Während die Nation dieser Tage vermutlich beobachtet, wie ihr prominentester Steuerhinterzieher in das Gefängnis einrückt, weil er den Steuer-Ablasshandel nicht beherrschte, soll sich an der Börse erweisen, ob die Geschäfte mit Objekten aus der Tabuzone nun endlich die erhoffte Wirkung zeigen.
Steuerbetrug schadet der Gemeinschaft, ist daher strafbewehrt. Aber selbst Betrüger im großen Stil können sich in Deutschland per Selbstanzeige ganz legal freikaufen. Seine Umgebung verschmutzen ist pfui – wir haben das (hoffentlich) als Kinder gelernt. Sandförmchen wieder ins Wohnzimmer gekippt? Dann gibt’s eben kein Eis! So strikt sind vielleicht Eltern oder waren es einmal, beim Klima herrscht mehr Milde: CO2 ausstoßen? Eigentlich auch pfui, aber wer genügend Emissions-Zertifikate erwirbt, ist aus dem Schneider.
So entsteht ein an sich sinnvoller wirtschaftlicher Mechanismus, der nicht mehr richtig funktioniert hat – der CO2-Preis fiel ins Bodenlose. Damit sich die Marktkräfte wieder entfalten können, hat die Politik nun eine Stellschraube justiert: Seit Ende März ist die Zahl der EU-Zertifikate um 400 Millionen reduziert, so dass in Deutschland nur noch 127 statt 205 Millionen zur Verfügung stehen.
Die Reparatur des Emissionshandels dürfte einstweilen die Kosten für produzierende Industrie und Energieerzeugung erhöhen. Das dicke Ende droht 2019 und 2020: Dann kommen die zurückgehaltenen Zertifikate wieder in den Markt („Backloading“). Zeit also, eine nachhaltige Reparatur des Mechanismus auf den Weg zu bringen.
Dr. Karlhorst Klotz, Chefredakteur, k.klotz@publish-industry.net