Ein starkes Netzwerk und ein Gewinn für alle Weg zu inklusiven Arbeitsplätzen geebnet

Die Plattform Inklusionsmatch soll es Unternehmen erleichtern, Inklusionsziele zu identifizieren, eine Strategie zu entwickeln, Möglichkeiten der Inklusion auszuloten und entsprechende Aktivitäten zu initiieren, die weit über die Beschäftigung von Menschen mit Behinderung hinausgehen.

Bild: iStock, Edwin Tan
06.08.2024

Ein Gründerteam der Ostbayerischen Technischen Hochschule Regensburg (OTH Regensburg) bringt frischen Wind in die Arbeitswelt: Mit ihrer digitalen Plattform Inklusionsmatch unterstützen Johannes und Katharina Dotzler sowie Tobias Hiebl Unternehmen dabei, Menschen mit Behinderung gezielt in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Dank eines Exist-Gründerstipendiums konnten sie ein starkes Netzwerk aufbauen und zeigen, dass Inklusion ein Gewinn für alle ist.

7,8 Millionen schwerbehinderte Menschen leben in Deutschland, ein Großteil davon würde gerne arbeiten. Doch wie die Zahlen belegen, gibt es noch viel Nachholbedarf. 106.781 von 174.919 Betrieben zahlten im Jahr 2021 eine Ausgleichsabgabe, weil sie die Beschäftigungsquote von Menschen mit Behinderung nicht erfüllt haben. Hier setzt das Start-Up Inklusionsmatch an, das sich aus der OTH Regensburg ausgegründet hat. Der Wirtschaftsinformatiker Johannes Dotzler, der Betriebswirt Tobias Hiebl und die Erzieherin Katharina Dotzler hatten dazu das Exist-Gründungsstipendium in Höhe von 130.000 Euro erhalten, um ihre soziale Gründungsidee umzusetzen.

Das Ziel ist digitales Inklusionsmanagement

„Um Inklusion zu realisieren, braucht man Ausdauer und schöpferisches Denken. Aber genau daran wollen wir mitwirken und zukünftig digitales Inklusionsmanagement für Unternehmen ermöglichen“, erklärt Johannes Dotzler den Hintergrund der Geschäftsidee. Das Ziel war von Beginn an klar: Das inklusive Engagement der Unternehmen gemäß Neunten Sozialgesetzbuch (SGB IX) voranzubringen, indem zunächst Optionen für den Einsatz von Menschen mit Behinderung in Unternehmen ausgelotet werden. „Im nächsten Schritt unterstützen wir diese Unternehmen dabei, Arbeitsmöglichkeiten so aufzubereiten, dass sie den Bedürfnissen der jeweiligen Personen gerecht werden“, erläutert Mitgründer Tobias Hiebl. Werkstätten für Menschen mit Behinderung oder Inklusionsbetriebe sollten ihrerseits darlegen, welche Aufträge sie übernehmen und abarbeiten können. Eine digitale Plattform soll schließlich das Matching leisten.

Der zwölfmonatige Förderzeitraum erwies sich als ausgesprochen intensive Lernzeit für das Gründerteam. Zu beschreiben, welchen Benefit die Dienstleistung Inklusionsmatch zu erbringen vermag, erforderte nicht nur die Schärfung des genauen Vorgehens, sondern zeigte auch, wie viele unterschiedliche Positionen, Funktionen und Akteure in diesem Kontext zu berücksichtigen sind – zum Beispiel die eines Inklusionsbeauftragten oder einer Schwerbehindertenvertretung. „Außerdem braucht es auch den Einbezug externer Stellen wie beispielsweise der Integrationsfachämter“, so Katharina Dotzler. Die Exist-Stipendiaten ließen sich bei auftretenden Hindernissen aber nicht beirren: Erfolgreich konnten sie im Förderzeitraum das Vertrauen von Fachverbänden und –vereinigungen erschließen, sich ein Partnernetzwerk aufbauen und durch Messen, Tagungen und Konferenzen Zugang zum Fachpublikum finden.

Inklusion als Gewinn für Unternehmen und Behörden

„Die intensiven Kontakte und die Rückmeldungen der möglichen Kundinnen und Kunden sowie Expertinnen und Experten während des Förderzeitraumes waren sehr hilfreich für uns“, resümiert das Team. Die Gespräche mit Vertreterinnen und Vertretern der öffentlichen Betriebe und privaten Unternehmen haben veranlasst, das Portfolio von Inklusionsmatch zu erweitern: Einrichtungen und Betriebe benötigen mehr Analysen und Beratung, um Inklusionsziele zu identifizieren, eine Strategie zu entwickeln, Möglichkeiten für Inklusion auszuloten und passende Aktivitäten in die Wege zu leiten, was weit über die Beschäftigung von Menschen mit Behinderung hinausgeht.

Der Aufbau dieser Kompetenz, Inklusion als Gewinn für Unternehmen und Behörden in die Gesamtstrategie mit aufzunehmen, war für die Projektleiterin und fachliche Mentorin, Prof. Dr. Irmgard Schroll-Decker, der größte Outcome und Basis für die weiteren Gründungsschritte. Das Exist-Gründungsstipendium ist ein Förderprogramm des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) und wird durch den Europäischen Sozialfonds (ESF) gefördert. In der Antragstellung wurde Inklusionsmatch vom Start-up Center der OTH Regensburg unterstützt und beraten. Die Ausgründung der Geschäftsidee erfolgt noch im Lauf dieses Jahres. Die ersten Schritte sind bereits getan.

Bildergalerie

  • Prof. Dr. Irmgard Schroll-Decker (vorne) stand dem Team von Inklusionsmatch, Katharina Dotzler (von links), Tobias Hiebl und Johannes Dotzler, beratend zur Seite.

    Prof. Dr. Irmgard Schroll-Decker (vorne) stand dem Team von Inklusionsmatch, Katharina Dotzler (von links), Tobias Hiebl und Johannes Dotzler, beratend zur Seite.

    Bild: Tobias Hiebl

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