Zwei Jahre nach Projektstart wurden Anlage und Speicher von „Underground Sun Storage“ im April in Anwesenheit von Landeshauptmann Thomas Stelzer, Vertretern des BMK, BMF und Klima- und Energiefonds feierlich in Betrieb genommen.
Markus Mitteregger, CEO der RAG Austria: „In unserer richtungsweisenden Demonstrationsanlage bringen wir 4,2 Millionen KWh (4,2 GWh) Sommerstrom in Form von Wasserstoff in den Winter und machen die Erneuerbaren damit versorgungssicher. Wir bilden die gesamte Wertschöpfungskette ab und setzen auf ein perfektes Zusammenspiel zwischen Erzeugung, Umwandlung, Speicherung und künftiger Nutzung von grüner Energie.“
In diesem geologischen Speicher kann künftig der Sonnenstrom-Überschuss von rund 1.000 Einfamilienhäusern aus dem Sommer in Wasserstoff umgewandelt und saisonal gespeichert werden.
„Im oberösterreichischen Gampern zeigen wir vor, was möglich und notwendig ist, um die sichere Versorgung mit grüner Energie das ganze Jahr über zu gewährleisten und damit die Energiewende zu stemmen“, betont Mitteregger.
Erneuerbare versorgungssicher machen
Die Pionierarbeit der RAG und ihrer Partner ist von großer Bedeutung für Unternehmen, politische Entscheidungsträger und Behörden zur strategischen Weiterentwicklung der Energiesysteme. Durch die Ergebnisse des Demonstrationsprojekts „Underground Sun Storage“ wird es möglich, die Gasspeicher mit ihren enormen Speichervolumina im Energiesystem der Zukunft auch als Wasserstoff- und Grünstromspeicher neu zu positionieren.
Gerade in Österreich gibt es mit seinen idealen geologischen Strukturen und bestehenden, modernen Speicherkapazitäten ein großes Potenzial. So wird es möglich, die Erzeugung von erneuerbarer Energie und ihren kurzfristigen Verbrauch zu entkoppeln und Versorgungssicherheit ganzjährig zu ermöglichen.
Wasserstoff macht Sonne und Wind speicherbar
Wasserstoff ist der wesentliche Baustein zur Erreichung der Klimaziele und zur Erhöhung der Versorgungssicherheit mit Energie. Wasserstoff kann ohne CO2-Emissionen erzeugt werden und lässt sich sauber und flexibel in allen Sektoren einsetzen – ob für Anwendungen in der Industrie, in der Wärme- und Stromerzeugung oder in der Mobilität. Das Entscheidende aber ist seine großvolumige Speicher- und Transportierbarkeit in einer bestehenden, nahezu unsichtbaren Infrastruktur.
„Ein rascher Wasserstoffhochlauf ist unabdingbar. Es reicht nicht, den Ausbau erneuerbarer Energien zu forcieren. Der Sonnen- und Windstrom der Sommermonate muss speicherbar gemacht und so in den Winter gebracht werden, wenn Wind nicht konstant, Sonne und Wasser nicht ausreichend Energie liefern, um den erhöhten Bedarf zu decken. Experten gehen bis 2030 allein in Österreich von einem saisonalen Energietransfer von 10 TWh pro Jahr aus.
„Underground Sun Storage ist der erste Schritt in diese Richtung, auf den weitere folgen müssen“, erläutert Mitteregger die Notwendigkeit, erneuerbare Energien in Form von Wasserstoff speicherfähig zu machen, um die sichere Versorgung mit Energie zu gewährleisten.
Es handelt sich dabei auch nicht um das erste ambitionierte Vorhaben erneuerbare Energie saisonal zu speichern. Bereits 2021 hat RAG Austria mit dem Projekt „Underground Sun Conversion“ für Aufsehen gesorgt.
