Sie wollen dieses Jahr neu investieren Standort Indien wird für Unternehmen immer wichtiger

KPMG AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft

„Deutsche Unternehmen diversifizieren und regionalisieren sich zunehmend weltweit. In Asien priorisieren sie Indien aufgrund der Größe der Bevölkerung, der politischen Stabilität und der nachhaltigen Wachstumsaussichten als einen bevorzugten Standort für neue Investitionen“, erklärt Andreas Glunz, Bereichsvorstand International Business bei KPMG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft.

Bild: iStock, Yellow duck
29.07.2024

Der Standort Indien gewinnt zunehmend an Bedeutung: 59 Prozent der deutschen Unternehmen planen in diesem Jahr neue Investitionen. Sie versprechen sich von niedrigen Lohnkosten, politischer Stabilität und qualifizierten Fachkräften positive Geschäftseffekte und nachhaltiges Wachstum. Doch der Standort bringt nicht nur positive Aspekte!

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Indien boomt – und das zieht immer mehr deutsche Unternehmen auf den Subkontinent. Fast sechs von zehn deutschen Unternehmen wollen im laufenden Geschäftsjahr ihre Investitionen in Indien erhöhen. Zudem rechnen 78 Prozent der Unternehmen mit steigenden Umsätzen und 55 Prozent mit höheren Gewinnen. Für die kommenden fünf Jahre sind die Erwartungen noch positiver: 82 Prozent rechnen mit steigenden Umsätzen und 74 Prozent mit höheren Gewinnen.

Indien gewinnt Bedeutung als Investitionsstandort

Die Unternehmen schätzen das Wachstum als sehr dynamisch ein: Bis 2029 erwarten 37 Prozent der Befragten ein Umsatzwachstum von mehr als 20 Prozent und 25 Prozent von ihnen rechen mit einem Gewinnwachstum von mehr als 20 Prozent. Das sind die zentralen Ergebnisse des heute präsentierten „German Indian Business Outlook 2024“. Die Umfrage der KPMG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft (KPMG) und der Deutsch-Indischen Handelskammer (AHK Indien) fand zwischen dem 9. April und dem 20. Mai 2024 statt und beschäftigt sich mit den Geschäftserwartungen deutscher Unternehmen in Indien.

Wie relevant der Sub-Kontinent mittlerweile ist, zeigt sich an den Investitionsvorhaben. 59 Prozent der befragten Unternehmen planen in diesem Jahr einen Ausbau ihrer Investitionen. Das sind 23 Prozentpunkte mehr als im Jahr 2021. Die Zahlen belegen: Indien ist ein nachhaltig wichtiges Investitionsziel für deutsche Unternehmen. Das wird noch deutlicher in der Fünfjahresperspektive: Drei Viertel (78 Prozent) der Firmen wollen ihre Investitionen erhöhen, eine Verdopplung gegenüber 2021 (36 Prozent). Nur 7 Prozent der Befragten ziehen 2024 eine Kürzung ihrer Investitionen in Betracht.

Befragt nach den Top-3-Standortfaktoren nennen 54 Prozent der deutschen Unternehmen zuerst die niedrigen Lohnkosten gefolgt von der politischen Stabilität des Landes (53 Prozent). An dritter Stelle nennen die Befragten die Verfügbarkeit hochqualifizierter Fachkräfte (47 Prozent). Dies entspricht einem Anstieg um 12 Prozentpunkte gegenüber dem Vorjahr. In den kommenden fünf Jahren erwarten die Unternehmen aber Verschlechterungen bei den Lohnkosten. 2029 sehen nur noch 36 Prozent der Unternehmen entsprechende Kostenvorteile. Im Vergleich mit anderen asiatischen Ländern sehen 69 Prozent der deutschen Unternehmen besonders Indiens stetig wachsende Wirtschaft als Vorteil. Hierzu trägt auch die schwächelnde Konjunktur Chinas bei.

Stärkstes Motiv für Investitionen und hohe Erwartungen

Deutschen Unternehmen bietet das bevölkerungsreichste Land der Welt enormes Potenzial. Aktuell nutzt ein Drittel (33 Prozent) Indien als Produktionsstandort für den lokalen Markt. Bis 2029 planen das 45 Prozent der Unternehmen. Für mehr als jedes vierte deutsche Unternehmen (27 Prozent) ist das beeindruckende Absatzpotential Indiens – einem Markt mit über 1,44 Milliarden Konsumenten – der zweitwichtigste Grund für ein wirtschaftliches Engagement. Bis 2029 sagen dies bereits 40 Prozent der Unternehmen.

