Es ist später Nachmittag am zweiten Messetag. Das Standpersonal erzählt immer wieder das Gleiche, beantwortet unermüdlich Fragen und preist die Vorteile des eigenen Unternehmens sowie der Produkte an. Das schlaucht. Den meisten sieht man die Erschöpfung an, sie halten ihr Lächeln mühsam aufrecht. Tiefer im Ausstellerstand, hinten an der Theke, sieht es ein bisschen anders aus: Ins Kundengespräch vertieft, mit einem offenen Lachen im Gesicht, wirkt der Mann kein bisschen erschöpft. Aufmerksam nimmt er wartende Gesprächspartner aus dem Augenwinkel wahr, nickt ihnen kurz zu, ohne sein Gegenüber zu irritieren.
Frank Rothermund ist Market Manager für den Bereich Robotics beim Kabelhersteller Lapp. Market Manager zu sein, heißt für ihn, dass er sich nicht nur mit den Kabeln und den Robotern auskennen muss. Das Entscheidende ist, dass er seinen Kunden auch richtig zuhört. So findet er heraus, was Roboterhersteller wirklich wollen, und kann das an die Entwicklung bei Lapp weiter geben. Dadurch können vorhandene Produkte für den Robotikmarkt verifiziert und neue Produkte gestaltet werden. „Da in der Robotik die größten und schwierigsten Anforderungen an die Kabel zu finden sind, gelegentlich auch einzigartige, ist es besser, wenn sich jemand permanent mit diesem Thema auseinandersetzt. Man sendet dann auch mit den Kunden auf einer gemeinsamen Frequenz“, erklärt Rothermund das besondere Etwas an seinem Job.
Abwechslung in Beständigkeit
Mit den Lapp-Kabeln kennt er sich aus. Bereits seit 15 Jahren ist er bei dem Stuttgarter Kabelhersteller und hat sich in einigen Abteilungen umgesehen: vom Vertriebsinnendienst über die Abteilung für Spezialprodukte bis zum Produktmanagement für Kabelschutz und -führung. „Ich habe schon eine ID-Nummer eintätowiert“, strahlt er verschmitzt. Für den Job als Market Manager hatte er sich aber trotzdem von den Experten für Roboterkabel in deren Besonderheiten einweihen lassen. Es kommt ja auch immer Neues hinzu; zum Beispiel forscht Lapp stetig nach neuen Materialien, die leichter und günstiger sind oder eine höhere Performance liefern.
Da nicht alle Roboterhersteller in Deutschland sitzen, ist Rothermund viel unterwegs. Zwischendurch sitzt er im Büro und koordiniert Kundenanfragen sowie interne Themen. Er hält auch engen Kontakt mit Lapp Muller, der französischen Tochter der Lapp Gruppe. Er bespricht sich mit den an der Côte d’Azure angesiedelten Mitarbeitern über die Konstruktion der Leitungen oder Spezifikationen für nächste Entwicklungsmöglichkeiten. „Ich bin sozusagen die Schnittstelle zwischen Roboter- und Kabelhersteller“, sagt Rothermund. Durch seine vielen Reisen und die intensive Kommunikation mit Kunden sowie den Mitarbeitern in Vertrieb und Entwicklung gleicht kein Tag dem anderen.
Sein Wunschprojekt? Nach einem überzeugenden „Das mache ich schon!“ wird er wieder ernster und denkt kurz nach: „Der Schritt in Richtung Asien, das reizt mich noch.“ Die japanischen Hersteller hätten eine etwas andere Mentalität bei Roboterkabeln, andere Werkstoffe, einen anderen Aufbau. Diese von den Lapp-Lösungen zu überzeugen, das wäre auf jeden Fall ein Wunschprojekt für den Market Manager.
Zu Hause ist es am Schönsten
Nicht nur in Deutschland und Frankreich ist er unterwegs. Seine Arbeit hat ihn schon fast durch die ganze Welt geführt. Meistens hat es ihm dort auch gefallen. Für längere Zeit, ein halbes Jahr oder auch nur drei Monate, woanders zu leben, das kann er sich allerdings einfach nicht vorstellen. Auch wenn er gerne unterwegs ist, kommt er mindestens genauso gerne wieder nach Hause. Denn: „Hier sind meine Ruhepunkte, die Orte an denen ich Kraft tanke, um dann wieder loszulegen“, erklärt der Urschwabe. Aber interessant ist es schon, was ihm da so begegnet. In Saudi Arabien zum Beispiel, da wurde er auf das Anwesen eines Kunden eingeladen: eine Art Schrebergarten in der Wüste, mit Zelt und Kamelen. Nur mit der falschen Hand essen, das sollte man da nicht. Aber die Gastgeber hätten ihn nur etwas pikiert angeschaut, lächelt Rothermund verlegen.
Seine Arbeit bietet ihm viel Abwechslung und viele Eindrücke. Bei so viel Arbeit muss man sich auch mal entspannen. Rothermund ist nicht so für Wellness zu haben, denn „mit der Luftmatratze irgendwo rumliegen gibt mir nicht so viel“. Lieber spielt er mit seinen beiden Töchtern im Garten. Abseits der Kabel, Roboter und wichtigen Geschäfte erdet ihn die Zeit, die er mit der Familie draußen herumtollt. Ab und an darf es auch ein bisschen härter zugehen. Dann findet man den Market Manager in der Sporthalle, bei seiner zweiten Leidenschaft, dem Handball. Allerdings nur, wenn es die erste Leidenschaft, die Arbeit, zulässt.