Die hohe Zuverlässigkeit des deutschen Stromnetzes entwickelt sich weiter positiv. Das belegt die durchschnittliche Strom-Unterbrechungsdauer, die sich im Jahr 2016 auf 11,5 Minuten pro Kunde (2015: 11,9 Minuten) verbessert hat. Das belegt die Störungs- und Verfügbarkeitsstatistik 2016 des Forum Netztechnik/Netzbetrieb im VDE (VDE/FNN).
Die Unterbrechungsdauer hat damit den niedrigsten Stand seit 2006 erreicht. Anders ausgedrückt: Die Letztverbraucher waren im Durchschnitt zu 99,998 Prozent sicher versorgt. Grund dafür sind insbesondere die Wetterbedingungen im vergangenen Jahr. Vor allem Gewitter und Sturmfronten haben sich weniger nachteilig auf die Versorgungszuverlässigkeit ausgewirkt.
Durchschnittlich nur ein Ausfall alle vier Jahre
Werden die Fälle höherer Gewalt berücksichtigt, betrug die durchschnittliche Unterbrechungsdauer pro Stromkunde im Jahr 2016 lediglich 12,1 Minuten (2015: 15,3 Minuten). Ereignisse höherer Gewalt waren im vergangenen Jahr vor allem die durch starke Regenfälle in Süddeutschland verursachten Hochwasser Ende Mai und Anfang Juni.
Die Häufigkeit der Versorgungsunterbrechung pro Stromkunde lag 2016 inklusive der auf höhere Gewalt zurückgeführten Ereignisse bei 0,24 Ausfällen (2015: 0,29). Das bedeutet, dass ein Kunde durchschnittlich nur alle vier Jahre mit einem Ausfall rechnen muss.
Die hohe Qualität der Stromversorgung in Deutschland ist auch das Ergebnis eines steigenden Aufwands der Netzbetreiber. Die Unternehmen ergreifen häufiger Redispatch-Maßnahmen. Das heißt, sie passen die Einspeisung von Kraftwerksleistung an. Außerdem regeln sie die Einspeisung von Erneuerbare-Energien-Anlagen ab.
Ausbau erneuerbarer Energie sorgt für enormen Aufwand im Netzbetrieb
Die Netznutzung wird zunehmend dynamisch. Gleichzeitig verzögert sich der Netzausbau. Dadurch entstehen vermehrt Engpässe im Netzbetrieb, die die Netzbetreiber beheben müssen. Außerdem werden Stromnetze immer häufiger an ihren Grenzen betrieben, weil der Ausbau der erneuerbaren Energien - insbesondere der Offshore-Windenergie - eine stärkere Netzauslastung verursacht. Um alle Kunden sicher und zuverlässig mit Strom zu versorgen und dabei vorrangig erneuerbare Energien einzuspeisen, müssen Netzbetreiber also korrigierend eingreifen.
Der Aufwand für die Netz- und Systemsicherheit ist in den vergangenen Jahren stark gestiegen. So lagen die betroffenen Energiemengen 2015 und 2016 bei rund 3 Prozent des jährlichen Bruttoinlandstromverbrauchs. Für die Anpassung von konventionellen Kraftwerken haben Netzbetreiber im vergangenen Jahr 219 Millionen Euro an Entschädigungen gezahlt (2015: 412 Millionen Euro). Die Entschädigungen für Erneuerbare-Energien-Anlagen schlugen 2016 mit 373 Millionen Euro zu Buche (2015: 478 Millionen Euro).
Netzausbau entscheidend
Heike Kerber, Geschäftsführerin des VDE/FNN, erklärt: „Die Verlagerung der Stromerzeugung in lastschwache Regionen fordert die Netze in ihrem aktuellen Zustand sehr stark heraus. Um Engpässe in den Netzen zu beseitigen, müssen Netzbetreiber immer häufiger eingreifen. Die hohe Versorgungszuverlässigkeit wird durch einen enormen Aufwand im Netzbetrieb erkauft.“ Um eine sichere und zuverlässige Stromversorgung zu gewährleisten, sei es demnach wichtig, das Netz weiterzuentwickeln und auszubauen, fährt Kerber fort. Ohne den hohen Ausbildungsgrad und die Lernbereitschaft der Mitarbeiter bei den deutschen Netzbetreibern wäre diese Entwicklung nicht möglich.
Ziel der jährlichen VDE/FNN-Störungs- und Verfügbarkeitsstatistik ist es, die Entwicklung der Qualität der Stromversorgung in Deutschland transparent zu machen. Die Basis dafür sind freiwillige, anonymisierte Angaben von Netzbetreibern zu Störungen und Verfügbarkeiten. Die Daten repräsentieren über 75 Prozent des deutschen Stromnetzes.