Immer wichtiger wird für die Befragten die Rolle Indiens als globales Kompetenzzentrum beziehungsweise Shared Service Center. Rund jedes fünfte Unternehmen (21 Prozent) hat in Indien ein solches Zentrum eingerichtet, mehr als ein Drittel der Unternehmen (35 Prozent) will dem Beispiel in den nächsten fünf Jahren folgen. „Indien zeigt weiter enormes Potenzial. Darüber hinaus gewinnt es als regionaler Produktions- und globaler Entwicklungsstandort weiter an Bedeutung,“ betont Stefan Halusa, Hauptgeschäftsführer AHK Indien.

Die Umfrage von KPMG und AHK wurde kurz vor Bekanntgabe der Wahlergebnisse durchgeführt. Dennoch gibt sie Hinweise auf die Erwartungshaltung deutscher Unternehmen an die neue Regierung. Dadurch hoffen zwei Drittel der Befragten (67 Prozent) auf eine vereinfachte Regulierung, die Bekämpfung der Korruption sowie mehr Rechtssicherheit im Land. An zweiter Stelle folgt der Wunsch nach Ausbau und Modernisierung der Infrastruktur. Dies wünschen sich 55 Prozent der Unternehmen.

Eine Liberalisierung des Handels sowie eine Förderung der Exporte erhoffen 48 Prozent. „Durch die Wiederwahl Modis erhoffen sich deutsche Unternehmen, dass die vielfältigen strukturellen Probleme angegangen werden. Zu diesen zählen die Infrastruktur-Defizite in den Bereichen Transport, Energie sowie Information und Kommunikation, das komplexe Steuersystem und die regional sehr unterschiedlichen Regeln. Nur so können sich die Wachstumshoffnungen auch tatsächlich mittelfristig realisieren“, erklärt Andreas Glunz von KPMG.

Risiken bei der indischen Standortwahl

Trotz der positiven Aussichten sehen die befragten deutschen Unternehmen auch Herausforderungen in Indien. 64 Prozent der Befragten empfinden die bürokratischen Hürden als besonders belastend. Dieses entspricht einem Anstieg um 11 Prozentpunkte gegenüber dem Vorjahr. Danach folgt Korruption mit 39 Prozent, die im Vergleich zum Vorjahr (47 Prozent) jedoch als weniger relevant eingeschätzt wird. Als drittgrößte Herausforderung gilt das Steuersystem. Mehr als jedes vierte deutsche Unternehmen (27 Prozent) beklagt dies.

„Indien bietet eine einzigartige Kombination aus Marktgröße, Marktpotenzial und Talentpool für deutsche Unternehmen. Bürokratische und regulatorische Hürden sind aber nach wie vor das größte Problem. Eine effizientere Verwaltung, der weitere Abbau von Korruption und ein vereinfachtes Steuersystem würde Indien für deutsche Unternehmen noch attraktiver machen“, erklärt Stefan Halusa von AHK.

Steigende Einfuhrzölle werden von 52 Prozent und nicht-tarifäre Handelshemmnisse von 43 Prozent als weitere Risiken betrachtet. Befragt nach exogenen Risiken nennen 40 Prozent der deutschen Unternehmen mögliche Cyber-Attacken an erster Stelle. 37 Prozent empfinden die hohe Luftverschmutzung in Indiens Großstädten als Risiko. Zunehmender Protektionismus und Blockbildung werden von 36 Prozent als weitere wesentliche Risiken genannt.

Die KPMG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft und die Deutsch-Indische Handelskammer (AHK Indien) haben für den „German Indian Business Outlook 204“ eine Umfrage unter den indischen Tochtergesellschaften deutscher Konzerne sowie unter Unternehmen mit Indien-Aktivitäten in Deutschland durchgeführt. Insgesamt 85 Unternehmen nahmen daran teil (im Vorjahr 99 Unternehmen). Der Durchführungszeitraum lag zwischen dem 9. April und dem 20. Mai 2024. Die Fragen konzentrierten sich auf den wirtschaftlichen Ausblick der deutschen Unternehmen in Indien sowie auf deren Herausforderungen und Geschäftschancen.

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