Für die Automobilbranche mit ihren Playern – Fahrzeughersteller, Zulieferer – ist präzise Lieferterminzusage („Availability to Promise“ = ATP) angesichts eng getakteter Produktionszyklen und Just-in-time-Lieferung besonders wichtig – auch, weil dort die Variationsmöglichkeiten so extrem breit sind.
Die Konfiguration eines Serienmodells im Bereich der Nutzfahrzeuge zum Beispiel ist weitaus komplexer, als wenn es nur um die persönliche Ausgestaltung des neuen Privatautos geht. Insbesondere wenn an Serienmodellen weitere technische Veränderungen, Umbauten und Erweiterungen vorgenommen werden, kommt am Ende ein höchst individuelles Fahrzeug heraus – Modifikation und Individualisierung sind die Stichworte.
Die Anforderungen an Nutzfahrzeuge können sich je nach Einsatzort stark unterscheiden, enge Straßen im städtischen Raum versus breite verteilte Wege in ländlichen Gebieten ergeben stark individualisierte und damit komplexer zu produzierende Fahrzeuge – ein Straßenwartungsfahrzeug für die Großstadt zum Beispiel braucht eine ganz andere Werkzeugausstattung als eines für Landstraßen oder Autobahnen et cetera.
Unwägbarkeiten aus der globalen Supply Chain
Damit sich trotz allem ein realistischer Liefertermin berechnen lässt, muss die Fertigung entsprechend vorgeplant, müssen diverse Kapazitäten in der Produktionsreihenfolge berücksichtigt werden. Der Durchlauf durch die Produktion inklusive aller Abhängigkeiten, Daten und Schnittstellen muss in einem Modell abgebildet werden. Dieses ist dann die Basis zur Berechnung der Liefertermine.
Hinzu kommen Unwägbarkeiten aus der globalen Supply Chain: Sind die benötigten Bauteile am Markt derzeit verfügbar? Spielen Ferienzeiten hinein, lässt sich die Verfügbarkeit von Schiffstransporten prognostizieren?
Demgegenüber steht eine hohe Erwartung des Kunden an die Präzision und Verlässlichkeit von Fertigungs- und Lieferterminen. Bei Speditionsunternehmen hängen, ganz anders als im Privatbereich, handfeste wirtschaftliche Interessen daran, ob der oder die Fahrzeuge ab Tag X zur Verfügung stehen oder nicht. Diese präzise Lieferterminzusage während der Angebotsphase ist im Vertriebsprozess ein entscheidendes Qualitätsmerkmal und Vorteil gegenüber dem Mitbewerb.
ATP als Qualitätsmerkmal während der Angebotsphase
Damit steigen Qualität und Präzision der Terminzusagen deutlich und der Arbeitsaufwand zur Ermittlungen von Terminen reduziert sich signifikant. Durch einen eventgetriebenen Ansatz lassen auch während des Lebenszyklus der Produktion Terminveränderungen in Echtzeit neu berechnen und damit bewerten. Ergebnis ist ein Liefertermin, der deutlich treffsicherer ist als jede antizipierte Vorhersage aus dem reinen Bauchgefühl des Vertriebs heraus. Dies zeigen erste Versuche bei einem großen Fertigungsunternehmen in der Automobilbranche.