Sascha Kaczmarek, Rene Grzeszick und Sascha Feldhorst sind mit diesem Beitrag im A&D-Kompendium 2020 als einer von 100 Machern der Automation vertreten. Alle Beiträge des A&D-Kompendiums finden Sie in unserer Rubrik Menschen .
Zu Gründungszeiten (2017) haben wir Gründer alle Aufgaben und Herausforderungen allein stemmen müssen. Seitdem ist viel passiert und mittlerweile unterstützt uns ein 28-köpfiges Team aus Mitarbeitern verschiedenster Fachrichtungen und Nationalitäten, von Logistikprozessingenieuren über Hardwareentwickler bis hin zu Datenanalysten.
Die Idee hinter der Motion-Mining-Technologie entstand, da – auch heute in Zeiten fortschreitender Automatisierung und Industrie 4.0 – bei Prozessoptimierungen in der Industrie noch immer auf manuelle Analysen zurückgegriffen wird. Diese Analysen sind zeitintensiv, anwendungsspezifisch und erfordern ein tiefgreifendes methodisches Wissen. Im Gegensatz dazu ermöglicht unsere Motion-Mining-Technologie eine ganzheitliche, anonyme und automatisierte Erfassung und Analyse von manuellen Arbeitsprozessen. Der Fokus liegt auf der Optimierung der Effizienz und Ergonomie. Mithilfe von Motion-Mining werden beispielsweise Vorgänge mit langen Wartezeiten oder hohen Belastungen aufgedeckt.
Zu Beginn war, neben der Hardwareentwicklung, eine unserer größten Herausforderungen die Entwicklung der Algorithmen, die zur Erkennung einzelner Aktivitäten dienen, wie Tragen oder ungesundem Bücken. Diese Algorithmen basieren auf Verfahren des maschinellen Lernens, welche zu Beginn sehr genau an die untersuchten Prozesse angelernt werden mussten. Mittlerweile generalisieren die Modelle deutlich besser und der Anlernaufwand konnte erheblich reduziert und die Erkennungsgenauigkeit gesteigert werden.
Machine-Learning-Algorithmen
Unternehmen, die Projekte mittels Motion-Mining durchführen, statten ihre Prozessmitarbeiter mit drei Sensoren (Handgelenke und Gürtel) sowie die Arbeitsumgebung mit kleinen autarken Funksendern aus. Die so aufgezeichneten Daten werden in eine Plattform hochgeladen und mithilfe der beschriebenen Machine-Learning-Algorithmen in Prozesskennzahlen übersetzt. So kann der Kunde seine Arbeitsprozesse analysieren, ohne die Prozessinformationen händisch, durch reines Beobachten, erheben zu müssen.
Der Kunde profitiert von dieser Zeitersparnis während der automatisierten Aufnahme und hat zudem einen meist zwischen 40- und 80-fach größeren Datenbestand für die Suche nach Optimierungspotenzialen und die Gestaltung von Verbesserungsmaßnahmen. Da in die Maßnahmengestaltung nicht nur die Effizienz, sondern auch ergonomische Aspekte einfließen, kommen die Prozessverbesserungen auch den Mitarbeitern zugute.
Momentan fokussieren wir uns auf Arbeitsprozesse in Produktion und Logistik. Neu hinzugekommen ist der Bereich Health-Care. In Kooperation mit dem Fraunhofer IML und der Klinik Maria Frieden arbeiten wir intensiv an einem Forschungsprojekt zur „Eingabefreien Station“, wobei durch Motion-Mining der Dokumentationsaufwand für Pflegekräfte verringert werden soll. Unser Angebotsportfolio konnten wir 2019 zudem um eine Produktlösung erweitern. Kunden sind nun auch selbstständig in der Lage, Motion-Mining-Analysen durchzuführen. Dies ist die perfekte Ergänzung unserer bisherigen Dienstleistungen. Zukünftig werden wir unser Angebot weiter ausbauen.
Motion-Mining schafft eine beinahe universell einsetzbare, zeitsparende und anonymisierte Lösung für sonst sehr aufwändige manuelle Analysen. Mithilfe der Technologie lässt sich ein Mehrwert sowohl hinsichtlich der Prozesseffizienz als auch der Arbeitsbedingungen (Ergonomie und Mitarbeiterentlastung) schaffen.