Bei näherer Betrachtung stellt sich die Thematik jedoch facettenreicher dar. Bei aller Entschlossenheit, möglichst nachhaltig zu operieren, bleibt Kundenzufriedenheit der wichtigste Baustein für den unternehmerischen Erfolg und sichert schlussendlich Marktanteile. Firmen befinden sich also im Spannungsfeld zwischen dem Erreichen von Geschäftszielen und gesellschaftlicher sowie ökologischer Verantwortung. Dennoch muss dies kein Widerspruch sein: Kunden und Öffentlichkeit erwarten heute von den Unternehmen deutliche Anstrengungen, um Nachhaltigkeit – als konzertiertes Bestreben im Sinne des Allgemeinwohls - bestmöglich zu realisieren.
Fordernde Rahmenbedingungen
Kundenbedürfnisse ändern sich schnell und sind häufig so dynamisch wie der Markt. Dies erfordert von Unternehmen Flexibilität, Anpassungsfähigkeit und schnelle Reaktionsfähigkeit, um auch kurzfristige Bedarfe zufriedenzustellen. Die Tendenz zur Volatilität nimmt beständig zu, während die Time-to-Market von Produkten und Lösungen weiter abnimmt. Forecasts und Prognosen werden immer schwieriger - nicht zu vergessen, dass die Produkte dabei immer leistungsfähiger werden sollen und komplizierte Designs mit zahlreichen Komponenten von verschiedenen Herstellern (rund um den Globus) zu handhaben sind.
Auf der anderen Seite steigt die Zahl an Regulierungen. Das im August 2021 in Kraft getretene Bundes-Klimaschutzgesetz, der sogenannte „Generationenvertrag für das Klima“, hat die Klimaschutzvorgaben deutlich verschärft und sieht die Klimaneutralität Deutschlands bis 2045 vor. Die Zielvorgaben für weniger CO2-Emissionen wurden deutlich angehoben, sie sollen bis 2030 gegenüber 1990 um zehn Prozentpunkte und damit absolut um mindestens 65 Prozent sinken. Die EU gibt Klimaneutralität bis 2050 vor. All dies kann nur mit einer gemeinsamen Anstrengung gelingen. Einzelne Sektoren sind explizit genannt: Die Energiewirtschaft, Industrie, Verkehr, Gebäudebereich und Landwirtschaft.
Auch die Elektronikindustrie orientiert sich, ebenso wie politische und andere gesellschaftliche Institutionen, an den von den Vereinten Nationen gesetzten 17 globalen Zielen für Nachhaltigkeit (Sustainable Development Goals (SDGs)). Konsequente Elektrifizierung und Digitalisierung ist laut ZVEI, der eine Task Force „SDGs & Nachhaltigkeit“ gegründet und für seine Mitglieder zum Beispiel den „Code of Conduct“ als gemeinsamen Leitfaden für seine Mitglieder herausgegeben hat, ein Schlüsselfaktor für das Erreichen dieser Ziele.
Als Service-Anbieter adressiert Heitec Technologien, die dies ermöglichen sollen, und unterstützt seine Kunden beim Design und der Realisierung von Endprodukten für diese Bereiche. Eine wichtige Rolle nimmt die Tochtergesellschaft Heitec Innovations ein, die Kunden auf dem Weg zur CO2-neutralen Produktion unterstützt. Digitale Zwillinge von PV-Anlagen, Batteriespeichern oder Wärmepumpen. ermöglichen es, aus diesen Bausteinen ein zugeschnittenes Energiesystem zu erstellen, das den Bedarf an Wärme, Kälte und Strom nachhaltig und kosteneffizient deckt.
Neben der richtigen Auslegung in der Projektierungsphase können die Simulationsmodelle der Komponenten auch den Betrieb der Anlagen verbessern: Modellgestützte Optimierungsalgorithmen beziehen Wettervorhersagen und Lastprognosen für den nächsten Tag ein. Heraus kommen optimale Betriebspläne für Erzeugungsanlagen, steuerbare Verbraucher und Energiespeicher, die dann automatisch an das zentrale Energiemanagementsystem übertragen werden.
Auch als produzierendes Unternehmen für Kunden versucht Heitec die Vision größtmöglicher Umweltverträglichkeit zu realisieren und setzt neueste Technologien im eigenen Hause wirtschaftlich sowie nachhaltig ein. Das bedeutet auf der einen Seite, negative Auswirkungen weitestgehend zu minimieren und auf der anderen, positive zu maximieren. Im Kompetenz-Zentrum für Elektronik in Eckental bei Erlangen ist sowohl die Entwicklung als auch die Fertigung untergebracht. Die Bereiche arbeiten unter einem Dach eng und sich komplementär ergänzend zusammen und können außerdem auf ein umfangreiches Portfolio an Gehäusetechnik zurückgreifen. Dies bedeutet verzahnte Prozesse, Synergien, kurze Wege, geschicktes Pooling und Ressourcen-Sharing, Qualitätssicherung und Nähe zum wichtigen zentraleuropäischen Markt mit seiner guten Infrastruktur.
