Seit 1731 fertigt die Firma Zwilling qualitativ hochwertige Messer für den anspruchsvollen Koch; über drei Millionen Stück verlassen jährlich das Traditionsunternehmen. Lange Zeit war es nicht leicht, im Falle von Sonderwünschen einen exakten Lieferzeitpunkt zu garantieren – es fehlte das Wissen, wie ausgelastet die Kapazitäten momentan waren. Zwilling-Messer werden in einer Kombination aus Handarbeit und automatisierter Fertigung hergestellt und durchlaufen alleine in der Endmontage bis zu zehn miteinander verkettete Arbeitsschritte. Auch in der Serienfertigung ist die Reibungslosigkeit dieser Prozesse nicht selbstverständlich. Um den individuellen Eilauftrag eines Kunden zu erfüllen, musste man früher die anderen Aufträge in der Pipeline beiseite schieben, was Verzögerungen in der restlichen Produktion nach sich zog.
Alles passend und sofort
Mit dem Problem, für das sich der Begriff digitale Ungeduld eingebürgert hat, ist Zwilling nicht allein. Im Zuge von Digitalisierung und E-Commerce stellen Kunden vermehrt den Anspruch, teilweise individualisierte Produkte möglichst am gleichen Tag geliefert zu bekommen. Die sogenannte Same Day Delivery stellt auch Logistik-Riesen wie Amazon oder Konzerne wie BMW vor Herausforderungen. Dieser Trend verlangt sowohl in der Logistik als auch in der Produktion nach flexiblen Strukturen, in denen auch dann alles glatt läuft, wenn eine Maschine ausfällt oder der Lieferant in Verzug gerät.
Besser planen mit Mathematik
In der Intralogistik hilft agile Optimierungssoftware beim Kalkulieren einer Prozessabfolge, die mit möglichst geringem Leerlauf auskommt und somit Effizienz und Termintreue steigert. Systeme auf Basis von Fuzzy Logic und Operation Research errechnen aus dem vorhandenen Datenvolumen Bedarfsprognosen für benötigte Komponente und bieten bei Störungen Lösungsvorschläge mit möglichst geringen Stillstandzeiten.
Auch der Messerhersteller Zwilling nutzt agile Optimierungssoftware zum Planen von Abläufen. Mit einem speziellen algorithmischen Verfahren berücksichtigt ein APS-System (Advanced Planning and Scheduling) alle Veränderungen in den Kapazitäten, sei es Personal, Maschinen oder Material. Mit den errechneten Daten lässt sich sofort beurteilen, wie machbar Ad-hoc-Projektanfragen oder vom Kunden gewünschte Termine sind. So kann ein Unternehmen agil reagieren, auch wenn die Nachfrage schwankt oder im Zuge der Individualisierung die Vielfalt an Produktvarianten wächst. Bereits nach einem Jahr schlägt sich bei Zwilling der Nutzen der implementierten Software in den Zahlen nieder: Das Unternehmen hat die interne Lieferzeit um 29 Prozent und die Kapitalbindung um 25 Prozent reduziert, dafür die Liefertreue verdoppelt.