Aussichten für die Zukunft
Finanz-/Bergbauminister Magnus Brunner: „Klimaschutz ist eine der zentralen Aufgaben unserer Generation. Unsere Ziele sind ambitioniert: Bis 2030 100 Prozent erneuerbarer Strom in und aus Österreich und bis 2040 Klimaneutralität in Österreich – immerhin zehn Jahre vor der EU. Damit wir diese Klimaziele erreichen, brauchen wir Investitionen, Innovation und Zusammenarbeit. Wir dürfen uns jedenfalls nicht auf einige wenige Technologien konzentrieren, sondern müssen weiter technologieoffen bleiben.“
Brunner weiter: „Die RAG setzt mit dem weltweit ersten geologischen Wasserstoffspeicher genau auf diese Technologieoffenheit, die wir so dringend brauchen: Der eingespeicherte grüne Wasserstoff leistet einen wichtigen Beitrag zur ganzjährigen Versorgungssicherheit – gleichzeitig wird fossiles Erdgas ersetzt und damit unsere Abhängigkeit reduziert. Eine Win-Win-Situation für Klima und Standort!“
Klimaschutzministerin Leonore Gewessler betont: „Underground Sun Storage zeigt vor, wie die sichere Versorgung mit sauberer, leistbarer Energie künftig funktionieren wird. RAG Austria ist es hier gelungen, internationale Maßstäbe zu setzen und zu zeigen, wie der Umbau zu einem klimaneutralen Österreich gelingt. Wenn wir einen Speicher für fossiles Gas zu einem Speicher für grünen Wasserstoff umbauen können, ist das ein Schritt in die grüne Energiezukunft. Mit diesem Wissen kann Österreich im globalen Wettbewerb ganz oben mitspielen.“
„Für Oberösterreich als Wirtschafts- und Industrie-Bundesland Nummer eins ist Wasserstoff ein entscheidender Schlüsselfaktor, um den Standort noch zukunftsfitter auszurichten. Zahlreiche heimische Unternehmen forschen bereits federführend an der Speicherung, Nutzung und Versorgung mit Wasserstoff. Mit unserer Wasserstoff Offensive 2030 investieren wir in dieses Zukunftsfeld und bauen so unsere Vorreiter-Position weiter aus. Dieser Speicher ist daher ein wichtiger Impuls für die saubere Energiezukunft unseres Landes.“, betont Landeshauptmann Thomas Stelzer.
Klima- und Energiefonds Bernd Vogl: „RAG Austria beweist mit Underground Sun Storage erneut, dass ein hervorragendes Team aus Wissenschaft und Wirtschaft richtungsweisende Ergebnisse für ein zukünftiges 100 Prozent erneuerbares Energiesystem mit rascher Klimawirkung liefern kann. Es ist bemerkenswert, mit welchem Engagement und Exzellenz hier innovative Projekte entwickelt werden und unsere Jury jedes Mal auf Neue überzeugen. Wir freuen uns schon auf weitere Schritte zur breiten Umsetzung und weitere Initiativen.“
Ergänzungen der Untersuchungen
Unter der Leitung der RAG Austria als Initiator und Technologieführer wird bis 2025 in der maßgeschneiderten Demonstrationsanlage Wasserstoff erzeugt und unterirdisch in einer Gaslagerstätte gespeichert, um künftig in der Region stofflich oder energetisch genutzt zu werden oder auch direkt über Wasserstoffkraftwerke der Versorgungssicherheit mit Strom und Wärme zu dienen.
Die Projektpartner Axiom Angewandte Prozesstechnik, Energie Oberösterreich, Energieinstitut an der Johannes-Kepler-Universität Linz, EVN, HyCentA Research, K1-MET, Technische Universität Wien, Universität für Bodenkultur Wien, Verbund, Verein Wiva P&G und Voestalpine Stahl begleiten das Projekt mit interdisziplinär technisch-wissenschaftlichen Untersuchungen für die Energiezukunft.
Ergänzt werden diese Untersuchungen durch die Entwicklung von geeigneten Aufbereitungstechnologien, die Modellierung von künftigen Energieszenarien und von techno-ökonomischen Analysen. Dazu gehören:
Wasserstoff als Ersatz für fossiles Erdgas
Direktverwendung in der energieintensiven Industrie
Aufbereitungsbedarf und -technologie
Verwertungsmöglichkeiten des Wasserstoffs mit hoher Reinheit