Herr Gerfer, Sie engagieren sich als Technologie-Enabler gemeinsam mit der Technischen Universität München (TUM) stark im Bereich Vertical Farming. Was hat es damit auf sich?
Vertical Farming ist angesichts der Wasser- und Platzknappheit in vielen Regionen der Welt eine zukunftsweisende und alternative Anbauform. Es leistet einen bedeutenden Beitrag, um Lebensmittel nachhaltig und vor Ort zu produzieren. Vertical Farming ergänzt die traditionelle Landwirtschaft sinnvoll und sorgt für mehr Ertrag und eine sichere Lebensmittelversorgung. Unser Ziel ist es, mit dieser Initiative eine Lösung zur Verfügung zu stellen, um zukünftig die wachsende Weltbevölkerung zu ernähren.
Wie funktioniert das konkret?
Im Mittelpunkt steht eine Lichttechnologie mit der Bezeichnung LED Horticulture. Wir arbeiten dabei an einem konkreten Projekt mit der Technischen Universität München (TUM) zusammen, um den Einfluss von Wellenlängen auf Inhaltsstoffe und Wachstum von Pflanzen zu erforschen. Dabei evaluieren wir beispielsweise, ob und wie LEDs als Zusatzlichtquelle für die Winteraufzucht von Tomatenpflanzen genutzt werden können und ob deren Blütenzahl erhöht werden kann. Eine weitere Fragestellung ist, wie über die Variation von Wellenlängen die Menge von wichtigen Sekundärstoffen im Spinat gesteigert werden kann. Durch das präzise steuerbare Licht von LEDs lässt sich also das Wachstum von Pflanzen optimieren. Hinzu kommt: Der Anbau mit Leuchtdioden spart rund 70 Prozent Energie und minimiert den CO2-Ausstoß um bis zu 90 Prozent. Gleichzeitig sinkt der Bedarf an Pestiziden, Dünger Wasser- und Anbaufläche im Vergleich zu konventioneller Landwirtschaft um rund 98 Prozent. Die aktuellen politischen Ereignisse haben gezeigt, wie wichtig solche Initiativen für die Versorgungssicherheit im Nahrungsmittelsektor werden können. Essenziell dabei ist, dass das Thema eine breite Unterstützung findet, weshalb wir verstärkt auf Partnerschaften setzen. Wir verknüpfen das Know-how renommierter Unternehmen mit innovativen Ideen von Start-ups.
Mit wem beispielsweise?
Neben dem Projekt mit der TUM sind wir diverse Technologiepartnerschaften mit Unternehmen und Kooperationen mit Start-Ups eingegangen: Das Unternehmen Heatle entwickelte den ersten induktiven Tauchsieder weltweit, der nachhaltig Flüssigkeiten in nahezu jedem Gefäß auf die entsprechende Temperatur erhitzen kann. Unleash Future Boats präsentiert autonom fahrende Hightech-Katamarane, die über einen elektrischen Antrieb mit Brennstoffzellen – basierend auf grünem Wasserstoff – verfügen. Ziel einer Vernetzung von internationalen Partnern aus Wirtschaft, Wissenschaft und Forschung ist es, eine Verbindung von fachlichem, wissenschaftlichen und technologischem Know-how herzustellen.
Wie sieht diese Unterstützung in der Praxis aus?
Auf Wunsch liefern wir gerne kostenlose Bauteilmuster fürs Prototyping. Und wir verzichten auf Mindestbestellmengen. Außerdem bieten wir regelmäßig die Möglichkeit, sich in Form von virtuellen und Präsenzveranstaltungen über den aktuellen Technologiestand und künftige Entwicklungen zu informieren. Darüber hinaus profitieren Interessenten für ihre tägliche Arbeit von fundierten Praxistipps, Hintergrundinformationen und Applikationsbeispielen aus den unterschiedlichsten Fachbereichen. Unsere Unterstützung reicht von der Idee bis zur Serienfertigung, etwa mit unserem Werkzeug REDEXPERT. Es dient der Simulation und Bauteileauswahl auf Basis praxisrelevanter Messwerte.