Um rund 25 Prozent weniger Die Automobilbranche wird weiter schrumpfen

Die Automobilindustrie durchlebt stürmische Zeiten, der Standort Deutschland verliert weiter an Stärke, aus vier Gründen.

Bild: DALL·E / publish-industry
26.09.2024

Die deutsche Automobilindustrie steht unter Druck – aber nicht erst seit einigen Wochen, sondern bereits seit 2018. Eine neue Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) zeigt, was die Gründe für den massiven Produktionsrückgang sind und warum eine Erholung nicht leicht wird.

Arbeitsplätze fallen weg, Werkschließungen drohen – die deutsche Automobilindustrie steht aktuell unter massivem Druck. Dabei kämpfen die Unternehmen am Standort Deutschland schon länger mit schwerwiegenden Problemen, wie eine neue IW-Studie zeigt: Seit Jahren schrumpft die Produktion hierzulande, inzwischen ist sie im Vergleich zu 2018 rund 25 Prozent niedriger.

Dafür gibt es zahlreiche Gründe: Zum einen basierte der Erfolg der Branche jahrelang darauf, ins Ausland zu exportieren, mit Fokus auf China. Im Jahr 2023 wurden gut 75 Prozent der in Deutschland gebauten Autos exportiert, davon etwa 40 Prozent international. Zum anderen hat sich die Branche auf hochpreisige Premiumfahrzeuge konzentriert – beide Strategien kommen inzwischen an ihre Grenzen.

Das hat vor allem vier Ursachen

Stärker werdende Wettweber, vor allem aus China, setzen die deutsche Autoindustrie unter Druck. Im Jahr 2018 löste China die Bundesrepublik als wichtigsten Produktionsstandort der deutschen Autoindustrie ab. Zur Jahrtausendwende hatte China nur rund zwei Millionen Kraftfahrzeuge produziert, im vergangenen Jahr waren es mehr als 30 Millionen. Fast ein Drittel der weltweit gebauten Kraftfahrzeuge kommen inzwischen aus chinesischen Fabriken, die weitaus billiger produzieren als es hierzulande möglich wäre.

Im Vergleich zu anderen Ländern können die deutschen Automobilhersteller nicht mithalten. Beim technologischen Wandel zur E-Mobilität stehen die deutschen Autohersteller wie VW und BMW hinter Herstellern wie Tesla und BYD zurück. Vor allem in China haben sich mit Unternehmen wie BYD und CATL neue Wettbewerber etabliert, die aus der Elektroindustrie stammen und daher einen Vorsprung bei Batterie und Batteriezelle haben.

Zudem fördert China den Absatz von Elektroautos stark. Daher produziert etwa BYD seit 2023 ausschließlich Elektroautos und hat damit seinen Absatz innerhalb eines Jahres auf gut drei Millionen Fahrzeuge fast verdoppelt. Das sind mehr als doppelt so viele Elektroautos, wie im vergangenen Jahr in Deutschland gebaut wurden – und Deutschland ist nach China der weltweit größte Produktionsstandort für Elektroautos.

Der Export von Autos wird zunehmend durch Zölle erschwert. Das bedroht ein wichtiges Geschäftsfeld der deutschen Autoindustrie: Hierzulande verkaufen die deutschen Hersteller gerade einmal 13 Prozent ihrer Produktion.

Der Standort Deutschland gerät auch durch die hohen Energiekosten und langfristigen Genehmigungsverfahren immer weiter unter Druck. In Deutschland zahlen Produzenten von energieintensiven Grundstoffen wie Aluminium und Stahl bis zu 15 Prozent mehr für Energie als Wettbewerber in den USA oder in China. Und auch die Löhne sind hierzulande sehr viel teurer als anderswo.

Einzige Chance: Transformation

Wichtiger Treiber für die deutsche Automobilindustrie ist der technologische Wandel. „Die Transformation muss gelingen, sonst wird die Autoindustrie am Standort Deutschland in den kommenden Jahren weiter schrumpfen“, sagt Studienautor Thomas Puls. „Wenn die Politik die Produktion und den Absatz von E-Autos in Deutschland fördern will, braucht es zudem dringend Investitionen in den Ausbau der öffentlichen Ladeinfrastruktur. Andernfalls bleibt die Nachfrage niedrig.“

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