Matthias Punsmann, Project Development Energy Solutions bei Evonik „Die Ergebnisse sind wirklich spannend“

„Wir erstellen Nachanalysen, die uns Kennzahlen liefern, mit denen wir unsere Prozesse verbessern können“, sagt Matthias Punsmann, Project Development Energy Solutions bei Evonik

Bild: Evonik Industries
10.09.2021

Green Production und CO2-Neutralität wird in vielen Unternehmen groß geschrieben, auch bei Evonik. Das Spezialchemie-Unternehmen ist hier einer der Vorreiter. Matthias Punsmann, Project Development Energy Solutions bei Evonik, gibt Einblicke.

Herr Punsmann, techno-ökonomische Energieeinsatzoptimierung wird bei Evonik schon länger eingesetzt. Worauf liegt der Fokus?

Auf der Planung für jegliche Zeithorizonte, angefangen bei der langfristigen Versorgungsplanung für die nächsten Jahre über die mittelfristige Einsatzplanung bis hin zur Day-Ahead- und Intraday-Planung. Konkret liefert uns das Optimierungssystem BelVis ResOpt beispielsweise Entscheidungshilfen für Umbau- und Neubau-Projekte sowie Hinweise auf die bestmöglichen Termin-, Spot- und Intraday-Geschäfte. Die vorgeschlagenen Handlungsoptionen sind dabei immer sehr praxisnah, weil die Software unseren gesamten Verbund der Energieerzeugungsanlagen mit all seinen technischen und ökonomischen Eigenschaften „kennt“. Alle Randbedingungen aus der Realität stecken in dem Berechnungsmodell. Zusätzlich erstellen wir damit Nachanalysen, die uns Kennzahlen liefern, mit denen wir unsere Prozesse verbessern können.

Und nun schafft der EU Green Deal neue Rahmenbedingungen für die Planungen der Evonik...

Ja, da müssen wir zusehen, dass wir passende neue technologische Ansätze integrieren und immer im Blick haben, wie sich Änderungen in den Preisregimes wie beim CO2-Preis auf unsere Zahlen auswirken. Wir spielen also mit unserer Software mögliche klimaschonendere Varianten unseres Anlagenparks durch, zum Beispiel welchen Einfluss die Integration von Technologien wie Hydrolyse, Power-to-Heat oder verschiedene Speichertechnologien auf unseren energetischen Verbund hätte – und welche Dimensionierung und Auslegungen für uns sinnvoll wären. Dazu kann man das Optimierungsmodell in BelVis ResOpt relativ leicht auf mögliche Zukunftsszenarien anpassen. Und die Ergebnisse sind wirklich spannend.

Das klingt nach komplexen Modellen und langen Rechenzeiten. Ist das in der Praxis wirklich anwendbar?

Über systematische Aggregationen kann man die Rechenzeiten deutlich – schätzungsweise um den Faktor 100 – reduzieren und tatsächlich zahlreiche Ausbauvarianten durchrechnen. Aggregation bedeutet, dass die Software ähnliche Zeitintervalle zusammenfasst, ohne dass nennenswert Genauigkeit verloren geht. Folglich muss sie dann weniger Rechenschritte durchführen und ist schneller. Und den Überblick über das zugegebenermaßen recht komplexe Modell behalte ich gut über die strukturierte Visualisierung in mehreren Ebenen. In dieser grafischen Benutzeroberfläche kann ich verschiedene Varianten des Modells und somit Zukunftsszenarien entwickeln, beliebig vergleichen und die Ergebnisse gegenüberstellen.

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