Neue Ideen in die Praxis umsetzen Transfer als Motor für den Fortschritt

„Die wichtigste Stellschraube für erfolgreichen Wissenstransfer sind die Forschenden selbst“, so Professorin Martina Schraudner daüber wie der Transfer von der Wissenschaft in die Praxis am besten gelingt.

Bild: DALL·E, publish-industry
02.08.2024

Die Frage, wie der Transfer von der Wissenschaft in die Praxis am besten gelingt, haben das Fraunhofer IAO und die TU Berlin untersucht. Die Ergebnisse der dazu veröffentlichten Studie „Transfer 1.000“ zeigen klar: Der Wunsch, mit Forschung Wirkung zu erzielen, ist der stärkste Antrieb für aktiven Transfer. Doch was braucht es, dass der Wissenstransfer erfolgreich gelingt?

Wie können Forscher neue Ideen in die Praxis umsetzen? Angesichts der vielschichtigen Herausforderungen in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft sind Antworten auf diese Frage wichtiger denn je. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler müssen ihre Forschungsergebnisse sichtbar und greifbar machen, und zwar interdisziplinär. Denn nur so können menschengerechte und ressourcenschonende Lösungen in Form von technischen und sozialen Neuheiten gestaltet werden.

Menschen – die treibende Kraft hinter dem Wissenstransfer

Wie das gelingt und was Forschende antreibt, ihr Wissen verständlich aufzubereiten und zu teilen, haben das „Center for Responsible Research and Innovation“ (CeRRI) des Fraunhofer-Instituts für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO sowie die Technische Universität Berlin in einer quantitativen Befragung untersucht. Für die Studie wurden 1.000 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler verschiedenster Disziplinen, von Hochschulen, Universitäten und außeruniversitären Forschungseinrichtungen und mit unterschiedlichen Karrierestufen zu ihrem Transferengagement, ihrer Motivation und der Unterstützung befragt.

Bisherige Forschungen haben sich nur auf Strategien und Maßnahmen der Hochschulen und Forschungseinrichtungen für Wissenstransfer fokussiert. „Die wichtigste Stellschraube für erfolgreichen Wissenstransfer sind die Forschenden selbst – unabhängig von demographischen oder institutionellen Faktoren. Der Wunsch, mit ihrer Forschung positive Veränderungen zu bewirken, ist der stärkste Motivator. Es ist entscheidend, diese Motivation zu erkennen und gezielt zu unterstützen“, sagt die Studienleiterin Professorin Martina Schraudner, Leiterin des Fachgebiets „Gender und Diversity in der Technik und Produktentwicklung“ an der TU Berlin und wissenschaftliche Leiterin des CeRRI am Fraunhofer IAO.

Wege des Wissenstransfers

Der Transfer aus der Forschung umfasst verschiedene Austauschbeziehungen mit Wirtschaft, Gesellschaft und Politik wie etwa die Beratung von Politikerinnen oder Politikern oder die so genannte Citizen Science, also die Beteiligung von Bürgerinnen und Bürgern an wissenschaftlichen Prozessen. Patente und Gründungen tragen als etablierte Kanäle des Wissensaustauschs entscheidend dazu bei, dass wissenschaftliche Erkenntnisse nicht nur in der Forschungscommunity verbleiben, sondern auch den Weg in die Wirtschaft finden und dort Innovationen vorantreiben.

Obwohl 80 Prozent der Befragten ihre Erkenntnisse in die Anwendung bringen möchten, gibt es bisher nur vereinzelte „Transferchampions“, die zeigen, dass Transfer und Produktivität in Forschung und Lehre Hand in Hand gehen. Die Studie macht deutlich, dass es sich lohnt, den Transfer umfassend zu betrachten und in alle Bereiche des Transfers zu investieren, um bestmögliche Synergieeffekte zu erzielen. Die befragten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler fühlen sich bei ihren Transfertätigkeiten nur gering bis mittelmäßig durch ihre Organisation unterstützt.

Die Ergebnisse entstanden im Rahmen des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Projekts „Transferwissenschaft“, das im engen Verbund zwischen dem „Center for Responsible Research and Innovation“ (CeRRI) des Fraunhofer-Instituts für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO und der Technischen Universität Berlin durchgeführt wurde. Autorinnen und Autoren der Studie sind Henriette Canino, Antonia Muschner, Leonie Terfurth, Nils Winter und Martina Schraudner.

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