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Entsalzung in der Brennstoffzelle Neuartiger Ansatz soll Wasserstoff aus Meerwasser gewinnen

Heutige Elektrolysesysteme können noch keinen Wasserstoff aus salzhaltigem Wasser gewinnen.

Bild: iStock, Erlantz Pérez Rodríguez
14.05.2021

Um Wasserstoff im industriell nutzbaren Maßstab zu gewinnen, muss man auf Meerwasser zurückgreifen. Dessen Entsalzung ist aber bisher nur unter großem Energieeinsatz möglich. Ein neuer Ansatz entzieht dem Wasser direkt mit einer Brennstoffzelle das Salz: Das könnte die Herstellung von Wasserstoff im großen Maßstab revolutionieren.

Im Grunde genommen ist die Wende hin zur Wasserstoffwirtschaft ein Klacks: Von den rund 1,4 Milliarden Kubikkilometern Wasser auf der Erde (das sind 1. 400. 000. 000. 000. 000. 000 oder 1400 Trillionen Liter) ist die überwältigende Mehrheit als Salzwasser in den Ozeanen gut zugänglich und, das kann man wohl ohne Untertreibung sagen, in ausreichender Menge vorhanden, um die Menschheit über lange Zeit mit Energie zu versorgen.

Dieses schier unerschöpfliche Gut könnte man also nutzen, um so viel Wasserstoff herzustellen, wie man nur braucht, um daraus Strom zu gewinnen. Die „grüne“ Energiewende weg von fossilen Energieträgern wäre geschafft.

Energie aus Meerwasser

Dass das noch niemand gemacht hat, liegt an einem kleinen, aber feinen Haken: „Heutige Elektrolysesysteme können keinen Wasserstoff aus salzhaltigem Wasser gewinnen“, bringt es Volker Presser auf den Punkt. Der Professor für Energie-Materialien an der Universität des Saarlandes und Leiter des Programmbereichs Energie-Materialien am INM – Leibniz-Institut für Neue Materialien ist einer der führenden Experten auf dem Gebiet der Energiespeicherung. Seine Arbeiten insbesondere auf dem Gebiet der Elektrochemie finden internationale Beachtung in hochrangigen Zeitschriften.

Gemeinsam mit seiner Doktorandin Yuan Zhang ist ihm nun ein großer Schritt in Richtung „Energie aus Meerwasser“ gelungen, im experimentellen Maßstab zumindest.

Bisherige Systeme sehen vor, dass Wasserstoff für Brennstoffzellen erzeugt wird, indem man zuvor mit viel Energie deionisiertes (also entsalztes) Wasser aus Meerwasser herstellt, um aus diesem aufbereiteten Wasser wiederum Wasserstoff zu gewinnen. Denn nur so ließe sich genügend Wasserstoff herstellen, ohne die begrenzten, wertvollen Süßwasservorräte drastisch zu verringern.

Dieses Verfahren ist aber nicht wirklich nachhaltig, wenn die Energie zur Entsalzung nicht vollständig aus regenerativen Quellen stammt. „Yuan Zhang hatte nun eine revolutionäre Idee: Wir benutzen einfach die Brennstoffzelle selbst, um das Meerwasser zu entsalzen und anschließend Süßwasser zu erhalten, das dann in der Brennstoffzelle für die Wasserstofferzeugung genutzt werden kann“, so Energie-Experte Presser.

Gelungener Versuchsaufbau

Dazu haben sich er und seine Doktorandin einen simplen und für nachvollziehbaren Experiment-Aufbau überlegt: Aus einer Brennstoffzelle für den Schulbedarf haben sie eine Anlage gebaut, die aus dem Ausgangsstoff Salzwasser am Ende Süßwasser erzeugt und dazu noch Strom und Wärme produziert, die wiederum in die Gewinnung von Wasserstoff investiert werden können.

Das im Salzwasser vorhandene Salz (vor allem NaCl, Kochsalz) wird dabei durch die Zugabe von Wasserstoff und Sauerstoff gezwungen, seine Verbindung mit dem Wasser aufzulösen. Es entstehen neben dem dann entstandenen Trinkwasser (das man im Anschluss für die Gewinnung von Wasserstoff nutzen kann) eine Säure (insbesondere HCl; Salzsäure) und eine Base (insbesondere NaOH, Natriumhydroxid) als Zwischenprodukte.

„Außerdem erzeugen wir an dieser Stelle Elektrizität, die wir weiter nutzen können“, so Volker Presser. Die Säure und die Base erzeugen, wenn man sie zum Schluss wieder zusammenbringt, zusätzlich Wärme, die man ebenfalls weiter nutzen kann.

„Wir können nun also aus jeder Brennstoffzelle ein Modul bauen, das nicht nur Strom generiert, sondern ganz nebenbei auch Trinkwasser erzeugt. Dieses kann dann auch für die Wasserstoffproduktion genutzt werden‘. Man braucht dazu halt Wasserstoff, aber den kann man über Elektrolyse ‚grün‘ mit ‚Power to Gas‘ herstellen“, erklärt Volker Presser den möglichen Nutzwert des neuen Technologieansatzes, der in weiterer Zukunft in großem Maßstab zum Einsatz kommen könnte.

Bildergalerie

  • Prof. Dr. Volker Presser ist Leiter des Programmbereichs Energie-Materialien am INM – Leibniz-Institut für Neue Materialien und Experte auf dem Gebiet der Energiespeicherung.

    Prof. Dr. Volker Presser ist Leiter des Programmbereichs Energie-Materialien am INM – Leibniz-Institut für Neue Materialien und Experte auf dem Gebiet der Energiespeicherung.

    Bild: INM / Bellhäuser

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