Interview zum Metaversum Microsoft und Nvidia investieren in eigene Metaverse-Plattformen

Neben Meta investieren auch andere Unternehmen in eine eigene Metaverse-Plattform.

Bild: iStock, LumerB
06.12.2022

Ob Konzerte, Meetings oder Mode: Das alles könnte sich in Zukunft immer mehr in die virtuelle Welt verlagern. Viele Unternehmen entwickeln bereits Plattformen für das sogenannte Metaversum. Aber was steckt genau dahinter? In einem Interview der FOM Hochschule in Stuttgart beantwortet Prof. Dr. Peter Preuss die wichtigsten Fragen.

Herr Prof. Preuss, was genau ist eigentlich das Metaversum?

Das Metaversum (englisch Metaverse) ist eine virtuelle Umgebung, in die Menschen eintauchen und in der sie sich begegnen, egal wo sie sich auf der Erde gerade befinden. Dafür schlüpfen sie in einen Avatar, einen audiovisuellen Körper. Jede und jeder sieht die Avatare der anderen und die Avatare können miteinander interagieren.

Das klingt nach einem hohen technischen Aufwand. Was benötigen Nutzerinnen und Nutzer, um in eine solche digitale Welt eintauchen zu können?

Im Wesentlichen kommt es auf drei Dinge an: eine schnelle Internetverbindung, eine leistungsstarke Datenbrille und eine hohe Rechnerleistung. Bis wir aber ein funktionierendes, interaktives und realistisches 3D-Videoerlebnis haben, das Millionen Menschen zeitgleich nutzen können, muss noch einiges passieren. Es braucht viele Rechenzentren und extrem schnelle Kommunikationsnetzwerke – selbst 5G kommt da an seine Grenzen. Daher steht die Entwicklung des Metaversums auch noch am Anfang. Viele Dinge sind noch unklar. Themen wie Privatsphäre, Datenschutz und Meinungsfreiheit spielen beispielsweise in sozialen Netzwerken eine große Rolle. Wie das im Metaversum umgesetzt und kontrolliert wird, steht aber noch nicht fest.

Dennoch investieren bereits einige Unternehmen viel Geld in ein Metaversum. Mit welchem Ziel?

Die Entwicklung und Bereitstellung der virtuellen Welten ist sehr teuer und die Unternehmen versuchen daher, kommerzielle Metaversen aufzubauen, mit denen sie Geld verdienen können. Manche Unternehmen erhoffen sich zum Beispiel, dass Nutzerinnen und Nutzer ihre Avatare optisch ansprechend ausstatten. Der Verkauf digitaler Schuhe und digitaler Kleider wird daher eine wichtige Einnahmequelle sein. Der Sportbekleidungshersteller Nike hat schon jetzt in einem Metaversum einen Shop aufgebaut, in dem man limitierte Sneakers kaufen kann.

Wie kann das Metaversum unser tägliches Leben in Zukunft noch beeinflussen?

Das fängt schon beim Job an. Microsoft entwickelt derzeit eine eigene Metaversum-Plattform, die Nutzerinnen und Nutzern eine holographische Zusammenarbeit in virtuellen Büros ermöglichen soll. Der Technologiekonzern Nvidia arbeitet ebenfalls an einer eigenen Metaversum-Lösung. Ziel ist es, von komplexen realen Objekten digitale Zwillinge zu erstellen. Damit können beispielsweise Automobilhersteller ihre Produktion in einer virtuellen Fabrik simulieren. Aber auch unser Privatleben wird sich verändern: Das populäre Online-Spiel „Fortnite“ hat sich inzwischen zu einer virtuellen Welt entwickelt, in der Filmpremieren und Konzerte mit Millionen Zuschauern stattfinden. Zuletzt hatte etwa die Sängerin Ariane Grande einen Liveauftritt in „Fortnite“.

Derzeit gibt es also verschiedene digitale Welten. Wäre es nicht sinnvoll, alle in ein großes Metaversum zu integrieren?

Genauso wenig wie es heute nur einen Internetprovider gibt, wird sich auch nicht eine einzelne Metaversum-Plattform durchsetzen. Wichtig ist daher ein unkomplizierter Datenaustausch zwischen den unterschiedlichen Lösungen. Dann können die Avatare von einer virtuellen Welt in eine andere wechseln und digitale Güter, die sie auf einer Plattform besitzen, sind auf allen anderen Plattformen ebenfalls verfügbar. Das haben zahlreiche Unternehmen inzwischen erkannt und sich kürzlich zusammengeschlossen, um Lösungen für solche Probleme zu finden. Denn nur so wird das Metaversum groß und ist nicht nur ein kurzfristiger Hype, der Milliarden an Investitionskosten verschlingt.

Bildergalerie

  • Prof. Dr. Peter Preuss, Professor für Wirtschaftsinformatik an der FOM Hochschule in Stuttgart.

    Prof. Dr. Peter Preuss, Professor für Wirtschaftsinformatik an der FOM Hochschule in Stuttgart.

    Bild: FOM/Tom Schulte

Verwandte Artikel