Die Zunahme übertrifft deutlich die Prognose des Vorstands von fünf bis sechs Prozent auf der letztjährigen Jahrespressekonferenz im Dezember 2017. „Das ist eine Top-Performance, die uns stolz macht“, sagt der Vorstandsvorsitzende Philip Harting. „Mit der geschäftlichen Entwicklung sind wir sehr zufrieden.“
Mit dem globalen Netzwerk aus Entwicklungs-, Produktions- und Vertriebsgesellschaften sei Harting bestens aufgestellt, so der Vorstandsvorsitzende weiter. „Unsere Kunden wissen, dass sie sich auf die bewährte Harting-Qualität unserer Produkte, Konnektivitätslösungen und Services verlassen können.“
Großteil des Umsatzes im Ausland
Zum positiven Ergebnis trugen alle Regionen bei, in denen Harting tätig ist. Das stärkste Plus gab es in der Region Asien mit einer Steigerung von 18 Prozent auf 187 Millionen Euro (Vorjahr: 158 Millionen Euro). In Europa (ohne Deutschland) und dem Nahen Osten (EMEA) nahm der Umsatz um 17 Prozent auf 263 Millionen Euro (Vorjahr: 225 Millionen Euro) zu. In der Region Amerikas verzeichnete die Technologiegruppe ein Plus von acht Prozent auf 79 Millionen Euro (Vorjahr: 73 Millionen Euro).
Auch in Deutschland entwickelte sich das Geschäft weiter positiv. Hier verbuchte Harting ein Plus von acht Prozent auf 233 Millionen Euro (Vorjahr: 216 Millionen Euro). „Auf dem bereits hohen Niveau in Deutschland konnten wir noch einmal eine Schippe drauflegen. Das ist eine erfreuliche Leistung“, beurteilt Philip Harting. Rund 70 Prozent (69,4 Prozent; Vorjahr: 67,8 Prozent) des Gesamtumsatzes erzielt die Technologiegruppe mittlerweile im Ausland.
Unterstützung für Mittelständler
Harting wird das Thema Digitalisierung weiter mit Hochdruck vorantreiben, wie Philip Harting deutlich machte. Von den Lösungen im Bereich Digitalisierung und der Marke Harting sollen auch einzelne Tochtergesellschaften der Technologiegruppe profitieren.
So stellte Harting Applied Technologies für die Produktion von Bernstein-Sicherheitsschaltern eine Produktionsanlage her, die im August in der Bernstein-Produktionsstätte in Hille-Hartum übergeben wurde. „Mit unserer Kompetenz im Bereich Konnektivität, Infrastruktur und Maschinenbau helfen wir anderen Mittelständlern hier in der Region Ostwestfalen-Lippe, noch effektiver und leistungsfähiger zu werden“, betonte Philip Harting.
Auch Harting Systems, Spezialist für Verkaufssysteme und Warenverkaufsautomaten im Retail-Bereich (Einzelhandel und Tankstellen), profitiert von der Digitalisierung und dem Know-how in der Technologiegruppe. Auf der Messe EuroCIS im Februar stellte das Unternehmen digitale Lösungen für den Warenverkauf vor.
Zukunftsmarkt E-Mobilität
Große Chancen sieht der Vorstandsvorsitzende in dem Thema Elektromobilität. Harting hat nun mit den Partnern Rinspeed und Kuka eine automatisierte Lade-Lösung geschaffen: Der Ladeassistent - ein Greifroboter von Kuka - führt den DC-Combo-2-Steckverbinder in die Ladesteckdose am Fahrzeug. Nach dem Ladevorgang zieht der Roboter den Steckverbinder samt Kabel wieder ab, und das Fahrzeug ist nach kurzer Zeit wieder einsatzbereit. Die Bereitstellung der DC-Versorgung soll dabei optimal an den Ladeassistenten angepasst sein.
Die Tochtergesellschaft Harting Automotive ist in den vergangenen Jahren stark gewachsen und investiert in die Ausweitung ihrer Produktionskapazitäten in Sibiu und Agnita in Rumänien. Das Unternehmen ist seit Langem im Markt der Zulieferindustrie Automotive tätig und verzeichnete zuletzt eine stark gestiegene Nachfrage nach E-Mobility-Lösungen.
