Marokko hat sich Ziele bei der Solarenergie gesteckt: Das nordafrikanische Land will gemäß seines Solarplanes bis zum Jahr 2020 Solarkraftwerke mit einer Leistung von 2000 MW installieren. Dieses Programm legte der marokkanische König bereits 2009 auf, auch um sich vom teuren Import fossiler Rohstoffe zu emanzipieren. Finanziert werden die Bauvorhaben von einheimischen und internationalen Finanzinstituten sowie der deutschen KfW-Bank.
Hilfreich ist auch die günstige geographische Lage des Landes, die viel Sonne garantiert: An der Grenze zur Sahara werden jährliche Globaleinstrahlungen von 2400 kWh/m2 erreicht – mehr als doppelt so viel wie in Deutschland. Federführend für die königlichen Pläne ist die marokkanische Gesellschaft Masen (Moroccan Agency for Solar Energie). Sie entwickelt die Ausschreibungen für die Vorqualifikationsphase sowie den entscheidenden Vergabeprozess.
Ein Leuchtturmprojekt von weltweiter Beachtung soll der Solarkraftwerkskomplex in Ouarzazate werden. Die Stadt mit etwa 100.000 Einwohnern liegt im zentralen Marokko zwischen dem hohen und mittleren Atlas am Rande der Sahara.
Weltweit größter Solarkraftwerkskomplex
Der Spatenstich für das mit 500 MW geplante Bauvorhaben erfolgte bereits im Mai 2013. Bei dem Projekt sollen unter dem Namen „Noor“ (arabisch für Licht) drei Kraftwerkskomplexe entstehen. Im Bau befindet sich derzeit das Parabolrinnenkraftwerk Noor 1 mit einer Leistung von 160 MW und einem thermischen Speicher mit einer Kapazität von drei Stunden. Diese Kombination ermöglicht es, auf hocheffiziente Weise auch nach Sonnenuntergang noch umweltfreundlich regenerative Energie in das Stromnetz einzuspeisen. Zuvor errichte Masen die notwendige Infrastruktur in Form von Zufahrtsstraßen sowie IT und elektrischer Umgebung. Zusätzlich ist durch verschiedene Maßnahmen für Sicherheit gesorgt.
Bislang ist der Bau des ersten Kraftwerks etwa zur Hälfte abgeschlossen. Unterdessen gehen die Arbeiten munter weiter: Betonmischer gießen Fundamente unter der sengenden Wüstensonne, Arbeiter mit weißen Helmen und in blauer Kleidung und gelben Sicherheitswesten installieren große Parabolspiegel. In etwa fünf Kilometern Entfernung werden Leitungen aus einem Stausee für den Wasserbedarf der Kraftwerke verlegt. Sie werden gespeist durch Schmelzwasser aus dem hohen und mittleren Atlas.
Schlüsselkomponenten aus Deutschland
Investor und Betreiber für das 700 Millionen Euro schwere Projekt Noor 1 ist die Saudi Arabische ACWA Power. Ein spanisches Konsortium um Acciona, Sener und TSK/Flagsol realisiert die Arbeiten. Die Unternehmen greifen dabei auf die in vielen spanischen Projekten bereits bewährte deutsche Technik zurück. So bestellten die Spanier für 17 Millionen Euro eine Turbine bei Siemens.
Ebenfalls aus Deutschland kommen die großformatigen Spiegel für das Parabolrinnenkraftwerk. Sie werden im bayerischen Wald von Flabeg FE gefertigt und per Bahn und Schiff nach Marokko transportiert. Der seit über 25 Jahren in der Solarbranche aktive Solarspiegelhersteller wurde Ende 2013 nach einer turbulenten Phase von der Saudi-Arabischen Sun&Life übernommen, einer Tochtergesellschaft der ACWA Holding. Mit der Übernahme bekennt sich die ACWA Holding klar zu dieser für den arabischen Raum zukunftsweisenden Technologie, die aufgrund der einfachen Speicherbarkeit eine Energieerzeugung rund um die Uhr ermöglicht. Seit Januar 2014 werden 560.000 Spiegel für das Solarfeld im Marokko gefertigt, bis zum November 2014 werden sie vollständig ausgeliefert sein.
Von Schott Solar CSP aus Mainz kommt die durch den Brennpunkt der Parabolspiegel verlaufende Receiver-Röhre. Sie wird von Thermoöl durchströmt und führt die Wärmeenergie zur Dampfproduktion ab.
Marokko will jedoch auch eine eigene Forschungsinfrastruktur bei der Entwicklung von erneuerbaren Energien schaffen. Bislang investiert man 10 Milliarden Euro in Forschungsaktivitäten um die Solarenergie, so Badr Ikken, Direktor des Forschungsprojektträgers Iresen auf dem Zusammentreffen zwischen marokkanischen Repräsentanten mit deutschen Wirtschaftsvertretern beim Afrika-Verein der deutschen Wirtschaft.