Diesem Grundgedanken folgend wurde 2016 Protiq als hundertprozentige Tochtergesellschaft von Phoenix Contact gegründet. Protiq vereint die Vorteile durchgängig digitaler Prozesse und der Plattformökonomie mit den Möglichkeiten der additiven Fertigung, dem sogenannten 3D-Druck.
Die additive Fertigung bietet ein erhebliches Potenzial für industrielle Anwendungen, da sie die konstruktive Gestaltungsfreiheit im Vergleich zu traditionellen Produktionsverfahren signifikant steigert. Um die Vorteile dieser neuen Freiheitsgrade besonders unter dem Aspekt der Wirtschaftlichkeit sinnvoll nutzen zu können, bedarf es der Automatisierung und digitalen Verkettung von Prozessschritten End-to-end über die gesamte Prozesskette. So wächst die Produktivität deutlich, und die additive Fertigung wird auf eine neue industrielle Ebene gebracht.
Auf dem Protiq Marketplace stellen neben Protiq selbst mehr als 30 weitere Unternehmen ihre Dienstleistungen zur Verfügung. Als Besonderheit hierbei erweist sich der vollständig digitale Angebotsprozess, sodass jeder Kunde umgehend online ein Angebot für das zu druckende Objekt erhält und es sofort bestellen kann. Zu diesem Zweck laden die Kunden ihre 3D-Daten auf das Portal hoch, wählen das Material sowie die gewünschten Rahmenparameter aus und beauftragen den ausgesuchten Dienstleister innerhalb weniger Minuten. Eigentlich ein Vorgehen, wie wir es von den bekannten E-Shops gewohnt sind – nur in diesem Fall ohne vorhandenen Warenbestand und ohne die daraus resultierende Kapitalbindung. Unsere Experten haben einen Weg gefunden, auf Basis von Online-Datenanalytik, zielgerichteter Algorithmik und Deep-Learning-Ansätzen aus bisher unbekannten 3D-Daten online Preise zu kalkulieren, ohne dass Vertriebsmitarbeiter manuell in den Angebotsprozess eingreifen müssen. Ehemals manuelle Prozessschritte werden somit auf der digitalen Ebene in einer automatisierten und volldigitalen Prozesskette abgebildet. Auf diese Weise lässt sich der Schnelligkeitsvorteil der additiven Fertigung beibehalten und nutzen.
Über die durchgängige digitale Prozesskette wird der Kundenauftrag vom Zeitpunkt der Bestellung bis zur Auslieferung begleitet und in jedem Prozessschritt mit zusätzlichen Informationen angereichert. So entsteht parallel zum Produktionsprozess eine digitale Bauteilakte, die alle erforderlichen Informationen umfasst. Aus dem digitalen Zwilling wird sukzessive der reale Zwilling. In der Fertigung greift Protiq ebenfalls auf die durchgängige digitale Vernetzung zurück. Hier kommen entscheidungsunterstützende Systeme zum Einsatz, die eine automatisierte Zuordnung von Bauteilen zu Kundenaufträgen ermöglichen. Dieser Vorgang basiert auf autonom arbeitenden Deep-Learning-Algorithmen – häufig auch als künstliche Intelligenz (KI) bezeichnet –, die speziell für diese Anwendung entwickelt worden sind. Hierdurch reduziert sich der Zeitaufwand beim Handling von kundenindividuellen Artikeln und Auftragsdaten erheblich.
Die stetig zunehmende Automatisierbarkeit der Produktionsanlagen im Wertschöpfungsprozess birgt darüber hinaus große Potenziale, sodass als Zielbild „Print on demand“ – aber bitte in 3D – steht. Neben den etablierten 3D-Druckanbietern stellen zwischenzeitlich bereits erste traditionelle Fertigungsunternehmen ihre Dienstleistung auf dem Protiq Marketplace zur Verfügung. Der Gedanke des Ökosystems reift also kontinuierlich.