Das Knowhow des Unternehmensbereichs der Automatisierung wird direkt für eine effiziente, sichere, fortschrittliche und vernetzte Produktion eingesetzt, die Ressourcen schont. Sie ist insbesondere für High-Mix Low-Volume (HMLV) Formate ab Losgröße 1 geeignet und entspricht damit dem Trend zu maßgeschneiderten Lösungen. Von der Auswahl der Bauteile, der Bestückung, dem Elektronik-Test über den Einbau ins Gehäuse bis hin zur Endprüfung und zum Versand erfolgt alles aus einer Hand. Innovationen werden sofort umgesetzt, Serviceleistungen können ohne Umwege schnell und flexibel erfolgen. Insbesondere bei technisch anspruchsvollen und neuen Produkten, die noch eine Vielzahl von ECOs (Engineering Change Orders) zu durchlaufen haben, ist es von wesentlicher Bedeutung, diese schnell und effektiv in die Fertigung einfließen zu lassen. Verzögerungen führen hier zu erhöhten Materialkosten und Ressourcenverschwendung, da bereits angeschaffte Komponenten in der nächsten Produktversion unter Umständen keine Verwendung mehr finden.
Auch notwendige Modifikationen bestehender Produkte lassen sich entsprechend effektiv umsetzen, dies gilt in besonderem Maße in Bezug auf Erzeugnisse für regulierte Märkte, deren Updates komplex und herausfordernd sind. Die Fertigung lässt sich nicht mehr als isolierter Prozess betrachten, sondern mehr denn je als ein Baustein der Wertschöpfung mit Wechselwirkung und als integraler Bestandteil nachhaltiger Unternehmensziele.
Modulare Lösungen
Einen innovativen Ansatz verfolgt das Unternehmen mit seinen neuen modularen Lösungen wie HeiSys: Ein Produkt basierend auf fortschrittlicher, standardisierter, damit herstellerunabhängiger Modultechnik. Ressourcen werden geschont, da bei Aktualisierungen oder Reparaturen nur die absolut notwendigen Teile getauscht werden müssen, das Basissystem jedoch weiterhin in Betrieb bleiben kann – eine gute Möglichkeit, um den Spagat zwischen mehr Nachhaltigkeit und immer kürzeren Produktzyklen erfolgreich zu meistern.
Als Mitglied vieler Konsortien kooperiert das Unternehmen Heitec darüber hinaus mit vielen anderen Industriepartnern, die in ihren Anwendungsbereichen führend sind, um gemeinsam innovative Technologien und Produkte auf den Weg zu bringen. Nicht zuletzt fördert die inländische Präsenz die lokale Wirtschaft in der Region und belebt die örtlichen Kapazitäten wie Zulieferer, Gastgewerbe, Einzelhandel oder kleine Gewerbetreibende.
Beschaffung in der Lieferkette
Bei der Auswahl der Distributionskanäle ist Nähe zum jeweiligen Endkundenmarkt wichtig, was genaue Kenntnis des jeweiligen Marktes bedingt und mehr Kundennähe und Nachhaltigkeit bewirkt. Da Endkunden immer anspruchsvollere und individualisierte Produkte erwarten, müssen immer leistungsfähigere und spezialisierte Komponenten verwendet werden, wodurch ein komplexeres Lieferanten-Netzwerk zu managen ist.
Eine umfangreiche und diversifizierte Lieferantenbasis bedeutet potenziell einen geringeren logistischen Aufwand mit verbesserter Risikobalance und kürzerer Anlieferung mit weniger Länder- und Währungsrisiken. Unterschiedliche Zeitzonen und potenzielle Sprachbarrieren beispielsweise führen zu Ineffizienzen und somit weniger Nachhaltigkeit.
Schon bei der strategischen Zusammenstellung des Netzwerks und der Auswahl der angebotenen Komponenten kann man einen großen Schritt für seine Kunden in Richtung Umweltfreundlichkeit machen, etwa bei der Selektion klimaneutraler Leiterplatten. Darüber hinaus setzt Heitec seit jeher auf redundante, das heißt doppelt gesicherte Lieferketten und kann so Lieferengpässe abfedern sowie Re-Designs und Re-Zertifizierungen unaufwändig, kostengünstig und umweltschonend adressieren. Bereits bei der Entwicklungsarbeit werden durch die Auswahl der Komponenten die Optionen genau überprüft und alle Möglichkeiten ausgeschöpft, mit einem Fokus auf Langlebigkeit der Bauteile.
Eine weitere Möglichkeit, Engpässe abzufedern, welche sich nachteilig auf Klimaziele auswirken könnten, sind Pufferlager, wobei die sorgfältige Wahl von Umfang und Platzierung nicht einfach zu handhaben, jedoch regulativ einzusetzen ist. Im Falle von Produktänderungen oder stark sinkender Nachfrage könnte dies zu hohen Abschreibungen führen. Preisreduktionen kämen hingegen erst verzögert zum Tragen. Die Größe optimal zu bestimmen, ist eine Herausforderung, kann aber einen bedeutenden Beitrag zum Erreichen der Unternehmens- und Klimaziele leisten.
