„Die Wärmewende in Deutschland hat Luft nach oben: Nur rund 13 Prozent des Wärme- und Kälteverbrauchs werden durch Erneuerbare Energien gedeckt. Hallerndorf zeigt uns, dass es anders geht“, sagt der kommissarische Geschäftsführer der Agentur für Erneuerbare Energien (AEE), Nils Boenigk. Das Nahwärmenetz versorgt rund 130 Gebäude mit Wärme. Die benötigte Wärmemenge von drei Millionen Kilowattstunden pro Jahr wird zu zwei Dritteln in einer Energiezentrale mit vier modular-geschalteten Biomasse-Kessel erzeugt. Das andere Drittel produziert eine Solarthermie-Anlage – die größte ihrer Art in Bayern. Je nach Wärmebedarf kann die Energiezentrale die Wärmeerzeugung zurückfahren oder Biomasse-Kessel befeuern und somit Versorgungssicherheit für die Hallerndorfer garantieren.
Die Idee für das ausgebaute Nahwärmenetz entstand auf Initiative des Vereins „Generation Erde“, der sich für die lokale Energiewende engagiert. „Für ein Neubaugebiet wollten wir erneuerbare Wärme und haben uns dann gefragt, warum eigentlich nicht für alle“, so Bürgermeister Torsten Gunselmann. Das Wärmekonzept für den Ortsteil wurde in Zusammenarbeit mit Unternehmen auf verschiedenen Informationsveranstaltungen vorgestellt.
Schnelles Internet als positiver Nebeneffekt
Ein positiver Nebeneffekt für die Bürgerinnen und Bürger war die zeitgleiche Verlegung einer Leerrohrinfrastruktur in die Leitungsgräben des Nahwärmenetzes, um zukünftig eine schnelle Internetverbindung durch Glasfaserkabel zu ermöglichen. Hier hat sich gezeigt, dass die Verbindung von zweierlei moderner Technologien und Transparenz in Planung, Bau und Umsetzung solcher Maßnahmen essentiell für die Akzeptanz von Erneuerbaren Energien ist.
Nahwärme ist aber nichts Neues für die Gemeinde: Bereits im Jahr 2012 hat die Bürgerschaft eine Energie-Genossenschaft gegründet, um die Abwärme von lokalen Biogasanlagen für Wärme zu nutzen. Das Bioenergiedorf Willersdorf, ein Ortsteil in Hallerndorf, beheizt inzwischen über 82 Anschlussnehmende – darunter ein großes Hotel. Insgesamt werden so 250.000 Liter Heizöl pro Jahr vermieden. Die Gemeindeverwaltung besitzt ebenfalls Genossenschaftsanteile und bezieht Nahwärme für den Kindergarten und einem Grundschulhaus. Die Initiative der Hallerndorfer zeigte: Die Politik brauche Vorantreiber und Unterstützer für eine erfolgreiche Energiewende, betonte Bürgermeister Torsten Gunselmann. „Der Schlüssel für eine erfolgreiche Energie- und Wärmewende sind die Bürgerinnen und Bürger Hallerndorfs. Die dezentralen Energieerzeugungsanlagen als Beitrag zur Energiewende sind nicht mein Verdienst, sondern allein der Erfolg der Hallerndorfer“, erklärt der Bürgermeister Gunselmann. Hallerndorf zieht an einem Strang und kämpft mit vereinten Kräften für eine erfolgreiche Energiewende: Der Winter kann kommen.