche?
Zum einen die Digitalisierung, denn der digitale Wandel verändert auch die Energiewirtschaft. Digitale Informations- und Kommunikationstechnik sollen Energieerzeuger, Netzbetreiber, Speicheranbieter und Verbraucher miteinander vernetzen, woraus neue Geschäftsmodelle entstehen. Hier möchte ich nur das Stichwort Blockchain nennen. Die Dekarbonisierung des Energiemarktes und die sinnvolle Integration der erneuerbaren Energien ins bestehende Netz sind die anderen großen Themen. Darüber hinaus beschäftigen Sektorenkopplung sowie alternative Speichertechnologien für Strom und Wärme die Branche.
Haben sich verstärkt Aussteller für den Themenbereich Energy interessiert? Wie viele Aussteller erwarten Sie?
Wir erwarten rund 1200 Aussteller aus etwa 50 Ländern. Damit liegen wir auf dem gleichen Niveau wie in 2017 und haben die Energy fest im Portfolio der Hannover Messe etabliert.
Halle 27 beschäftigt sich mit der dezentralen Energieversorgung. Ist das ein Schlüssel zur Energiewende?
Die dezentrale Energieversorgung ist ein wichtiger Baustein der Energiewende. In dem Bereich in der Halle 27 geht es in erster Linie um Kraft-Wärme-Kopplung. KWK-Aggregate können die Netzbelastungen auffangen. Durch die dezentrale Energieerzeugung am Ort des Energieverbrauchs können Kosten beim Netzausbau eingespart werden. Damit kommt der KWK-Technik eine zentrale Rolle beim Gelingen der Sektorenkopplung zu, bei der die Sektoren Strom, Wärme und Mobilität klimafreundlich zusammenwachsen sollen.
Laut Ihnen gehört zur Digitalisierung der Industrie die Kontrolle der Energieströme in der Produktion. Dies greifen Sie in Halle 12 auf. Wie wichtig ist es?
Die Digitalisierung spielt in allen Hallen der Hannover Messe eine große Rolle, in der Halle 12 steht das Thema Energiemanagement Fokus. Es freut uns sehr, dass wir dort ein starkes Wachstum sowohl auf nationaler als auch internationaler Ebene verzeichnen können.
Welche Herausforderungen hat ein intelligentes Energiemanagement für produzierende Unternehmen?
In vielen industriellen und energiewirtschaftlichen Prozessen lässt sich noch mehr Energie sparen, als dies bisher der Fall ist. Aber die Anreize für ein flexibles Energiemanagement fehlen häufig, auch sind die Vorteile oft noch nicht bekannt genug. Aus diesem Grund führen wir zu dem Thema eine gemeinsame Umfrage mit der Dena durch.
Auch das Thema Netze ist vertreten. In Halle 13, richtig? Welche Themen treiben hier die Aussteller um?
Dort geht es in erster Linie um die Einbindung des Prosumers ins Netz, um die Einspeisung der fluktuierenden erneuerbaren Energien, um Elektromobilität und natürlich um die Digitalisierung, die all das zusammenführt. Dort werden zum Beispiel Lösungen für Energieversorger, Stadtwerke und Netzbetreiber auf dem Weg in die digitale Zukunft präsentiert.
Auf welchen Foren können sich Besucher zu aktuellen Trends informieren?
Das Energieforum „Life Needs Power“ ist das Herzstück der Energy. Hier wird in der Halle 13 von Experten aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik über die Zukunft der Energieversorgung diskutiert. Daneben gibt es in der Halle 27 das „Integrated-Energy-Forum“, dort geht es um Sektorkopplung, intelligentes Netzmanagement, Mikro Grids oder neue Geschäftsmodelle. Auch über die Zukunft der Elektromobilität und die dafür erforderlichen Infrastrukturen können sich die Besucher im Forum „Electric Transportation System“ in der Halle 27 informieren. Ein weiteres Forum in der Halle beschäftigt sich mit den Themen „Dezentrale Energieversorgung“ und „Gebäudeenergetik“.
Sehen Sie einen Zuwachs von Herstellern für Erneuerbare? Wo finden diese Ihren Platz?
Die Energieerzeugung hat ihren Platz in der Halle 27, aber auch für sie gewinnt das Thema Integration der Energie in das bestehende Netz zunehmend an Bedeutung.
Auch Trendthemen wie virtuelle Kraftwerke nehmen Sie auf. Wie ist hier die Resonanz?
Wir haben eine sehr gute Resonanz in dem Bereich. Wir präsentieren dieses Thema in der Halle 27. Dort werden Geschäftsmodelle, Technologien und Projekte vorgestellt, die virtuelle oder Kombi-Kraftwerke schon heute zum Laufen bringen.
Mit der Frage, wie sich die E-Mobilität in das Energienetz integriert, beschäftigen Sie sich in Halle 27. Sehen Sie hier einen Trend der Automobilbauer, in diese Halle zu wechseln? Beispielsweise VW?
Es ist in der Tat so, dass VW erstmals im Bereich Electric Transportation Systems ausstellt. Dort geht es aber nicht um das Fahrzeug an sich, sondern um die Integration elektromobiler Lösungen in das bestehende Energiesystem. Damit geht es zum Beispiel um Ladesäulen sowie um die dahinterliegende Infrastruktur, die erforderlich ist, um diese Ladesäulen mit ausreichend Energie zu versorgen.
Welche Rolle spielt die Speichertechnik auf der Hannover Messe?
Wir spüren im Bereich Wasserstoff und Brennstoffzellen eine neue Aufbruchstimmung. Wir sehen Wasserstoff als Komplementär-Energieträger für Batterien und glauben daran, dass beide Technologien eine wesentliche Rolle für die Mobilität der Zukunft spielen. Power-to-Gas ist damit ein wichtiger Enabler für Sektorenkopplung. Allein in dem Bereich Hydrogen, Fuel Cells and Batteries stellen mehr als 150 Aussteller aus 25 Nationen ihre Lösungen vor.
Gibt es weitere Themen, die Ihnen am Herzen liegen, auf die Sie gerne aufmerksam machen möchten?
Ich möchte auf unser diesjähriges Partnerland verweisen. Mexiko wird sich mit seinem Hauptstand in den Energiehallen präsentieren. Nach der Energiereform gibt es viele gute Argumente für ein Investment Mexiko. Dazu entwickeln wir gemeinsam mit der Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit in Mexiko einen Investoren-Guide.