Vor allem kleinere und mittlere Unternehmen (KMU) könnten von Wissens-Importen profitieren, doch schöpfen das Potenzial noch nicht aus und EU-Länder sind dabei wichtigste Importpartner. Das ergibt eine aktuelle Auswertung des ZEW Mannheim. „Vor dem Hintergrund zunehmenden Protektionismus und des Strebens nach technologischer Souveränität ist es ratsam, sich für den Wissensimport auf verlässliche Partnerländer – beispielsweise aus der EU – zu fokussieren. Ziel der deutschen Wirtschaftspolitik sollte es daher sein, noch bestehende Handelsbarrieren für den Import von Wissen im Binnenmarkt abzubauen“, empfiehlt Studienautor Dr. Bastian Krieger, Leiter der Nachwuchsforschungsgruppe „Co-Creation“ im ZEW-Forschungsbereich „Innovationsökonomik und Unternehmensdynamik“.
Importierende Unternehmen sind doppelt so fortschrittlich
Der Zugang zu internationalem Wissen, beispielsweise durch Patente, Lizenzen oder FuE, steigert den Erfolg von Fortschritt in Deutschland. Die Wahrscheinlichkeit, dass Unternehmen neue oder deutlich verbesserte Produkte, Services oder interne Prozesse etablieren, liegt bei 68 Prozent, wenn sie Wissen importieren. Das ist mehr als doppelt so hoch wie bei nicht-importierenden Unternehmen (33 Prozent).
Der Anteil von EU-Mitgliedstaaten, aus denen Wissen nach Deutschland importiert wird, wächst. 2010 kamen rund 35 Prozent der Wissensimporte aus der EU, 2019 waren es 44 Prozent. Dieser Trend deckt sich mit einer Empfehlung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) von 2021, sich in der internationalen Zusammenarbeit zur Entwicklung von Schlüsseltechnologien auf ausgewählte Staaten zu fokussieren. Dadurch soll die technologische Souveränität und Resilienz gegenüber globalen Herausforderungen gestärkt werden.
KMU haben kaum Anteil am Wissensimport
„Die EU nimmt einen immer größeren Stellenwert im Wissensimport deutscher Unternehmen ein. Unsere Untersuchung zeigt, dass die Strategie des BMBF sich mit dem deckt, was sich in der Vergangenheit gezeigt hat. Der Import von Wissen sollte nicht eingestellt, jedoch die Quellenländer der Importe sorgfältig ausgewählt werden. Die EU bietet vergleichsweise verlässliche Partner“, so Krieger. Die Untersuchung zeigt allerdings auch, dass vor allem große Unternehmen internationalen Wissensimport betreiben, dagegen beziehen KMU nur selten Wissen und Technologien aus dem Ausland.
„Wir sehen, dass sich KMU kaum am internationalen Wissensimport beteiligen. Die genauen Gründe dafür müssen noch weiter untersucht werden, um ihre Möglichkeiten zu verbessern. Wenn KMU stärker Wissen und Technologien importieren würden, wären ihre Innovationen voraussichtlich erfolgreicher. Sprich: Es gäbe mehr Kostensenkungen durch bessere Prozesse sowie höhere Umsätze durch innovativere Produkte und Dienstleistungen. Dadurch könnten deutliche Innovationsgewinne für die deutsche Wirtschaft eingefahren werden. Dieses Potenzial wird aktuell jedoch noch nicht genutzt“, schätzt Krieger.
Was sind Wissensimporte?
Es gibt verschiedene Arten von Wissensimporten. Sie reichen von Dienstleistungen für Forschung und Entwicklung über Patente bis hin zu Lizenzen aus dem Ausland. Der ZEW Policy Brief von Bastian Krieger wertet auf Basis verschiedener Studien und Statistiken den Einfluss von Wissensimporten auf die Neuheiten deutscher Unternehmen aus und zieht daraus politische Implikationen.