E&E:
Sie unterstützen regelmäßig Start-ups. Wie kommt der Kontakt mit diesen zustande?
Stefan Schneider:
Oft kommen Start-ups gezielt auf uns zu, die ihr Produkt industrialisieren lassen möchten und dafür einen Partner suchen. Wir haben aber mittlerweile auch ein gewisses Netzwerk aufgebaut, um auf interessante Firmen aufmerksam zu werden. Das kommt teilweise über Partnerfirmen zustande. Wir arbeiten aber auch mit verschiedenen Hochschulen zusammen und suchen gezielt auf Messen.
Woran erkennen Sie, ob eine Zusammenarbeit sinnvoll ist?
Zunächst geht es immer darum sich erst einmal kennenzulernen. Falls das Start-up bereits Büroräume hat, treffen wir uns gerne bei ihnen vor Ort. Um dadurch zu sehen, wie sie arbeiten und was für ein Team hinter einem Projekt steckt. Die Menschen dahinter sind bei so kleinen Teams, wie sie Start-ups meistens haben, immens wichtig. Danach möchten wir mehr über das konkrete Produkt, den aktuellen Entwicklungsstand und die Vision dahinter erfahren. Ich finde es oft sehr faszinierend, aus welchen Beweggründen und mit welchem Enthusiasmus die Gründer aktiv werden. Da geht es in den seltensten Fällen darum Millionen zu verdienen, sondern meist möchten sie wirklich etwas verbessern. Im Anschluss an dieses Gespräch erstellen wir dann eine technische Bewertung. Wir müssen schließlich eine klare Trennlinie ziehen, bei welchen Geräten wir wirklich helfen können und bei welchen nicht. Befindet sich das Projekt noch im Forschungsstadium dann sind wir normalerweise nicht der richtige Ansprechpartner. Wichtig ist für uns aber auch die finanzielle Struktur hinter dem Start-up.
Was genau meinen Sie damit?
Es muss eine Struktur sein, die etwas langfristiger ausgelegt ist. Wir haben keine guten Erfahrungen gemacht, mit Kapitalgebern, die möglichst schnell mit Profit wieder aus dem Start-up aussteigen möchten, etwa Venture Capital Firmen. Bei diesen geht es nur darum innerhalb von fünf Jahren einen Exit zu schaffen. Eines von zehn Start-ups ist dann erfolgreich und wird zum Milliardengeschäft. In diesem Umfeld möchten wir uns nicht bewegen. Wir wollen langfristig mit den Firmen zusammenarbeiten und nicht nur kurzfristige Erfolge sehe. Uns geht es da-
rum Firmen aufzubauen und ihre Produkte auf den Markt zu bringen.
Welches Problem beobachten Sie häufig bei Start-ups?
Wichtig ist ganz klar der Fokus. Erfolgreiche Startups konzentrieren sich auf ein Produkt und versuchen nicht gleich von Anfang an ihre komplette Vision umzusetzen. Die ist oft zu umfangreich. Gründer sollten sich deshalb lieber zunächst auf bestimmte Akzente ihrer Idee konzentrieren, dazu ein Gerät entwickeln und Kunden dafür finden. Dadurch generieren sie schon einmal Umsätze und sichern sich eine gewisse Unabhängigkeit von Investoren und sind nicht allein auf Fremdkapital angewiesen.
Sehr viele Start-ups scheitern bereits zu Beginn. Wie hoch ist die Ausfallquote bei Firmen, mit denen Sie zusammenarbeiten?
Eigentlich haben wir bisher noch keinen Ausfall bei unseren Kooperationen gehabt. Das überrascht uns auch. Schließlich müsste sie statistisch deutlich höher liegen. Das liegt sicherlich auch daran, dass wir im Hard- und nicht im Softwarebereich arbeiten. In unserer Branche ist die Erfolgsquote sicherlich höher.
Wieso suchen Sie überhaupt den Kontakt zu Start-ups?
Sie sind einfach ein unheimlich wichtiger Treiber für viele neue Technologien und haben beeindruckende Ideen. Bei diesen Entwicklungen möchten wir natürlich dabei sein. Dadurch haben wir einen guten Einblick wohin es in Zukunft in bestimmten Branchen geht. Was Startups auch sehr gut umsetzen, ist die Kombination von Software und Hardware. Die Software ist bei vielen Start-ups das eigentlich Geschäftsmodell. Da lernen wir viel Neues hinzu.
TQ-Systems wurde 1994 von Rüdiger Stahl und Ihrem Vater Detlef Schneider praktisch in der Garage gegründet. Kennen Sie deshalb besonders gut die Bedürfnisse von Start-ups?
Eher auf dem Bauernhof als in der Garage. (lacht) Das spielt auf jeden Fall eine Rolle. Aus unserer eigenen Historie wissen wir, welche Probleme am Anfang einer Firmengründung bestehen, kennen die fehlenden Strukturen. Und sind auch bereit mal eine Durststrecke mitzugehen. Davon profitieren Start-ups.
Was konnten Sie für TQ-Systems aus der Zusammenarbeit mit Start-ups mitnehmen?
Erstens natürlich die Begeisterung die bei diesen herrscht. Wie stark die Gründer für ihr Projekt brennen. Das versuche ich auch an unsere Mitarbeiter weiterzugeben. Zweitens überzeugt mich auch deren Arbeitsweise, zum Beispiel die Tools, die sie für die agile Entwicklung verwenden. Beides finde ich sehr motivierend. Deshalb macht die Zusammenarbeit mit Start-ups auch so viel
Spaß.