Wie sind die Stromnetze in Zukunft organisiert? Welche Rolle spielt die Sektorenkopplung? Wie wirkt sich die Digitalisierung aus? Und welchen Herausforderungen muss sich die Energiewirtschaft bei der Transformation stellen? Diese und weitere Fragen beantworteten Referenten wie Prof. Dr.-Ing. Armin Schnettler, Vice-President von Siemens, und Dr. Martin Schumacher, Mitglied des ABB-Vorstands, bei der Supersession „Future Energy“ des VDE Tec Summits 2018 und wagten gemeinsam mit den Teilnehmern einen Blick in die Energiezukunft.
Größte Herausforderung: Cybersecurity
Michael Rohde, Geschäftsführer der Maschinenfabrik Reinhausen, betonte die Bedeutung intelligenter Betriebsmittel für das Gelingen der Digitalisierung im Stromnetz. Die Maschinenfabrik Reinhausen – einst in der „Old Economy“ mit Laststufenschaltern für Transformatoren und damit im klassischen Betriebsmittelgeschäft groß geworden – setze nun zunehmend auf intelligente Systeme. Als Beispiele führte er Freileitungsmonitoring mit intelligenten Transformatoren und dynamische Lastflussanalyse an. „Die größte Herausforderung bei der zunehmenden Digitalisierung ist dabei aber nicht die Technik, sondern die Cyber Security“, gab Rohde zu bedenken.
Die Netze von morgen
Aus Sicht der Zuliefererindustrie warf Dr. Martin Schumacher, Mitglied des ABB-Vorstands und stellvertretender VDE-Präsident, einen Blick auf das Netz der Zukunft und sprach über die Flexibilität durch Digitalisierung: „Wir stehen an einem Übergang in eine neue Welt, wo wir weder Last noch Verbrauch vollständig unter Kontrolle haben“, so Schumacher. Die Netze von morgen seien von großer Dezentralität geprägt, Komplexität werde zur Normalität. Die Trends, die die Stromnetze in Zukunft prägen werden: zunehmend autonome Systeme, künstliche Intelligenz und beschleunigte Interaktion. „Digitalisierte Netze sind die Plattform für die Zukunft“, erklärte Schumacher abschließend und schlug eine Plattform zur gemeinsamen Weiterentwicklung der Netze vor.
Energiesysteme auf dem Weg in ein neues Energiezeitalter
Innovationen für die Energiewirtschaft präsentierte Prof. Dr.-Ing. Armin Schnettler, Leiter des Instituts für Hochspannungstechnik an der RWTH Aachen und Vice-President der Siemens AG. Die drei D – nämlich Dekarbonisierung, Dezentralisierung und Digitalisierung – stünden für Innovationen der Energiesysteme auf dem Weg in ein neues Energiezeitalter, so Schnettler. Während früher die Stromproduktion dem Verbrauch folgte, sind heute diese beiden Faktoren nicht mehr im Gleichgewicht. Künftig, so Schnettler, müsse die Produktion vom Verbrauch entkoppelt werden. Da die existierenden Netze nicht für diese Aufgabe ausgelegt sind, brauche es die Sektorenkopplung. Einen weiteren Schritt in die Zukunft sieht Schnettler mit dem Einsatz von Power-to-X, um die erneuerbaren Energien besser einsetzen zu können. Auch seien großskalige Langzeitspeicher und neue Geschäftsmodelle erforderlich.
Die Energiewelt von morgen
Dr. Joachim Schneider, Innogy SE, Bereichsvorstand Technologie und Innovationen, betrachtete abschließend die Energiewelt von morgen – vernetzt, flexibel und digital. Als Status Quo bewertete er die smarten Themen wie Smart Grid, Smart Meter und Smart Home sowie Elektromobilität und Big Data. Bei der Steuerung intelligenter Netze setze Innogy auf einen Smart Operator und auch das Energiemanagement von Ortsnetzen werde mit moderner Technik realisiert. Abschließend betonte Schneider: „Kooperationen statt Alleingänge sind angesagt, denn die Energiewelt von morgen ist keine Aufgabe für einen einzelnen Marktakteur.“