„Noch nie zuvor haben die Unternehmen der heimischen Elektroindustrie in einem einzelnen Berichtsmonat einen so hohen nominalen Ausfuhrwert verbuchen können“, sagte ZVEI-Chefvolkswirt Dr. Andreas Gontermann. Im gesamten ersten Halbjahr 2016 beliefen sich die Branchenexporte auf 88,1 Milliarden Euro. Ihr entsprechendes Vorjahresniveau übertrafen sie damit um 4,0 Prozent, sodass auch dies der bislang höchste zwischen Januar und Juni erzielte Wert war.
Geringere Auftragseingänge - kein Grund zur Panik
Im Juni dieses Jahres legten die inländischen Auftragseingänge um 11,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr zu. Die Auftragseingänge aus dem Ausland hingegen sanken aufgrund von 16,7 Prozent weniger Bestellungen um insgesamt 5,6 Prozent. Während Kunden aus der Eurozone 0,3 Prozent mehr orderten als 2015, waren die Bestellungen aus Drittländern um 23,9 Prozent rückläufig.
Gontermann bleibt gelassen. Er sieht in dieser Entwicklung einen ganz anderen Grund als den Brexit: „Dieser starke Rückgang lässt sich mit einem Basiseffekt erklären. Vor einem Jahr hatte es Großaufträge aus dem nicht zum Euroraum zählenden Ausland gegeben, die jetzt den Vergleich erheblich verzerren.“
Mehr Produktion, stabile Erlöse
Die preisbereinigte Produktion der heimischen Elektrofirmen ist im Juni 2016 um 2,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen. Kumuliert von Januar bis Juni 2016 lag sie 2,2 Prozent im Plus. Ihre Produktionspläne haben die Elektrounternehmen im Juli deutlich heraufgesetzt: 28 Prozent der Firmen wollen ihren Output in den kommenden drei Monaten steigern, nur noch 5 Prozent planen eine Reduktion. Zwei Drittel kalkulieren mit der Beibehaltung ihrer Produktionsniveaus.
Mit 15,8 Milliarden Euro lagen die Erlöse der deutschen Elektroindustrie im Juni in etwa auf Vorjahresniveau. Der Inlandsumsatz gab um 1,3 Prozent auf 7,5 Milliarden Euro nach, der Auslandsumsatz erhöhte sich um 1,0 Prozent auf 8,3 Milliarden Euro. Während die Erlöse mit der Eurozone um 4,9 Prozent auf 3,0 Milliarden Euro sanken, stieg der Umsatz mit Drittländern im Juni um 4,7 Prozent auf 5,3 Milliarden Euro.
Leichtes Umsatzplus
Im ersten Halbjahr 2016 kamen die Branchenerlöse auf 86,9 Milliarden Euro und lagen damit 2,1 Prozent höher als vor Jahresfrist. „Sie befinden sich damit soweit auf Kurs der ZVEI-Prognose von plus zwei Prozent für das gesamte Jahr“, so Dr. Gontermann. Der Inlandsumsatz stieg um 3,4 Prozent auf 42,2 Milliarden Euro, der Auslandsumsatz um 1,0 Prozent auf 44,7 Milliarden Euro. Die Erlöse mit Kunden aus dem Euroraum und aus Drittländern nahmen dabei um 1,3 Prozent auf 16,5 Milliarden Euro bzw. um 0,8 Prozent auf 28,2 Milliarden Euro zu.
Das Brexit-Votum hat dem Geschäftsklima in der deutschen Elektroindustrie im Juli bislang nichts anhaben können. Unter dem Strich erhöhte es sich weiter, nachdem es bereits im Vormonat deutlich zugelegt hatte. Vor allem die Beurteilung der aktuellen Geschäftslage verbesserte sich im Juli kräftig. Die allgemeinen Geschäftserwartungen gaben hingegen leicht nach.