Interview zur Formel E „Bis zum letzten Batterieprozent“

Alexander Gerfer ist CTO bei Würth Elektronik eiSos.

Bild: Würth Elektronik eiSos
01.09.2017

Die Formel E begeistert nicht nur Rennsportfans am Streckenrand. Auch die Techniker in der Box und die Unternehmen hinter den Rennteams brennen für die Serie. Alexander Gerfer, CTO von Würth Elektronik eiSos, verrät, was ihn an der Formel E fasziniert.

Herr Gerfer, wieso engagiert sich Ihr Unternehmen ausgerechnet in einer rein elektrischen Rennserie?

Alexander Gerfer: Für unser Unter­nehmen, das ja auch im Bereich der elektronischen Bauteile unterwegs ist, geht es dabei um Energie, Reichweite, Batterieladung, Batterieausnutzung – aber auch um Energierückgewinnung in den Batterien. Da ist ein großer Anteil passiver Bauteile im Einsatz, von magnetischen Bauteilen bis hin zu neuen Bauteilen zur Kurzzeitenergiespeicherung wie Superkondensatoren.

Welche praktischen Erkenntnisse gewinnt Ihr Unternehmen aus der Teilnahme an den Rennen der Formel E?

Durch den Renneinsatz verbessern wir unsere Produkte. Denn hier zeigt sich, ob die Bauteile auch unter härtesten Bedingungen halten, was sie versprechen. Außerdem ist es für uns wichtig, als innovatives Unternehmen wahrgenommen zu werden.

Warum ist das so schwierig?

Vielfach lastet passiven Bauteilen ein altbackenes Image an. Induktivitäten und Kondensatoren gelten als eher langweilig. Schaut man aber genau hin, kann genau hier noch einiges verbessert und rausgeholt werden. Das ist unser Ziel und daran arbeiten wir stetig. Hier sehen wir seit Jahren eines unserer Kernkompetenzfelder und wir freuen uns, bei einer Rennserie wie der Formel E hautnah mitwirken zu können. Dabei lernen wir, welche Anforderungen entstehen.

Die Rennserie spricht technikaffine Rennsportfans, vor allem aber junge Menschen an. Sehen Sie hier Nachwuchspotenzial für Ihr Unternehmen?

Nachwuchs ist ein wichtiges Thema für uns. Viele Ingenieure gehen eher in die Programmierung. Jetzt haben wir mit der E-Mobility ein attraktives, zukunftssicheres Betätigungsfeld, bei dem es wirklich um die Hardware geht. Damit kann man junge Ingenieure überzeugen. Wir bieten ihnen an: Kommt zu uns in die Welt der elektronischen, passiven oder aktiven Bauteile. Wirkt mit in dem Bereich, der sich um Schaltungs- und Leistungselektronik dreht. Hier lassen sich Karrieren starten und gute Arbeitsplätze auf Jahre sichern.

Welche Rolle spielt die Formel E für Ihr Unternehmen bei der Ansprache des Nachwuchs?

Die Formel E ist meines Erachtens eine hervorragende Werbung für dieses Aufgabengebiet. Es ist ein tolles Feld – und gar nicht so einfach, wie es vielleicht auf den ersten Blick aussieht. Das lernt man sehr schnell, wenn man den ersten Kondensator geschossen hat und nicht weiß, warum die EMV in diesem Fall doch nicht funktioniert hat. Hier wollen wir den Kunden helfen und als Entwickler auch Unterstützung geben. Aber auch jungen Menschen in der Ausbildung helfen wir gerne auf ihrem Weg. Wer Analogelektronik und Power-Elektronik beherrscht, der hat auch in der Zukunft gute Karriereaussichten in einem breiten Feld von Anwendungen.

Was fasziniert Sie persönlich besonders an der Formel E?

Die Formel E ist eine saubere Geschichte, die kaum Lärm macht und das Ziel hat: Wir bringen diese Rennserie ganz nah an den Menschen. So nah wie unsere Kunden und wir jetzt zum Beispiel an die Ingenieure, Boxen und Fahrer herankommen, erlebt man es bei kaum einer der anderen Rennserien. In der Formel E bleibt es außerdem spannend bis zur letzten Sekunde. Vor allem, wenn man während des Rennens auf die Batterie-Power schaut. Da steht am Ende dann auch schon mal nur noch ein oder sogar null Prozent.

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