Themen wie das Internet of Things, Industrie 4.0 und Predictive Analytics stellen schon lange keine Randerscheinung mehr dar. Besonders in der Logistik sind diese Begriffe nicht mehr wegzudenken. Sie betreffen die gesamte Wertschöpfungskette und erzeugen in ihrer Gesamtheit ein Netz, das sich aus den unterschiedlichsten Informationen und Datenströmen zusammensetzt.
Ob Lieferanten, Logistikdienstleister oder Transportunternehmen – jeder einzelne Prozess ist bis ins Detail geplant, getaktet und untereinander verknüpft. Selbstverständlich sammelt sich dabei eine Vielzahl von Daten an, die es zu bewältigen gilt. Bis 2025 soll das weltweite Volumen auf 1,75 Zettabyte (175 Billionen Gigabyte) ansteigen. Das entspricht einer Verachtfachung im Vergleich zu 2017.
Kein Wunder also, dass Informationen heute mehr Wert sind als jemals zuvor. Nur Unternehmen, die diese neue Währung effizient für sich zu nutzen wissen, werden langfristig am Markt bestehen können. Bei der Umsetzung helfen intelligente Logistiklösungen.
Optimierungsdruck steigt
Obwohl die Flut an Bestellungen, Lieferungen und Rücksendungen in Zeiten von kostenfreiem Versand und Same-Day-Delivery längst zur Normalität geworden ist, übertreffen November und Dezember Jahr für Jahr aufs Neue die Erwartungen. Vor allem aus logistischer Sicht scheint die Bewältigung aller Bestellungen einer Mammutaufgabe gleichzukommen.
Mit den Anforderungen an die Prozesse steigt also auch der Druck, sie zu optimieren. Davon ist auch Jens Heinrich überzeugt, Chief Technology Officer des Logistikunternehmens EPG. Als IT-Experte ist ihm bewusst, dass Begriffe wie Big Data und Industrie 4.0 weit mehr sind als nur Marketing-Buzzwords und dass smarte Lösungen die Grundlage für die Logistik der Zukunft sind.
Nicht nur die Globalisierung trägt fortlaufend dazu bei, dass der Wettbewerb zwischen den Unternehmen stärker umkämpft ist. Auch die Händler selbst unterbieten sich gegenseitig immer weiter, um den Anforderungen der Kunden bestmöglich zu entsprechen. Derjenige, der am günstigsten verkauft, am schnellsten liefert und sich am transparentesten präsentiert, hat am Ende die Nase vorne. Ohne nahtlos ineinander verlaufende Prozessabfolgen ist es praktisch unmöglich, den steigenden Erwartungen der Kunden nachzukommen.
Aus diesem Grund stellen Supply-Chain-Execution-Systeme (SES) das Herzstück der Logistik 4.0 dar. Sie verbinden alle Teilnehmer der Logistikkette und sämtliche Prozesse miteinander, koordinieren diese und optimieren damit die Effizienz der Wertschöpfungskette.
Big Data und Predictive Analytics
Zu den Grundvoraussetzungen eines SES gehört der Umgang mit großen Datenmengen, der sogenannten Big Data. Big Data meint die Informationsflut, die sich tagtäglich ansammelt und zu großen Teilen dem Wirtschaftssektor zuzuschreiben ist. Ein Großteil dieser Flut entstammt dabei der Logistik, denn jeder logistische Prozess erzeugt schon allein für sich genommen eigene Erfahrungswerte, Ergebnisse und statistische Werte, auf denen es aufzubauen gilt.
Aufgabe eines SES ist daher nicht nur die reine Verwaltung solcher Informationen, sondern die intelligente Nutzung der Daten. Die IT ist damit zu einem wesentlichen Bestandteil der Logistik geworden. Getreu dem Motto „Wissen ist Macht“ können sich Unternehmen, welche sich ihre Daten clever zunutze machen, einen Vorsprung zur Konkurrenz verschaffen.
