Energy 4.0:
Erst einmal herzlichen Glückwunsch zum Enercon-Auftrag. Wie kam die Erweiterung zustande?
Matthias Brandt:
Es ist schon lange offensichtlich, dass kein ausreichender Wettbewerb für Enercon am Markt existiert. So war insbesondere die starke Nachfrage einiger Kunden ausschlaggebend. Im Laufe unserer Unternehmensgeschichte haben wir sukzessive immer wieder erfolgreich andere Technologien in unser Serviceportfolio aufgenommen. Auf den Service für Windenergieanlagen des Herstellers Enercon haben wir uns seit zwei Jahren vorbereitet.
Welchen Teil der Wartung und Instandhaltung erfüllen Sie hier?
Es ist immer unser Anspruch, mindestens auf Augenhöhe mit dem Hersteller zu sein. Ziel ist es sogar, einen besseren und günstigeren Service anzubieten als der Hersteller, angereichert mit ein paar weiteren Vorteilen für den Kunden. Dazu gehören zum Beispiel die Schaffung individueller Schnittstellen mit dem Kunden, ein hoher Grad an Transparenz oder auch die Nutzung modularer Konzepte. Insofern bieten wir alles bis zur Vollwartung an.
Um wie viele Anlagen geht es in Deutschland, können Sie das in etwa sagen?
Da wir Service für die Anlagentypen ab E-66 bis zur E-112 anbieten, handelt es sich um mindestens 8.000 Enercon-Anlagen, für die wir theoretisch Service in Deutschland anbieten.
Welche Teile in der Anlage sind am wartunsanfälligsten?
Die Antwort erscheint unbefriedigend, lautet aber tatsächlich: Es kommt drauf an! Denn die Instandhaltungsintensität hängt stark vom Typ, Alter, Zustand und den individuellen Standortbedingungen ab, die die Anlage erfährt. Die gute Nachricht: Es sind keine sogenannten Serienschäden auffällig.
Hilft moderne Technik wie zum Beispiel Rotorblattüberwachung?
Moderne Technik kann immer ein sehr gutes Hilfsmittel sein. Grundsätzlich bleibt festzustellen, dass auch bei der Instandhaltung permanent Verbesserungsprozesse bestehen und natürlich auch entsprechend neue Technik eingesetzt und genutzt wird. Gerade auch in Richtung Digitalisierung. Die ökonomische Relevanz kann sehr unterschiedlich sein.
Wie sehen Sie als Instandhalter das Thema Condition Monitoring?
CMS entwickelt sich immer weiter und kann immer mehr leisten. Es lassen sich viele Ideen finden, wo CMS gegenwärtig und zukünftig sinnvoll eingesetzt werden kann. Technisch ist es somit natürlich sehr sinnvoll. Ökonomisch sehen Dinge individuell manchmal anders aus. Da sind „einfache“ Lösungen teilweise auch Lösungen.
Setzen Sie auch beispielsweise Drohnen ein zur Windpark-Überwachung und Wartung?
Ja, Drohnentechnologie wird fallweise zur Rotorblattinspektion eingesetzt. Je nach Umfang kann sie gute Dienste leisten. Sie scheitert – noch – gelegentlich an Prüfungen, wo haptischer Kontakt notwendig ist.
Gefährdet Augmented Reality Ihr Geschäft? Oder ist es ein probates Hilfsmittel?
Ganz und gar nicht. Wir haben uns in diesem Feld bereits frühzeitig in Forschungsprojekten engagiert, um immer auch zukunftsgewandt zu bleiben. Hier entstehen viele spannende Ideen, wie AR genutzt werden könnte. Die Wahrheit ist aber auch, dass wir momentan noch kein „lohnenswertes“ Einsatzfeld haben. Aber Dinge ändern sich.
Nutzen Sie Big Data zu Wartungszwecken - also zum Beispiel Winddaten, wann eine Wartung ungefährlich für den Service-Techniker ist?
Natürlich. Schließlich nutzen wir alle Daten. Und auch große Daten. Wir analysieren, prognostizieren, planen und entwickeln anhand aller verfügbarer Daten. Und das ist eine Menge. Man darf nur nicht unter dem Schlagwort „Big-Data“ erwarten, dass per künstlicher Intelligenz alles automatisiert läuft. Da gibt es noch einiges zu tun. Momentan haben wir automatisierte Teil- und Assistenzsysteme. Und auch hier gilt es wieder Ökonomie und Technik in Einklang zu bringen. Denn der Kunde möchte einen hervorragenden Service, aber zu einem günstigen Preis.
Wie ist in Ihrem Bereich die Digitalisierung zu sehen?
Ich denke wir sind auf einem guten Weg. Ich behaupte sogar, dass wir in der Windbranche recht weit vorne sind. Wir haben viel in Systeme, Soft- und Hardware investiert. Und stellen unseren Kunden und Mitarbeitern auch viele Lösungen zur Verfügung. Besonders sind wir am Puls der Zeit und sehr offen uns permanent zu entwickeln. Es laufen auch sehr viel „Digitalisierungsprojekte“, die noch nicht marktreif sind, die wir individuell in Projekten testen. Das ist ein großer Vorteil für uns und unsere Kunden, denn so kommen nur getestete Systeme in den Umlauf. Digitalisierung ist aber kein Selbstzweck sondern dient dem unternehmerischen Erfolg. So entscheiden wir auch hinsichtlich der Einführung und Verbreitung.