Mit seiner Erfahrung im Bereich von Anschluss- und Übertragungstechnik entwickelt und produziert das Unternehmen Lade-Equipment für Elektro- und Plug-in-Hybridfahrzeuge. Die Schnellladetechnik (Fast-Charging) ist ein Beispiel des wachsenden Marktbedarfs und führt zu einem stetigen Aufbau des Angebots an Produkten und Komponenten.
Weltweit 341 neue Stellen
Das zweistellige Umsatzwachstum und die Investitionen in die Zukunftssicherung hatten einen positiven Effekt auf die Personalentwicklung, wie Vorstand Dr. Michael Pütz erklärte. Die Zahl der Mitarbeitenden (einschließlich Auszubildende) stieg im Verlauf des Geschäftsjahres 2017/18 auf 4.980 (Vorjahr: 4.639). Das entspricht einem Anstieg von 7,4 Prozent.
Im Inland wurden 77 neue Stellen geschaffen (3,1 Prozent), in den ausländischen Produktionsstätten und Tochtergesellschaften 264 Mitarbeitende eingestellt (12,3 Prozent). An den deutschen Standorten (Espelkamp, Rahden, Minden) waren damit am 30. September 2018 insgesamt 2.577 Mitarbeitende tätig, im Ausland 2.403.
Derzeit werden 150 kaufmännische und technisch-gewerbliche Auszubildende sowie Duale Studenten in 22 Berufen auf ihre künftigen Tätigkeiten vorbereitet. Das 2008 eröffnete und 2015 erweiterte Neue Ausbildungszentrum Harting (NAZHA) konnte Mitte des Jahres ein kleines Jubiläum feiern. Über 400 junge Leute wurden im ersten NAZHA-Jahrzehnt ausgebildet.
Engagement in der Region
Die Bedeutung der Technologiegruppe für die Region stellte Vorstand Margrit Harting heraus: „Wir müssen uns den Herausforderungen des Wettbewerbs tagtäglich stellen. Dennoch kennen wir unsere Wurzeln und sind dem gesellschaftlichen Engagement verpflichtet.“ Traditionell engagiert sich Harting in den Bereichen Kultur, Sport, Bildung und Jugend, unterstützt und fördert Vereine, Initiativen, Projekte und Veranstaltungen.
Ein Highlight stellte im vergangenen Jahr das Engagement für die Deutsche Sporthilfe dar. Zwei Benefizspiele zwischen dem TuS-N-Lübbecke und GWD Minden sowie einer Auswahl des Mühlenkreises gegen eine DHB-Allstar-Mannschaft, unter anderem mit dem Diskus-Weltmeister und Olympiasieger Robert Harting, erbrachten 51.000 Euro für die Deutsche Sporthilfe zur Förderung von Handball-Projekten.
Herausforderung Digitalisierung
Die Digitalisierung und der technologische Umbau des Unternehmens wird Harting auch die nächsten Jahre fordern. Alles, was vernetzt werden könne, werde auch vernetzt, wie der Vorstandsvorsitzende betont: „Um in der Branche langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben und um auch in den nächsten Jahren zu wachsen, müssen wir alle Prozesse digitalisieren, die notwendig sind.“ Er sieht Bundes- und Landesregierung in der Pflicht, in die digitale Infrastruktur (Stichworte: Breitbandausbau und 5G) zu investieren.
Doch gelte es auch, die Märkte und konjunkturelle Entwicklung aufmerksam und genau zu beobachten: „Wir haben die Risiken und die Herausforderungen im Blick“, so Philip Harting. Als Risiken nannte der Vorstandsvorsitzende in diesem Zusammenhang „Handelskriege“, Strafzölle und auch den Brexit. „Die Konjunktur hat sich im vierten Quartal unseres Geschäftsjahres eingetrübt“, führt er weiter aus. In einigen Harting-Geschäftsfeldern setze sich eine Abschwächung fort, die Entwicklung sei heterogen.
Die Zuwachsraten in den ersten Monaten des neuen Geschäftsjahrs 2018/19 sind somit schwächer ausgefallen. „Der Zenit des Wachstums ist überschritten“, macht Philip Harting klar. Die Technologiegruppe rechnet für das laufende Geschäftsjahr 2018/19 daher nur noch mit einer Umsatzsteigerung von knapp unter fünf Prozent. Der Branchenverband Elektrotechnik- und Elektronikindustrie (ZVEI) erwartet beim Elektro-Weltmarkt einen Zuwachs von vier Prozent im kommenden Kalenderjahr.