Einbindung ins Netz Elektrofahrzeuge sollen Netzschwankungen mindern

Mit Elektroautos soll künftig das Stromnetz stabilisiert werden.

Bild: Fraunhofer IWES, Werner
17.06.2016

E-Autos können Schwankungen im Stromnetz ausgleichen - technisch ist das bereits möglich, wie ein Forschungsprojekt bewiesen hat. Die gepoolten Batterien bieten ein großes Speicherpotenzial und können auch Energie zurück ins Netz speisen. Mit den Forschungsergebnissen sollen Elektromobilität und Energiewirtschaft besser verknüpft werden.

Im Rahmen des Forschungsprojektes INEES (Intelligente Netzanbindung von Elektrofahrzeugen zur Erbringung von Systemdienstleistungen) wurde die Möglichkeit untersucht, durch einen Pool von Elektrofahrzeugen eine ausgleichende und stabilisierende Wirkung auf die Stromnetze zu erreichen. Die Idee dahinter: Die gepoolten Batterien der Elektrofahrzeuge bilden einen verbrauchsnahen Stromspeicher signifikanter Größe, der die Schwankungen im Stromnetz ausgleichen kann. Die Fahrzeuge konnten sowohl Strom laden, als auch Energie zurück in das Stromnetz liefern. Dieses Konzept wurde in einem einjährigen Flottenversuch umgesetzt.

Hierfür hat die SMA Solar Technology eine als Experimentiersystem konzipierte, bidirektionale DC-Ladestation entwickelt und eine Kleinserie von 40 Geräten gefertigt. Volkswagen hat 20 e-up! Wagen (Stromverbrauch in kWh/100km: 11,7 (kombiniert), CO2-Emission in g/km: Null (kombiniert), Effizienzklasse: A+ ) mit einer bidirektionalen Ladefunktion ausgestattet und eine Kommunikationsanbindung zwischen Ladesteuerung und Backend eingebaut. Als Nutzerschnittstelle wurde eine Mobiltelefon-App entwickelt. So konnten die Teilnehmer des Flottenversuchs testen, wie sich ihr persönliches Fahrverhalten und die Anforderungen des Strommarktes miteinander verbinden lassen. Sie haben ihre Fahrzeugbatterie zur Unterstützung des Stromnetzes freigegeben und dabei grundsätzlich keine Einschränkungen in der alltäglichen Mobilität festgestellt. Dazu hat auch das im Projekt entwickelte Anreizsystem in Form einer Schwarm-Strom-Prämie beigetragen, die die Teilnehmer erhielten, sobald sie einen Teil ihrer Batteriekapazität für die energiewirtschaftliche Nutzung freigaben.

Das Energie- und IT-Unternehmen Lichtblick hat die Elektrofahrzeuge über die Steuerungssoftware Schwarm-Dirigent in den Energiemarkt eingebunden. Das Ergebnis: Elektrofahrzeuge können mit hoher Sicherheit und kurzer Reaktionszeit eine Leistungsreserve für das Stromnetz bereitstellen. Jedoch sei dies noch nicht rentabel. Geplante Gesetzesänderungen, technische Weiterentwicklungen und der Wandel des Energiesystems können die Wirtschaftlichkeit in Zukunft aber deutlich verbessern.

Kaum mit Engpässen zu rechnen

Das Fraunhofer IWES in Kassel hat die wissenschaftliche Begleitforschung zur Belastung der Verteilnetze und zum volkswirtschaftlichen Nutzen der Erbringung von Regelleistung aus Elektrofahrzeugen übernommen. In einer Belastungsanalyse zum Verteilungsnetz haben die Fraunhofer-Forscher untersucht, ab welchen Durchdringungsgraden mit gleichzeitig rückspeisenden Elektrofahrzeugen es zu Netzengpässen durch eine unzulässige Spannungsänderung an einem Niederspannungsknoten, Leitungsüberlastungen durch Überschreitung des thermischen Grenzstromes und Transformatorüberlastung bei Überschreitung der Nennscheinleistung kommen kann. Im Ergebnis ist kurzfristig nur in heute schon stark belasteten Netzausläufern mit Engpässen zu rechnen. Mittelfristig sind Belastungsänderungen in den Netzausbau einzuplanen. Hierbei können zukünftige Smart-Grid-Technologien, z. B. leistungsflussabhängige Sollspannungsregler, regelbare Ortsnetztransformatoren, die Aufnahmefähigkeit der Netze generell erhöhen und dadurch die Netzausbaukosten reduzieren.

Das von der Bundesregierung zum „Leuchtturmprojekt der Elektromobilität“ erklärte Forschungsprojekt „INEES“ wurde durch das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit gefördert.

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