Intersolar Europe Solarbranche: Ab jetzt wieder aufwärts?

Ansturm: Kurz vor Messebeginn zeigt sich schon das hohe Besucherinteresse an der Intersolar Europe 2015.

Bild: K.Klotz / Energy 2.0
15.06.2015

Weniger Aussteller, weniger Besucher – sieht so ein Wendepunkt aus? Vielleicht doch. Die Stimmung war auch in Hinblick auf den deutschen Markt verhalten positiv.

Die Zahlen zeigen abwärts: Auf der Intersolar Europe in München präsentierten sich vom 10. bis 12. Juni laut Messegesellschaft über 1000 Aussteller aus 42 Ländern einem internationalen Publikum von über 38.000 Besuchern – vor einem Jahr wurden noch 1100 Aussteller aus 48 Ländern und 42.000 Besucher gemeldet.

Doch die Stimmung bei Ausstellern und Besuchern war geprägt von den zunehmenden Investitionen in die Solarenergie und dem enormen Ausbau der Photovoltaik (PV) weltweit.

Ende des PV-Bashings

Eine hohe Qualität der Gespräche, sprich: ein starkes Interesse an Projekten registrierte man auch am Stand von IBC Solar. „Vielleicht haben wir den Tiefpunkt in Deutschland überschritten“, vermutete der Gründer und Vorstandsvorsitzende Udo Möhrstedt schon am zweiten Messetag. „Wir glauben an Belebung des PV-Marktes“.

Jedenfalls sei das PV-Bashing sei einem Jahr vorbei, ergänzte IBC-CFO Jörg Eggersdorfer bei einem Pressetermin. PV werde nicht mehr nur ständig als Kostentreiber gesehen.

Schlafender deutscher Markt

In Deutschland könnte sich nach zuletzt enttäuschenden Zahlen eine Trendwende anbahnen: „Der deutsche Markt ruht derzeit noch, aber ich halte viel von ihm“, sagt Gregor Albrecht, Chef von Talesun Solar Germany. „Sobald wieder mehr Anlagen auf die Dächer kommen, wird es losgehen.“ Wenig kann er dagegen dem Rennen um die verbliebenen Freiflächenanlagen hierzulande abgewinnen: „Die PV-Ausschreibungsverfahren binden zu viele Ressourcen und erlauben kein freies Spiel der Kräfte. Insbesondere den Bürgergenossenschaften sind die Hände gebunden.“

Zweifel hat Albrecht am Geschäftsmodell, PV-Anlagenverkauf über Kooperationen mit Baumärkten oder andere Filialen großer Ketten zu verkaufen, wie es Trina Solar derzeit mit Tchibo versucht: „Der Installateur gibt seine Rolle als Entscheider nicht auf“, argumentiert Albrecht. „Daher traue ich dem Ansatz keinen großen Markterfolg zu; er wird keine Markt-bestimmende Größe erreichen.“

Das sieht Ben Hill, Europa-Präsident von Trina Solar, selbstverständlich anders. Er blickt positiv in die Zukunft und rechnet auf dem deutschen Markt schon Ende 2015 mit positiven Veränderungen. Das sei auch wünschenswert, denn im Gegensatz zum weltweiten PV-Markt schrumpft der Markt in Europa und Deutschland.

Die Idee, Produkte in Kooperation mit Tchibo zu vertreiben, sei ein Ergebnis der Antidumping-Entscheidung vom Februar dieses Jahres. Das habe sein Unternehmen kreativ gemacht. Um die Installateure nicht zu verstimmen, gibt das Unternehmen ihnen ein Augmented-Reality-Tool an die Hand, mit dem sie Kunden vor Ort und mittels Tablet am eigenen Dach demonstrieren können, wie viel Ertrag eine Solaranlage bringt.

Vielversprechende Regionen

Geographisch sieht Talesun Regionen wie Polen, Tschechien, Schweiz, Österreich und Südtirol als attraktiv an, obwohl teilweise dort die Einspeisetarife auf dem Rückzug sind. Der Türkei-Markt habe sich langsamer als erwartet entwickelt, doch hofft sein Unternehmen 2015 dort die „Ernte“ seines Joint Ventures einzufahren.

Für den Mittleren Osten sieht Albrecht in Jordanien eine wichtige Markteintrittspforte, da das Land politisch stabil, geografisch günstig gelegen und offen für westliche Ideen und Investoren sei und die Energienachfrage steige. Projekte dort haben laut Albrecht eine Ausstrahlwirkung auch auf angrenzende Länder.

Auch der norwegische Modulhersteller REC sieht Marktpotenziale derzeit eher außerhalb Deutschlands. Luc Graré, Senior Vice President Sales and Marketing bei REC, blickt vor allem in Richtung China, was nicht zuletzt an dem kürzlichen Verkauf des Unternehmens an die norwegische Elkem Group liegt, die wiederum einem chinesischen Chemie-Konzern angehört. Die Hälfte des Geschäfts mache derzeit der US-Markt aus. Potenzial sieht Graré aber auch im Nahen Osten und in Afrika.

Standardisierung als „magisches Wort“

Solar Frontier plant 2015 die globale Expansion, nachdem in der Vergangenheit der Fokus vor allem auf Japan gelegen hatte. Eine 150-MW-Fabrikationsanlage für die CIS-Dünnschicht-Technik in Tohoku mit verkürzter Taktzeit fährt dazu derzeit den Betrieb hoch.

Im Vertrieb setzt Wolfgang Lange auf Standardisierung – ein „magisches Wort“, wie der Geschäftsführer Solar Frontier Europe betont. Dazu definiert das Unternehmen acht „Powersets“ bestehend aus Modulen, Wechselrichtern und Kabeln. „Die Kosteneinsparungen durch Standardisierung sind höher als der Energiegewinn aus maßgeschneiderten Lösungen“, ist das Credo von Wolfgang Lange.

Besonders zufrieden zeigte sich Lange über die Projekt-Pipelines in den USA und Großbritannien, deren nach Fertigstellung als „Cashflow-Maschine“ an Investoren verkauft werden. Einen Blick in die Zukunft erlaubte der in München ausgestellte Prototyp eines leichten, biegsamen CIS-Solarmoduls.

Bildergalerie

  • Flexible Zukunft: Wolfgang Lange, Geschäftsführer Solar Frontier Europe, am Muster eines biegsamen Dünnschicht-Moduls.

    Flexible Zukunft: Wolfgang Lange, Geschäftsführer Solar Frontier Europe, am Muster eines biegsamen Dünnschicht-Moduls.

    Bild: K.Klotz / Energy 2.0

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