Jan-Philipp Liersch ist mit diesem Beitrag im A&D-Kompendium 2020 als einer von 100 Machern der Automation vertreten. Alle Beiträge des A&D-Kompendiums finden Sie in unserer Rubrik
Jeder redet von der Künstlichen Intelligenz, aber wo bleibt eigentlich die menschliche? Die hat doch die künstliche erst möglich gemacht. Und das war auch gut so. Begnadete Köpfe erstellen die Algorithmen, die uns bereits jetzt und auch langfristig unser Leben einfacher machen werden. Algorithmen, die das Universum an Daten durchforsten, um uns Informationen zu liefern, die so gut auf unser Profil oder unsere Anforderungen abgestimmt sind, dass wir gar nicht mehr „Nein“ sagen können oder wollen. Zu der Uhr, dem T-Shirt oder dem Vorschlag, das Wartungsintervall zu verlängern, da der Roboter noch einwandfrei läuft.
Analyse direkt im Sensor
Mitsubishi Electric hat seine eigene Art „Künstliche Intelligenz“ erschaffen. Mit der Marke MAISART (Mitsubishi Electric‘s AI creates the State-of-the-Art in Technology) fasst Mitsubishi Electric die ganze Bandbreite der KI-Technologien zusammen. Unter dem Unternehmensgrundsatz „Original AI technology makes everything smart“ nutzt das Unternehmen schon seit geraumer Zeit eigene KI-Technologie-Ansätze und Edge Computing. Durch deren Nutzung schafft Mitsubishi Electric die Integration von KI in Echtzeit innerhalb der Produktion.
Der Vorteil dieser Technologie ist die Tatsache, dass sie auch im Kleinen, also auch in einzelnen Anlagenteilen eingesetzt werden kann. Durch die effizienten „Deep Learning“- und „Machine Learning“-Algorithmen und eine konsequente Umsetzung des Reinforcement Learning kann auch die Big Data-Analyse direkt in Geräten und Sensoren implementiert werden.
So lässt sich zum Beispiel über die MELFA SmartPlus die Intelligenz über den Controller direkt auf den Roboter übertragen. Sie übernimmt die Optimierung von Prozessen über die Laufzeit oder evaluiert das Bauteilverhalten zur vorausschauenden Wartung.
KI dient dem Prozess
Künstliche Intelligenz dient aber nicht nur dem Produkt, sondern im Ganzen dem Prozess. Insbesondere wenn die KI den Prozess direkt beeinflussen kann. Wie sonst bekommt man nicht reproduzierbare Fehler unter Kontrolle? Welche Störgrößen und Einflüsse nimmt man in die Betrachtung mit ein?
Dies im Fokus, bekommt die Anlagen-Optimierung gänzlich neue Dimensionen. Soweit zum Beispiel, dass an Tagen mit leicht erhöhter Luftfeuchtigkeit keine roten Autos mehr in nahezu abgedichteten Hallen lackiert werden – eine tatsächlich existierende Korrelation, die nur die Künstliche Intelligenz festgestellt hat.
Ganz besonders spannend sehe ich den Einfluss der KI nicht nur in der Fertigung und der Industrie. Auch im Bereich Marketing und Produktmanagement gibt es viele Möglichkeiten und Verschiebungen mit künstlicher Intelligenz. Die Entwicklung von Chat-Bots, neue Möglichkeiten der gezielten Lead-Generierung und automatisierte Marktanalysen gestalten die Arbeit effizienter. Zudem eröffnet die Personalisierung mit und durch soziale Netzwerke viele neue Möglichkeiten.
Unterm Strich muss man dennoch sagen: die KI ist nur so gut, wie der Mensch, der sie zur richtigen Zeit am richtigen Ort einsetzt. Denn nur dann kann sie Ihren ganzen Nutzen erbringen. Und hier ist dann doch wieder die menschliche Intelligenz gefordert. Der Bauchladen der Angebote ist riesig. Welche der Maßnahmen und Tools sind für meine Produktion oder meine Kampagne die richtigen? In welchem Mix setze ich sie ein? Mit welchem Budget? Es hilft alles nichts, da müssen wir uns schlau machen – trotz KI.