Auch in einem bald 150 Jahre alten Industrieunternehmen stecken digitale Visionen. Viele Traditionsunternehmen kämpfen mit branchenfremden, jedoch digital hoch kompetenten Anbietern, um zentrale Teile ihrer Wertschöpfungskette. Böllhoff will ein Zeichen setzen und sich im digitalen Wandel der Verbindungsindustrie etablieren.
Digitale Transformation braucht interne Mitstreiter und Zeit
2019 entschied sich die Unternehmensführung gemeinsam mit dem ortsansässigen Beratungsunternehmen Minds and Maker, ehemals Startup Landschaft, aus Gütersloh, für die Initiierung eines digitalen Pilotprojektes. Unter dem Namen „Bluefield Pioneers“ arbeitete ein ausgewählter Mitarbeiterkreis aus verschiedenen Fachbereichen über ein Jahr lang an der Entwicklung neuer digitaler Geschäftsmodelle.
„Das Konzept forciert den Aufbau eines digitalen Kompetenzteams, das die Kraft und Fähigkeit besitzt, selbstständig neue digitale Geschäftsmodelle zu entwickeln.“, erklärt Stefan Mrozek, Gründer von Minds and Maker , dessen Team sich auf die digitale Transformation von Industrieunternehmen spezialisiert hat. „Bei Böllhoff ging es vor allem um die Identifizierung von digitalen Alleinstellungsmerkmalen, die als Innovationsmotoren für ein neues Geschäftsfeld dienen können“, ergänzt Mrozek.
Eigene „Corporate-Venture-Einheit“ dreht an entscheidenden Stellschrauben
Von den Pionieren zur Gründung einer neuen Gesellschaft: „Wir wollten auf keinen Fall die neu gewonnene Geschwindigkeit für Innovationsprozesse verlieren, die uns die Zusammenarbeit mit Minds and Maker gelehrt hat. Die Gründung von „Archimedes New Ventures“ war folglich eine logische Konsequenz nach der einjährigen Projektphase “, sagt Marcel Rösner, Geschäftsführer von Archimedes New Ventures.
„Wir bieten die flexiblen Strukturen, die wir für den digitalen Wandel unserer Gruppe brauchen“, so Rösner.
Die neue Gesellschaft wird die zukünftigen Digitalaktivitäten bündeln. Jünger, schneller, agiler: eine Zelle, die sich alleinig auf die Entwicklung neuer Geschäftsmodelle und dem Investment in vielversprechende Start-ups konzentriert. Mit „Joinect“ präsentiert sich Böllhoff bereits mit einem ersten eigenen Start-up aus dem Bluefield Pioneers Projekt: Eine KI-basierte Cloud Software, die Ingenieuren die Suche nach Verbindungslösungen erleichtert.
Doch es muss nicht immer die eigene Lösung sein, deshalb investiert die Gesellschaft auch in vielversprechende Start-ups, wie Additive Marking aus Paderborn. Das junge Unternehmen bietet Rückverfolgbarkeitslösungen für im 3D-Druckverfahren hergestellte Produkte. Ein stetig wachsender und zukunftsträchtiger Markt in der Fertigungsindustrie.
Ausblick: Eine Taskforce ist nicht genug
„Wir werden in Zukunft noch viele neue Pfade beschreiten. Das Involvement unserer Mitarbeiter ist dabei unverzichtbar, denn diese sind letztendlich unsere wichtigsten Innovationsmotoren“, sagt Michael W. Böllhoff, Geschäftsführer der Böllhoff Gruppe.
Die Mitarbeiter der ersten Taskforce sind zum Teil fest zu Archimedes New Ventures gewechselt, oder sind als interne Innovatoren wieder in ihre Fachbereiche zurückgekehrt: Dies sind glaubhafte Multiplikatoren für eine andauernde Transformation. Die Durchführung einer zweiten Taskforce startete bereits im Herbst 2020.