Ex-Schutz Doppelpass für mobilen Ex-Schutz

16.03.2012

Im explosionsgefährdeten Bereich sind die Forderungen nach Prozessoptimierung ebenso hoch wie im sicheren Bereich. Mobile Computing bietet dazu viele Ansätze, doch die Tools für den Ex-Bereich wurden bisher von vielen Anwendern als unzureichend empfunden. Gemeinsam entwickeln Ex-Schutz- und Industrie-PDA-Experten nun einen Mobile Computer, der in Performance und Robustheit den Nicht-Ex-Modellen in nichts nachsteht.

Winfried Zimmermann freut sich auf den nächsten Key-Kunden - den nächsten, dem er den Prototypen des neuen i.roc Ci70 -Ex zeigen darf. „Dem würde ich das Gerät genau so präsentieren, wie es mir unser Chefentwickler präsentiert hat“, so der ecom-Produktmanager. „Er hat mir die Einzelteile hingehalten - und dann das ganze innerhalb von zehn Minuten zusammengebaut.“ Magnesium-Frames vom feinsten, die das Gewicht reduzieren, Module, die perfekt ineinandergreifen, volle Datenübertragungs-Funktionalität mit fünf Antennen auf engstem Raum, über zehn Stunden Akku-Laufzeit. Und das Gerät liegt gut in der Hand - „ich bin sicher, jeder, der sich ansatzweise mit mobilen PDAs für den Ex-Bereich auskennt, erkennt sofort: Das kann man nicht besser machen.“ Für die Entwicklung des neuen PDAs setzen die Ex-Schutz-Experten von ecom instruments auf eine ganz neue Form von Teamwork. Intermec als Marktführer bei mobilen Computern und ecom mit 25 Jahren Erfahrung in der Entwicklung eigensicherer mobiler Technik - zusammen wollen sie künftig robuste Geräte für explosionsgefährdete Umgebungen auf den Markt bringen. Eine Partnerschaft gibt es schon länger - doch eins ist substanziell anders. Hartmut Reichert, der bei ecom die Business Unit Mobile Computing leitet, erklärt den Unterschied: „Bisher haben unsere Entwickler Industrie-Mobilcomputer für den Ex-Bereich fit gemacht - sozusagen veredelt. Nun aber setzen wir die Entwicklung mit Intermec von vorneherein gemeinsam auf, um Geräte auf den Markt zu bringen, die perfekt auf die Belange der Prozessindustrien ausgerichtet sind: robuster denn je, eigensicher und ohne Einschränkung bei Handhabung und Kommunikationsfähigkeit.“ Das erste Resultat kann sich sehen lassen: Zur Achema soll der neue i.roc Ci70 -Ex vorgestellt werden und ab dem Spätsommer sollen die ersten Geräte ausgeliefert werden. Er verfügt über ein Tastenfeld - für alle, denen die Touchscreen-Bedienung nicht zusagt. Er hat zahlreiche Ex-Schutz-Zertifikate von Atex-Zone-1- und Zone-21-Zulassung über IECEx bis hin zur NEC-Zulassung. „Auf diesen Zulassungen aufsetzend können wir weitere Ex-Zertifikate für internationale Märkte bei Bedarf schnell erlangen“, so Reichert. Und der neue i.roc lässt wohl keine Wünsche offen, wenn es um die drahtlose Kommunikation geht: Wireless LAN ist selbstverständlich, Bluetooth ebenfalls, RFID bei Bedarf, GPS für das Positioning.