Um die Potenziale eines Unternehmens im Zuge einer effizienten Logistikplanung rechtzeitig zu erkennen, wird der Fokus in Zukunft verstärkt auf dem Thema Predictive Analytics liegen. Dabei werden zukünftige Entscheidungen auf Basis von früheren Erkenntnissen getroffen. Aus den gesammelten Erfahrungswerten ergeben sich Vorhersagen, die zur Prozessoptimierung beitragen sollen. Auf diese Weise lassen sich Produktmengen vorrausschauend planen, Kommissionieraufwände im Lager minimieren, saisonbedingte Abweichungen ermitteln und Personalressourcen sinnvoll einsetzen.
Dafür braucht es lediglich ein System, das die Datenmengen übergeordnet zusammenführt und ganzheitlich auswertet. Wer darauf verzichtet, geht laut Jens Heinrich nicht nur das Risiko ein, den Überblick zu verlieren, sondern lässt auch ein immenses Potenzial zur Optimierung der eigenen Lagerprozesse aus. Daher solle Predictive Analytics nach Möglichkeit integraler Bestandteil eines jeden SES sein.
Wearables setzen sich durch
Um für die logistischen Herausforderungen der Zukunft gewappnet zu sein, bedarf es intelligenter Systeme und Lösungsansätze. In Zeiten der zunehmenden Digitalisierung ist mittlerweile jeder Mensch im Besitz eines Smartphones oder Tablets, was wiederum den Markt für völlig neue Lösungen öffnet. Im Hinblick auf die logistischen Einsatzmöglichkeiten lassen sich die Smart Devices vielfältig im Lagerbetrieb nutzen. Die richtige Software lässt sich auf diese Weise mobil und flexibel bedienen.
Dies ist laut Heinrich eines der Hauptkriterien der Logistik 4.0. Dazu zähle ebenfalls der Bereich der Wearables, zu denen Brillen, Uhren und Westen gehören. Dieser sei zwar anfänglich noch belächelt worden, setze sich nun jedoch mehr und mehr durch. Zu den klaren Vorteilen der Wearable Devices zählt die höhere Mobilität und Ergonomie, welche die Arbeit im Lager um ein Vielfaches erleichtert.
„Für Anbieter von SES gilt es, sich jetzt auf die mobile Zukunft der Logistik vorzubereiten“, sagt Heinrich. „Einige Unternehmen haben bereits Pilotprojekte mit Smart Glasses und Watches gestartet. Und genau diese Unternehmen werden auch künftig die Nase vorn haben.“
Beispiel: Lkw-Fahrer
Mithilfe smarter Lösungsansätze können nicht nur Kosten, sondern auch Zeit gespart werden. Ein Beispiel für den effizienten Einsatz von Consumer Hardware ist die Truck-Driver-App von EPG. Diese ist Teil der Lagerverwaltungssoftware LFS und lässt sich unkompliziert auf allen Geräten mit Android- oder Apple-Betriebssystem installieren.
Die Anwendung selbst liefert dem Nutzer – in diesem Fall dem Lkw-Fahrer – einen Überblick über alle Auftragsdaten. Darüber hinaus kann er jederzeit die optimale Fahrstrecke und den Fortschritt seines Auftrags einsehen, Änderungen werden ihm unverzüglich auf sein Smart Device zugesendet.
Ein weiteres Beispiel ist der Einsatz von Augmented Reality im Lager. Mittels Smart Glasses wird der Nutzer visuell unterstützt und die Fehlerquote auf ein Minimum reduziert. Auf diese Weise gelingt es Unternehmen, langfristig Zeit und Kosten zu sparen.
Fazit
Der Sprung zu Logistik 4.0 ist definitiv keine Aufgabe, die von jetzt auf gleich zu bewerkstelligen ist. Dennoch birgt die Integration eines intelligenten Supply-Chain-Execution-Systems und die Vernetzung aller Logistikprozesse ein immenses Potenzial. Wer auf die Erfahrung und Unterstützung von Experten setzt, kann nicht nur einen wichtigen Schritt in Richtung einer zukunftsfähigeren Logistik machen, sondern sich auch einen klaren Wettbewerbsvorteil erarbeiten.
Eine Angst vor dieser Entwicklung ist laut Jens Heinrich unbegründet. Stattdessen sollen Unternehmen die Potenziale einer intelligenten Logistikwelt für sich nutzen.