Logistik und mehr
Gerade Lieferbedingungen und -wege sind ein riesiger Faktor auf dem Weg zur Klimaneutralität. Insbesondere bei großen beziehungsweise schweren Einheiten kann es geboten sein, auf Luftfracht zu verzichten. Dennoch: Bei langsamen Transportwegen – wie Schiffsfracht – wird lange viel Kapital gebunden, dessen Verzinsung signifikante Ausmaße annehmen kann, so dass dies letztlich eine Abwägung zwischen Nachhaltigkeit und Betriebswirtschaftlichkeit bleibt. Nicht eingerechnet sind mögliche Risiken, die veränderte Rahmenbedingungen, wie etwa Lockdowns aufgrund einer Pandemie, heraufbeschwören können.
Große Entfernung zwischen Fertigungsstandort und Zielmarkt zu vermeiden, kann daher ein guter Weg sein, nicht nur Nachhaltigkeit zu erzielen, sondern auch Kosten einzusparen. Ein oft vernachlässigter Aspekt ist das Verpackungsmaterial, weshalb man auf Mehrwegtransportverpackungen setzten sollte, wo es möglich ist.
Obsoleszenz-Management gehört dazu
Bei Unternehmen sollte Obsoleszenz-Management, Beschaffung, Konzeption, Entwicklung, Fertigung und Logistik Hand eng verbunden sein und einen ganzheitlichen Prozess ergeben, wobei jede Stufe optimal an die anderen angepasst wird. Das hauseigene Portfolio an Standard-Mechanik, die mögliche Konsignationslagerhaltung in einem breit gefächerten Netzwerk von Partnern und Lieferanten sowie der gesunde Mix aus regionalem und internationalem Footprint des Unternehmens bilden ein solides Fundament.
Ziel des globalen unternehmerischen Fußabdrucks ist es, immer nah am jeweiligen Zielmarkt zu sein und dennoch synergetisch aus einem Pool von Ressourcen – etwa im Fall von Software, Datenanalysen und Technologien – zu schöpfen sowie geschäftliche Funktionen wie Einkauf und Logistik zu konsolidieren und damit ein hohes Maß an Flexibilität und Anpassung mit geringerem Aufwand zu erreichen.
Fazit
Nachhaltigkeit auf der einen, immer größere technische Herausforderungen und kürzere Produkteinführungszeiten auf der anderen Seite müssen in keinem unlösbaren Konflikt stehen. Grüne Ökonomie muss keine Utopie bleiben! Die Herausforderung lautet, ökologische und ökonomische Gesichtspunkte zu vereinbaren. Es ist vorhersehbar, dass die CO2-Besteuerung steigen wird, andererseits ist der pure Fokus hinsichtlich Gewinnmaximierung auf Kosten der Umwelt für das Erreichen der Klimaziele keine Option.
Das Ineinandergreifen von Entwicklungsstufen sowie optimierte Prozesse können zu mehr Effizienzsteigerung führen und damit auch zu mehr Klimaschutz. Internationale Krisen und erstarkter Protektionismus haben die Anfälligkeit globaler Lieferketten aufgedeckt. Fertigung und Beschaffung nahe am Zielmarkt haben so Auftrieb erhalten und punkten mit Flexibilität, kurzen Wegen und Lieferzeiten, hohem Service- und Qualitäts-Level, Kundennähe sowie weniger Landes- und Währungsrisiken.
Gerade Entwicklungs- und Fertigungsszenarien ohne sehr großen Personalaufwand und mit hohem Qualitätsanspruch – zum Beispiel für den Automotive und Medizintechnik-Markt – lohnen sich nicht nur in puncto Nachhaltigkeit, sondern auch in puncto Rentabilität. Wenn dabei ständig nachzubessern wäre, würde es den Aufwand massiv erhöhen, die Kundenzufriedenheit reduzieren und den Umweltschutz verschlechtern.
Durch neue Klimaziele wird das Potenzial für Innovation besser ausgeschöpft, Agilität und Widerstandsfähigkeit gegen Krisen werden erhöht und Risiken minimiert. Es ergeben sich neue Geschäftsfelder und Märkte. Und nicht zuletzt: Unternehmen mit Nachhaltigkeits-Initiativen werden von Kunden, Investoren, Partnern, aktuellen und künftigen Mitarbeitern positiver beurteilt beziehungsweise sie sind gegenüber Firmen ohne klare diesbezügliche Positionierung kritischer.
Gerade die Haltung der Letztgenannten ist unter dem Aspekt des Fachkräftemangels und des Werbens um geeignete Kandidaten nicht zu unterschätzen. Um sich zukunftsfähig zu positionieren, wird die Definition umweltfreundlicher Ziele also immer mehr zu einem existenziellen Teil der Geschäftsstrategie.