Nicht ohne meine Daten-Flatrate

Aber vor allem kommuniziert der Neue auch über 3G GSM/UMTS. Den Entwicklern ist es gelungen, fünf Funktechnologien, die zum Teil im selben Frequenzband arbeiten, in einem für den Ex-Schutz geeigneten Gehäuse unterzubringen - einem Gehäuse, das antistatisch, also leitfähig ausgerüstet sein muss und damit als Antennenschild fungiert. „Fenster“ aus nicht leitfähigem Material lösen das Problem. „Dass all das dem Intermec-ecom-Entwicklerteam ohne Performance-Verluste gelungen ist, haben uns die ersten Kunden bereits bestätigt“, freut sich ecom-Vertriebsleiter D/A Thorsten Cyrol. In Sachen Robustheit habe die Entwicklungspartnerschaft die ecom-Geräte auch noch einmal einen großen Schritt nach vorne gebracht. Denn jede nachträgliche Modifikation eines Geräts durch Ex-Schutz-Veredler - vom Auftrennen der Leiterbahnen über den Tausch und das zusätzliche Einbringen von Bauteilen bis hin zum Einbringen von Füllstoffen - sei dem nicht zuträglich. Industrie-PDAs jedoch müssen einiges wegstecken. Cyrol: „Die fallen auch mal runter oder werden ordentlich durchgerüttelt. Und die Temperaturbereiche, in denen sie funktionieren müssen, sind auch deutlich breiter als bei einem normalen Pocket-PC. Je weniger man da in die sensible Technik eingreift, desto besser.“ Genau das, so der Vertriebsleiter D/A, unterstützt den Trend zu „Total Cost of Ownership“-Betrachtungen, den immer mehr Kunden aus der Prozessindustrie verfolgen. Geräte, die bei diversen Falltests sogar die Normen überbieten, die also nicht so schnell ausfallen, werden von immer mehr Anwendern nachgefragt. Diese streben nach minimalen Ausfallzeiten. „Wir unterstützen das zudem mit einem Service-Angebot, das eigentlich jedem Wunsch gerecht werden müsste“, so Zimmermann. Fundamental ist die „reparaturfreundliche“ Explosionsschutzart Eigensicherheit, ohne Füllstoff oder Notwendigkeit, das Gehäuse zu vernieten. „So können wir kurze Reparatur-Durchlaufzeiten garantieren“, erläutert Zimmermann. Für planbare Lebenszykluskosten sorgen verschiedene Service-Modelle: von Wartungs-Jahresverträgen bis hin zur „Vollkasko-Versicherung“.

Wenn das Wireless-LAN-Netz nicht dicht ist

Was der Endanwender nur indirekt bemerkt, jedoch nicht weniger wichtig für ihn ist, ist die Unterstützung, die ecom instruments für die Systemintegratoren bietet. Kostenfrei erhältliche Software-Developer-Kits - in Verbindung mit der offenen Plattform auf Basis von Microsoft Windows Mobile 6.5.3 - ermöglichen es ihnen, den i.roc Ci70 -Ex perfekt auf unterschiedlichste Anwendungen anzupassen. Bei Bedarf gibt es dazu den nötigen Support durch ecom, damit der ergonomisch perfekte PDA auch wirklich gut zu bedienen ist. „Damit steht und fällt häufig die Akzeptanz durch die Mannschaften vor Ort“, weiß Zimmermann. Die Anwendungsmöglichkeiten sind breit gefächert: Ganz vorne dran sind Instandhalter in der Chemie und Petrochemie sowie in der Öl- und Gasindustrie - die UMTS-/GSM-Anbindung macht sich dort in weitläufigen Werken bezahlt, die nicht von einem dichten Wireless-LAN-Accesspoint-Netz abgedeckt werden können. Das GPS-Signal lässt sich in solchen Werken zur Standortbestimmung im Sinne einer erhöhten Arbeitssicherheit verwenden. Und der RFID-Scan kann genutzt werden, um die Klappenpositionen bei gesetzlich vorgeschriebenen Shutdowns in Öl-Raffinerien zu tracken. Aber auch kleine Stadtwerke und Gasnetzprovider können ihre Instandhaltungsrundgänge in weit verteilten Druckreduzierstationen nun direkt und papierlos via PDA und UMTS-Datenübertragung protokollieren. Spezifisch auf diese Applikationen ausgerichtete Software macht den ex-geschützten neuen i.roc zur schnell verfügbaren Lösung. Nicht nur im Produktions- und Instandhaltungsumfeld macht sich der i.roc bezahlt, sondern auch für Logistik-Anwendungen, etwa das Tracking von Gütern. Diese lassen sich allerdings selten mit Standardlösungen abdecken. „Die Anwendersoftware hierfür wird so gut wie immer auf die speziellen Bedarfe angepasst, mit hohem Integrationsaufwand“, berichtet Zimmermann. Warehouse-Logistik in Ex-Lägern etwa sei ein Feld, das die PDA-Entwickler-Kooperation Intermec/ecom nun gemeinsam erschließen will.

RFID-Reader für Evakuierungsszenarien

Auch Labore, die abseits der eigentlichen Produktion Qualitätsanalytik betreiben, haben über UMTS die Möglichkeit, Resultate direkt an die zentrale Qualitätssicherungsabteilung zu übermitteln. Der Phantasie für die Anwendung seien fast keine Grenzen gesetzt, meint der Produktmanager und erzählt vom Einsatz des Vorläufermodells im Rahmen von Evakuierungsszenarien für Bohrinseln: „Jeder Mitarbeiter ist mit einem RFID-Tag ausstaffiert. Wer auf eines der Rettungsboote geht, wird mit dem RFID-Reader identifiziert - und der Kapitän an Bord hat so immer den Überblick.“

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